Efrîn: MIT und Dschihadisten verschleppen 14 Zivilisten

Der türkische Geheimdienst MIT und dschihadistische Söldner des Besatzungsregimes in Efrîn haben 14 Zivilist:innen an unbekannte Orte verschleppt. Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn appelliert an die Weltgemeinschaft.

Nach Angaben lokaler Quellen sind in den vergangenen Tagen 14 Menschen aus Dörfern in Efrîn verschleppt worden. Im Bezirk Mabeta wurden Elî Ebo aus dem Dorf Kaxirê und Ebdo Hesîko aus Mîrkan vom türkischen Geheimdienst MIT festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Tolîn Îbrahîm wurde von Dschihadisten entführt, die im türkischen Besatzungsregime als „politische Sicherheit“ fungieren.

Dschihadistische Milizionäre haben darüber hinaus Şêx Mûse Xelîl in Şera, Mihemed Seydo, Ebdulrehman Birîmce (57), Ebdullah Xelîl Murad (53) und Şamîran Xelîl Hac Ebdo in Cindirês, Hisên Henan Beyram (47) in Bilbil, Rizgar Fewzî Ekaş in Mabeta sowie Osman Ebdîn Reşîd und Mihemed Omer Heyder in Şiyê entführt.

In den besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien finden systematisch Verbrechen gegen die Menschlichkeit statt. Dies belegen auch die neuen statistischen Angaben der Menschenrechtsorganisation von Efrîn. Demnach wurden allein in den Monaten Oktober und November sechs Personen ermordet und 95 entführt. Bei einer der ermordeten Personen und acht der Entführten handelt es sich um Frauen.

Entführungen: Geschäftsmodell der Söldner

Entführungen gehören zum Geschäftsmodell der vom türkischen Staat kommandierten Söldnertruppen. So werden immer wieder Zivilist:innen entführt und gegen Lösegeldzahlung wieder freigelassen. Freigelassene berichten von schwerer Misshandlung in den Folterkellern des türkischen Geheimdienstes MIT. Immer wieder kommen Verschleppte bei der Folter ums Leben. Manche der Entführten werden auch in die Türkei verschleppt und dort inhaftiert.

Historische Stätten werden weiterhin geplündert

Außerdem gingen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation auch die Angriffe auf kulturelle und historische Hinterlassenschaften weiter. So wurde die Anlage von Nebi Hûri und Qibar weiter geplündert. Darüber hinaus wurden 3.000 Olivenbäume gefällt und das Holz verkauft. Das Mausoleum von Nebi Huri („Prophet Huri“), der als wunscherfüllender Sufi sowohl von Muslimen als auch Christen verehrt wird, befindet sich außerhalb der Stadtmauer der hellenistischen Stätte von Kyrrhos, die im heutigen Şera bei Efrîn im Gebiet des Çiyayê Kurmênc (Dschabal al-Akrad, dt. Berg der Kurden) liegt. Die Provinzstadt wurde durch Antigonos I. Monophthalmos um 300 v. Chr. durch die Seleukiden gegründet und ist seit der Invasion Ziel von ständigen Zerstörungen und Plünderungen durch die Besatzungstruppen.

3.000 Olivenbäume gefällt

Roşîn Hido von der Menschenrechtsorganisation von Efrîn erklärt dazu: „Olivenöl und Olivenprodukte, die die Lebensgrundlage der Menschen in der Region sind, werden in die Türkei gebracht. Von dort aus werden sie nach Europa geschickt, als wäre es türkische Ware." Das französische Magazin Le Point veröffentlichte im Januar 2019 einen Forschungsbericht zu diesem Thema, in dem es heißt, dass in der Türkei 20.000 Tonnen Olivenöl aus Efrîn im Wert von 60 Millionen Euro verkauft worden seien.

Hido appellierte an Menschenrechtsorganisationen und die internationale Gemeinschaft, etwas gegen die Verbrechen an Mensch und Umwelt in Efrîn zu unternehmen.