„Das syrische Militär ist verpflichtet, Syrien zu verteidigen“

Der YPG-Sprecher Nurî Mehmûd erklärte, Erdoğan versuche mit Hilfe vom IS und al-Nusra jegliche demokratische Alternative zu vernichten.

Der YPG-Sprecher Nurî Mehmûd sagte, dass man die syrische Armee zur Verteidigung des syrischen Territoriums aufgefordert habe. Er bezog sich dabei auf Grundsätze des internationalen Rechts. Weiter sagte er, dass syrische Militär hätte zwar Gruppen geschickt, diese besäßen aber nicht die Stärke, diese Aufgabe zu erfüllen. „Und wieder sind wir es, die schützen, die dort kämpfen. Es sind wieder die YPG, YPJ und QSD. Obwohl die Kräfte, die zum syrischen Militär gehören vor vier bis fünf Tagen dazugekommen sind, greift die Türkei im Moment noch heftiger an. Insbesondere die Angriffe mit Panzern und Flugzeugen sind weiter verstärkt worden; es werden immer mehr Terroristen geschickt. Wir warten ab, ob die syrische Armee wirklich verteidigen kann. Wir warten auf einen Schritt des syrischen Militärs.“

Der IS greift gemeinsam mit al-Nusra an

Nurî Mehmûd bewertete die Entwicklungen gegenüber ANF und erklärte: „Erdoğan hat das türkische Militär nach Efrîn geführt und greift nun gemeinsam mit dem IS und Jabhat-al-Nusra die Region an. Gegen die Bevölkerung wird mit verschiedensten Waffen vorgegangen, jede schmutzige Praxis wird angewendet. Sie sagen, sie seien Muslime, aber nehmen Moscheen ins Visier. Sie beschießen Wasserquellen, Schulen, Bäckereien und zivile Konvois, die zur Unterstützung auf dem Weg nach Efrîn sind. Zuletzt ist bekannt geworden, dass sie sogar Chemiewaffen benutzen. Erdoğan ist ein Ingenieur des Terrors, der sich am Tiefpunkt befindet. Er versucht alle Lebensquellen auszutrocknen. Wie macht er das? Natürlich, indem er die Türkei und die Völker der Türkei verkauft. Das sollten die Völker der Türkei verstehen.“

Efrîn ist das Opfer der globalen ökonomischen Krise

Mehmûd wies darauf hin, dass das Erdoğan-Regime mit den verschiedenen Staaten Deals eingegangen sei, damit sie sich nicht gegen den Angriff auf Efrîn stellten. „Die Türkei ist geografisch gesehen ein Ort von strategischer Bedeutung. Sie ist das trojanische Tor, das Europa und Asien verbindet. Sie ist eine Region, in der von der frühen Geschichte bis heute die Konflikte aller ausgetragen worden sind. Daher will die Welt in der Türkei keine Instabilität. Erdoğan nutzt natürlich diese Gelegenheit. Er handelt mit Russland und Syrien und wer weiß mit wem noch. Er versucht, für seine eigenen Machtvorteile die Türkei zu zerreißen und greift gleichzeitig an, damit kein alternatives demokratisches System entstehen kann. Und natürlich schweigt die Welt dazu, denn Efrîn und Syrien sind die Opfer der globalen ökonomischen Krise. Jeder führt seinen eigenen Krieg in Syrien und erlaubt, dass die Völker dort geopfert werden. Jeder weiß, dass der Krieg in Efrîn keiner Moral und keinem Gesetz mehr unterliegt. Es handelt sich dabei nur um Terrorismus.“

„Wir erwarten eine starke Reaktion vom syrischen Militär"

