Gedenken an Şerafettin Elçi in Cizîr

Zu seinem achten Todestag ist in Şirnex Şerafettin Elçi gedacht worden. Der Rechtsanwalt und Politiker, der einer der Protagonisten des kurzen Frühlings der kurdischen Nationalbewegung Ende der 1950er Jahre war, erlag 2012 einem Krebsleiden.

In der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) ist dem vor acht Jahren verstorbenen Politiker und Rechtsanwalt Şerafettin Elçi gedacht worden. Der frühere Parlamentsabgeordnete war am 25. Dezember 2012 in einem Krankenhaus in Ankara einem Krebsleiden erlegen. An seinem Grab auf dem städtischen Friedhof in Cizîr kamen am Freitag zahlreiche Menschen zusammen, um an Elçi zu erinnern.

Unter den Anwesenden des Gedenkens war auch der Vorsitzende der Anwaltskammer von Şirnex, Nuşirevan Elçi. Der Jurist bezeichnete Şerafettin Elçi als „Sohn des kurdischen Volkes“ und sagte: „Immer, wenn wir Menschen wie ihn am nötigsten brauchen, fehlen sie uns.“ Der HDP-Politiker Hasan Özgüneş erinnerte an das große Ziel Elçis, an dem er jahrelang gewirkt hatte. „Sein Ideal war die Einheit der kurdischen Gesellschaft. Wir versprechen, dieses Ziel zu erreichen.“ Im Anschluss an die Reden wurden rote Rosen am Grab des Politikers abgelegt.

Şerafettin Elçi stammte aus einer Familie, die ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft bestritt. Als die Kolonalimächte nach dem Ersten Weltkrieg die willkürliche Grenze zwischen Syrien und der Türkei zogen, blieb der Familienbesitz der Elçis in Rojava. Dies führte dazu, dass die Familie verarmte. 1955 nahm Şerafettin Elçi in Ankara ein Jurastudium auf. Als einer der Protagonisten des kurzen Frühlings der kurdischen Nationalbewegung Ende der 1950er Jahre wurde er im „Prozess der 49“ wegen kurdischer Propaganda und Separatismus angeklagt. Auch mehrere Verwandte Elçis saßen mit auf der Anklagebank. Nach seinem Studium kehrte er zurück in seine Geburtsstadt Cizîr, wo er als Anwalt tätig war.

Şerafettin Elçi war mehrmals im Gefängnis. Zum ersten Mal wurde er nach dem Putsch vom März 1971 für acht Monate inhaftiert. Neun Jahre später, nachdem sich General Kenan Evren an die Macht geputscht hatte, wurde er wegen der Aussage „In der Türkei gibt es Kurden und ich bin einer davon“ zu 15 Jahren Haft verurteilt. Bereits nach 27 Monaten kam er wieder frei. Elçi saß auch mehrmals als Abgeordneter in der türkischen Nationalversammlung. 1977 wurde er als Abgeordneter der Gerechtigkeitspartei (AP) ins Parlament gewählt, nur ein Jahr später wechselte er zur Republikanischen Volkspartei (CHP), unter der er eine Weile Minister für Bau- und Stadtentwicklung war. Zudem gründete Elçi die pro-kurdischen Parteien „Demokratische Massenpartei“ (DKP) und die „Teilnehmende demokratische Partei“ (KADEP). 2011 wurde er das letzte Mal ins Parlament gewählt. Als unabhängiger Kandidat, unterstützt vom Block der Arbeit, Demokratie und Freiheit, trat Elçi für Amed an und gewann die Wahl.