Abschied von Apê Vahap in Berlin

Die kurdische Community in Berlin hat einen langjährigen Mitstreiter verloren. Vahap Göğebakan, bekannt als Apê Vahap, ist am Sonntag im Alter von 76 Jahren verstorben.

Vahap Göğebakan, bekannt als Apê Vahap (Onkel Vahap), ist am Sonntag im Alter von 76 Jahren in Berlin verstorben. Im kurdischen Verein Nav-Berlin haben Hunderte Menschen Abschied von dem langjährigen Aktivisten genommen. Nach der Trauerfeier wurde sein Leichnam in die Türkei überführt und an seinem Geburtsort Gogebaqan in Meletî-Arxa (tr. Göğebakan in Malatya-Akçadağ) beerdigt.


Bei der Verabschiedung in Berlin würdigten seine Weggefährt:innen den jahrzehntelangen Einsatz von Apê Vahap, der seit 1969 in Deutschland lebte und sich erst hier seiner kurdischen Identität bewusst wurde. Für die Kommission der Gefallenenfamilien hielt Şemse Daye eine Ansprache und erklärte: „Er hat kein einziges Mal gesagt, dass er müde, verletzt oder alt ist. Bis zum letzten Moment hat er seinen Kampf nicht aufgegeben. Er war immer mit uns zusammen.“

Seine letzten Worte waren „Bijî Serok Apo“

Apê Vahaps Weggefährte Zekî Pîrsus sagte: „Heval Vahaps Arbeit und Praxis zu beschreiben, ist nicht einfach. Wir haben jahrelang zusammen gearbeitet. Bei Aktionen, Demonstrationen und in allen Bereichen haben wir einen atemlosen Weg zurückgelegt. Er war ein Freund, der großen Einsatz zeigte. Seine Verbundenheit mit Rêber Apo [Abdullah Öcalan], seine Überzeugungen und seinen Kampf hat er niemals verloren.“

Der Aktivist Selahattin Mete erklärte: „Apê Vahaps Liebe zu seinem Land war für uns ein Vorbild. In seinem 34 Jahre andauernden Kampf hat er ganz Europa bereist und gearbeitet. Bei allen Demonstrationen und Veranstaltungen zeigte er, dass er Kurde aus Kurdistan ist und sich gegen die Besatzung stellt. Den Gefallenen und Rêber Apo war er treu ergeben.“ Hüseyin Yılmaz, Ko-Vorsitzender von Nav-Berlin, berichtete: „Seine letzten Worte waren ,Bijî Serok Apo'.“

Betroffener des PKK-Verbots in Deutschland

1993 war Apê Vahap dabei, als gegen das Verbot einer Newroz-Veranstaltung an der Technischen Universität Berlin protestiert wurde. Als die Polizei die Anwesenden angriff, versuchten einige junge Kurden aus Protest eine Selbstverbrennung. Von diesem Tag erzählte Apê Vahap vor zwei Jahren in einer ANF-Reportage: „Universitäten waren für mich wie ein heiliger Ort, das ist noch immer so. Und Europa galt für mich als Wiege der Demokratie und Freiheiten. Dass den Kurden das Feiern verboten und die Türen einer Universität verschlossen werden, war für mich unvorstellbar. Ich war erschüttert. Wie der Protest dann angefangen hat, habe ich gar nicht mitgekriegt. Als ich gegen die Selbstverbrennungen intervenierte, wurde ich auch von den Flammen erfasst.“

Apê Vahap war Opfer des PKK-Verbots. Seine Wohnungstür wurde aufgebrochen, als er nicht zu Hause war, ein anderes Mal wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil ein Buch über den Befreiungskampf bei ihm gefunden wurde. Wie viele Verfahren gegen ihn eingeleitet wurden, wusste er selbst nicht mehr genau. Er betonte jedoch, dass das PKK-Verbot in Deutschland Unrecht ist und endlich aufgehoben werden muss: „In Deutschland wird auf der einen Seite von dem Recht auf Muttersprache und Demokratie geredet, auf der anderen Seite werden Verbote erlassen. Wem haben die Kurden etwas getan? Wen verleugnen sie? Wenn irgendein Volk verleugnet und erniedrigt wird, dann sollte das verboten werden. Aber die Menschen, die hinter der kurdischen Sache stehen, beleidigen keine Glaubensgemeinschaften oder Völker, im Gegenteil, sie treten für die Rechte aller ein.“