Mehmûd sagte in Bezug auf die zum syrischen Militär gehörenden Gruppen, die seit dem 20. Februar in der Region sind: „Wir haben im Rahmen des internationalen Rechts und im Glauben daran, dass es die Aufgabe des syrischen Militärs sei Syrien zu verteidigen, es dazu aufgefordert, mit uns die Einheit Syriens zu verteidigen. Aber natürlich versuchen alle, dies im Sinne ihrer eigenen Vorteile zu bewerten und zu reflektieren. Es gibt Gesetze und Kriterien für das Verhältnis von Staaten und Gesellschaften. Bis jetzt denken auch die Staaten der Welt, dass es ihre Aufgabe sei, Syrien zu verteidigen. Nach den Gesetzen und Kriterien ist das syrische Militär dazu verpflichtet, Syrien zu verteidigen. Das was wir getan haben, ist, dass syrische Militär zur Erfüllung seiner Aufgabe aufzurufen. Das syrische Militär sollte einschreiten und die Einheit Syriens vor einer Invasion schützen.

Aber bisher sind die Gruppen, die vom syrischen Militär nach Efrîn gekommen sind, nicht in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. Diejenigen, die dort kämpfen sind die YPG, YPJ und QSD. Obwohl die Kräfte, die dem syrischen Militär angehören, vor vier bis fünf Tagen gekommen sind, hat der türkische Staat seine Angriffe verstärkt. Insbesondere die Angriffe mit Panzern und Flugzeugen wurden weiter verstärkt, noch mehr Terroristen wurden geschickt. Daher warten wir ab, ob diese Armee es überhaupt schaffen kann Syrien zu verteidigen. Wir warten immer noch auf einen der Lage entsprechenden ernsthaften Schritt des syrischen Militärs. Es gibt einen sehr ernstzunehmenden Krieg in Efrîn. Deswegen sind unsere Kräfte von Aleppo nach Efrîn verlegt worden. Ich möchte klarstellen, dass wir bis zu Letzt Widerstand leisten werden. Die Völker von Efrîn werden in diesem Krieg Widerstand leisten und siegen.“

Russland wird von paralleler Konzernstruktur geleitet

Mehmûd wies darauf hin, dass der Krieg gegen Efrîn mit der Erlaubnis Russlands stattfindet. Die Konzerne, die einen Einfluss auf die russische Regierung haben, wollen Syrien durch den Angriff auf Efrîn destabilisieren. „Was gibt es in Russland für eine Regierung und ein System? Stammt diese Entscheidung aus dem russischen Parlament? Wir konnten keine genauen Informationen darüber erhalten, wo diese Entscheidung in Russland gefallen ist. Meiner Meinung nach gibt es eine parallele Führung von Konzernen in Russland. Meiner Meinung nach wurde dieses Abkommen im Interesse der Profite dieser Konzerne geschlossen. Die Stabilität Syriens ist nicht im Interesse Russlands, denn Russland hat bisher keine Möglichkeit gehabt, von der Situation zu profitieren. 

Sie hatten erklärt, dass sie ihre Soldaten aus Syrien abziehen werden, aber sie haben es nicht getan. Diese Erklärungen waren einfach nur falsch. Es ist klar, dass die parallele Struktur aus Konzernen kein Interesse an einer stabilen Türkei oder einem stabilen Syrien hat. Syrien soll in einem Kriegszustand bleiben, damit Russland dies zu seinem Vorteil nutzen kann. Jetzt haben sie der Türkei Efrîn im Tausch gegen den Flughafen Ebu Zuhur gegeben. Danach kam heraus, dass ein Abkommen über Erdgas vorbereitet wird. Sie wollen den Bosporus benutzen, um das Schwarze Meer und das Marmara Meer miteinander zu verbinden. In dieser Hinsicht sind einige Absprachen an die Öffentlichkeit gelangt.“ Mahmut stellte dar, dass Russland manchmal in Dêra Zor, manchmal in Efrîn und manchmal in Damaskus willkürlich Gruppen angegriffen habe, um so ihrem eigenen Interesse nach für Instabilität zu sorgen.

Hinter dem Angriff auf Ghuta steht Russland

Mehmûd sagte zu den Angriffen auf Efrîn und Ghuta: „Für die toten Kinder von Efrîn und Ghuta trägt Russland die volle Verantwortung. Das Regime hat dort keine Kontrolle. Meiner Meinung nach wurde der Angriff auf Ghuta von Russland und im Interesse der russischen Konzerne durchgeführt. Man hat versucht, die Allianz zwischen Russland und der Türkei zu tarnen und etwas anderes auf die Tagesordnung der Welt zu bringen.

