Kampfjets attackieren Dörfer von Amêdî

Die türkische Luftwaffe hat erneut Dörfer nahe der südkurdischen Kleinstadt Amêdî angegriffen.

Türkischer Luftterror

Türkische Kampfflugzeuge haben am Sonntag mehrere Dörfer nahe der Kleinstadt Amêdî in der Kurdistan-Region Irak (KRI) bombardiert. Wie die in Silêmanî ansässige Nachrichtenagentur RojNews meldete, galten die Bombardierungen den Ortschaften Guherzê und Belavê (Bilava). Gesicherte Angaben zum Ausmaß der Bombardierungen lagen zunächst nicht vor. Auch über Verletzte war zunächst nichts bekannt.

Guherzê und Belavê liegen in der Nihêl-Region östlich von Amêdî und unweit des Metîna-Massivs, das ebenfalls attackiert wurde. Laut RojNews wurden die Gegend bereits am Samstag von türkischen Kampfbombern ins Visier genommen. Die Agentur berichtete von insgesamt drei Angriffswellen zu verschiedenen Tageszeiten, die schwere Sachschäden verursacht hätten.

Die Dörfer rund um den Metîna-Berg (nicht zu verwechseln mit der Region Metîna) galten einst als dicht besiedelt. Im Zuge türkischer Besatzungsoffensiven wurden viele Ortschaften entvölkert, in anderen wiederum gilt teilweise seit Jahren ein Zutrittsverbot. Da für Vertriebene außerhalb ihrer Heimatorte kaum Perspektiven durch die Behörden der KRI geschaffen werden, kehren Bewohnerinnen und Bewohner von Gebirgsregionen, deren Bevölkerung traditionell von der Viehzucht und Landwirtschaft lebt, trotz Kriegsgeschehen wieder zurück – und riskieren damit Leib und Leben.

Luftangriff auf Metîna-Massiv am 15. Juni 2024 (c) RojNews

Der Gegend um Amêdî kommt bei den türkischen Besatzungsplänen eine strategische Rolle zu. Nach den Schluchten und Tälern hinter dem Distrikt erheben sich bereits die Massive der Qadên Parastina Medyayê (dt. Medya-Verteidigungsgebiete) mit ihren bedeutsamen Regionen Zap, Metîna und Gare, die von der kurdischen Guerilla gegen den türkischen Expansionismus verteidigt werden. Der kürzeste Weg, das Gebirge vom Boden zu erreichen, führt durch Amêdî. Eine neue Invasion der Türkei, die derzeit in Vorbereitung ist, konzentriert sich auf Gare.

Acht zivile Opfer seit Jahresbeginn

Zur Vorbereitung der „Militäroperation“ bombardiert die türkische Armee seit Jahresbeginn nahezu täglich Siedlungsgebiete in und um Amêdî. Damit soll die verbliebene Bevölkerung offenbar zum Verlassen ihrer Dörfer gezwungen werden, um ein größeres Gebiet für die Invasion einzurichten. Die Friedensinitiative „Community Peacemaker Teams“ in der KRI (CPT - Iraqi Kurdistan) erklärte am Sonntag, dass seit Jahresbeginn mindestens acht Zivilist:innen bei türkischen Luftangriffen in Südkurdistan getötet worden sind. Die Gesamtzahl der seit Januar erfassten Attacken der türkischen Armee gab die Organisation mit mindestens 833 an. Die meisten dieser Luftschläge hätten sich gegen Gebiete in den Gouvernements Duhok und Hewlêr (Erbil) gerichtet. Die Dunkelziffer gilt als weit höher. Die Guerillaarmee der PKK verzeichnete allein im Mai 245 Luftangriffe mit Kampfflugzeugen und 43 Attacken durch Kampfhubschrauber in Südkurdistan.