„Ich bin tief erschüttert über die Ermordung des Dortmunders Ibrahim Demir. Der dringend Tatverdächtige, der sich im Zuge der Fahndung selbst gestellt hat, ist laut seiner Facebookseite bekennender Anhänger der türkischen faschistischen Bewegung der Grauen Wölfe“, erklärt Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE und Abgeordnete für Dortmund anlässlich der Tötung des 41-jährigen Ibrahim Demir, der in der Nacht zum Samstag in der Nähe seiner Dortmunder Wohnung zu Tode geprügelt wurde. Die Abgeordnete weiter:
„Ob dem brutalen Verbrechen ein politischer Streit vorausging oder die kurdische Herkunft des Opfers eine Rolle spielte, ist bislang nicht bekannt. Doch naheliegend erscheint, dass die faschistische Gesinnung des dringend Tatverdächtigen, der hier einen ihm körperlich weit unterlegenen kleinwüchsigen Mann zu Tode getreten hat, für diese schreckliche Tat ausschlaggebend war. Ich hoffe, dass Polizei und Staatsanwaltschaft auch in diese Richtung ermitteln und nach einem möglichen rassistischen beziehungsweise rechtsextremen Tatmotiv fragen. Die Grauen Wölfe, die in der Türkei seit den 70er Jahren eine Blutspur mit tausenden Toten hinterlassen und auch in Deutschland mehrfach gemordet haben, dürfen nicht länger verharmlost werden. Türkische Faschisten, die in Deutschland über zehntausende Anhänger verfügen, sind eine Gefahr. Sie gehören ebenso geächtet und bekämpft wie deutsche Neonazis.“
Selbst der Verfassungsschutz, der bekanntermaßen lieber Jagd auf Linke als auf Faschisten macht (Stichwort NSU), stuft diese Organisation als extremistisch ein. Nicht zu Unrecht. Die türkischen Faschisten verfügen in Deutschland über ein engmaschiges Netzwerk nationalistischer Organisationen, vom Boxclub über die 2018 verbotene mafiöse Rockergruppe Osmanen Germania, sogenannte Jugend- und Kulturvereine bis hin zu Moscheen, sagt die Journalistin Elke Dangeleit.
Die sogenannten „Grauen Wölfe“ sind Anhänger der „Ülkücü“-Bewegung (türk. „Idealisten“). Gegenwärtig existieren zwei Hauptströmungen: jene um die „Große Einheitspartei“ BBP (Büyük Birlik Partisi) sowie jene um die „Partei der Nationalistischen Bewegung“ MHP – (Milliyetçi Hareket Partisi). Der MHP werden tausende politische Morde in der Türkei zugeschrieben, größtenteils handelt es sich bei den Opfern um Kurden. Aber auch andere Minderheiten gehören ins Visier der Faschisten. Ein bekanntes Beispiel ist der Mord an dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink 2007 in Istanbul. Morde an Christen 2006 und 2007, an Aleviten und linken Oppositionellen gehen ebenfalls auf ihre Rechnung. Seit Recep Tayyip Erdoğans Säuberungsaktionen im Militär- und Polizeiapparat im Zuge des sogenannten Putschversuchs vom Sommer 2016 sind viele türkische Faschisten mittlerweile dort in Lohn und Brot. Sie werden ebenfalls besonders gerne in den kurdischen Regionen des Landes eingesetzt, da sich dort ihr Hass auf Andersdenkende ungezügelt und ungestraft entfalten kann. Die Ultranationalisten der rechtsextremen MHP sind zudem Koalitionspartner der türkischen Regierungspartei AKP.