Fußballturnier in Gedenken an Cengiz Ulutürk in Berlin

In Berlin hat das erste Fußballturnier in Gedenken an den türkischen Internationalisten Cengiz Ulutürk stattgefunden. Der Mitbegründer der Berliner „Antifaşist Gençlik“ starb vor 27 Jahren in den Bergen Kurdistans.

Organisiert von der Internationalistischen Jugendkommune Berlin, hat an diesem Sonntag in Wedding das erste Fußballturnier in Gedenken an Cengiz Ulutürk stattgefunden. Bei bestem Wetter sind nach einer Einleitung und einer gemeinsamen Schweigeminute mehrere Teams gegeneinander angetreten, um an den türkischen Internationalisten zu erinnern. Wie eine Turnierteilnehmerin bekräftigte, sei dieses Turnier der erste Schritt dazu, das Leben und den Kampf Ulutürks in jener Stadt wieder bekannter zu machen, in welcher er jahrelang politisch aktiv war.

Cengiz Ulutürk war Antifaschist und hatte die Berliner „Antifaşist Gençlik“ (Antifaschistische Jugend) mit aufgebaut. Die Gruppe setzte sich aus organisierten türkischen und kurdischen Strukturen zusammen und hatte unter anderem zum Ziel, migrantische Jugendliche zu politisieren. In Folge staatlicher Verfolgung, die ihre Quelle in einem tödlichen Messerangriff auf den rechtsextremen Politiker Gerhard Kaindl hatte, mussten Cengiz Ulutürk und weitere Mitglieder der Antifaschistischen Jugend untertauchen.

Nach einiger Zeit in verschiedenen Verstecken ging Ulutürk in den Mittleren Osten und schloss sich in Kurdistan der PKK-Guerilla an. Er gilt als erster türkischstämmiger Internationalist aus Deutschland, der in die Berge ging. Vor 27 Jahren verlor er in Dersim durch einen Hinterhalt des türkischen Militärs sein Leben. Anja Flach, Ethnologin und Buchautorin aus Hamburg, die in den Neunzigern zwei Jahre bei der Guerilla verbrachte, war Cengiz Ulutürk 1996 in den Bergen zweimal begegnet. In ihrem Buch „Jiyanekê din – Ein anderes Leben“ beschrieb sie diese Begegnungen:

„Ein Freund aus Deutschland ist auf dem Weg zum Logistikpunkt bei uns vorbeigekommen. Heval Munzur ist Türke und in Berlin groß geworden. Es ist wunderbar, sich mal wieder fließend auf Deutsch unterhalten zu können (…). Heval Munzur versteht meine Schwierigkeiten. Die kurdische Kultur war ihm genauso fremd wie mir, als er vor einigen Jahren gekommen ist. In Berlin war er in der Antifa organisiert, kennt also auch die Probleme der deutschen Linken. In der BRD wurde er gesucht. Das war aber nicht der Grund, sich der Guerilla anzuschließen, es war nur ein Auslöser. Es ist offensichtlich, dass er bei der Guerilla glücklich ist. Munzur strahlt eine mitreißende Energie aus und kann es kaum erwarten, in die Kampfgebiete im Norden zu gehen. Sein größter Wunsch ist es, nach Dersim zu gehen, eine der nördlichen Provinzen Kurdistans. Er erklärt mir, dass sie in unserem Gebiet etwa 30 Freund:innen bei der DHP sind, 10 werden im Frühjahr in den Kampf gehen, er wird auch dabei sein.

Was Heval Munzur mir noch mit auf den Weg geben kann, sind seine Erfahrungen: ‚Es ist wichtig, dass du nie so herangehst: ,Keiner versteht mich’. Vielmehr musst du erst mal versuchen, die Realität, aus der die Freund:innen kommen, zu verstehen. Das ist nicht immer leicht, aber du musst bedenken, dass die meisten von ihnen das Leben in Europa nicht kennen.‘“

Eine längere Version kann hier nachgelesen werden: https://www.kurdistan-report.de/index.php/archiv/2021/89-kr-216-juli-august/1133-von-anatolien-nach-berlin-von-berlin-nach-kurdistan