Man arbeitet mit der Türkei zusammen, um die Instabilität in Syrien zu vertiefen und ist bemüht, der Türkei weitere Möglichkeiten zu eröffnen. Wenn Russland dafür sorgt, dass die Türkei sowohl in Efrîn als auch in Aleppo eindringen kann, wird die Instabilität vertieft und es entstehen weitere Profite, auch aus den geheim geschlossenen Abkommen mit der Türkei. Russland bereitet sich auf das Ende von Lausanne vor. Deshalb vertritt es die Auffassung, je mehr es von Syrien verkauft und dafür von der Türkei bekommt, desto profitabler wird es. Deswegen versucht Russland für seinen eigenen Profit Konflikte zu schüren.“

Sie wollten unseren Erfolg gegen den IS schwächen

Mehmûd bewertete, dass das Hauptziel des Abkommens für den Angriff auf Efrîn zwischen Russland und der Türkei, gewesen sei, die großen Erfolge der QSD gegen den IS in Dêra Zor abzuschwächen. „Wir haben in Dêra Zor große Erfolge im Namen der Welt errungen. Wir waren dabei den IS auszulöschen, was für Syrien die Perspektive auf eine Stabilisierung eröffnet hat. Es entstand die Möglichkeit, mit allen Komponenten Syriens über eine Lösung und eine Stabilisierung des Landes zu sprechen. Genau in dieser Phase verständigten sich die Türkei und Russland über den Angriff auf Efrîn – sie zielten darauf ab, den Erfolg von Dêra Zor gegen den IS zu schwächen. Der Angriff auf Efrîn hat dem IS neue Moral, Möglichkeiten und die Überzeugung gegeben, wieder gewinnen zu können. Deshalb ist der Krieg um Efrîn auch ein Krieg, in dem entschieden wird, ob der IS wieder auf die Füße kommt. Wir befinden uns im Moment weiterhin im Krieg in Dêra Zor, genauso wie in Efrîn. In Dêra Zor führen wir Krieg gegen den IS und in Efrîn kämpfen wir ebenfalls gegen Terroristen, die die türkische Regierung vorgeschickt hat. Natürlich ist ein Krieg an zwei Fronten nicht so einfach zu führen. Aber wir kämpfen dennoch weiter, sowohl gegen den IS, als auch gegen seinen Schöpfer.“

In Efrîn wird die Menschheit gewinnen

Mehmûd beschreibt die aktuelle Phase in Syrien und den Kampf, der gerade geführt wird als eine wichtige Prüfung: „Wenn sich hier kein demokratisches Projekt und kein moralisches und gerechtes System entwickeln, dann wird hier eine Situation entstehen, die die ganze Welt bedroht. Es ist nicht richtig, dass zu den Angriffen auf Efrîn geschwiegen wird. Wir haben gegen den IS gekämpft, gegen die grausamste Terrororganisation der Welt. Die Menschen aus Efrîn, insbesondere die Jugend, sind gekommen und haben mit uns an vielen Orten gemeinsam gegen den IS gekämpft. Der IS ist eine Terrororganisation, die aus der ganzen Welt zusammengestellt wurde. So wie wir gemeinsam gegen den IS gekämpft haben, so muss es nun auch in Efrîn sein. Die, die in Dêra Zor, Raqqa und Kobanê gegen uns gekämpft haben, kämpfen nun an der Seite Erdoğans in Efrîn gegen uns. Die Welt muss das sehen.

Gegen uns kämpfen nicht die Völker der Türkei. Es ist nicht die Türkei, die gegen uns kämpft, es ist allein Erdoğan und sein Regime. Von diesem Krieg profitiert niemand. Einen neuen IS zu schaffen nützt niemanden. Die USA, Europa und die ganze Welt müssen sehen, dass dies für niemand von Vorteil ist. Auch wenn man nur auf den eigenen Vorteil aus ist, sollte man zumindest das anerkennen.“