Zahl der Todesopfer nach iranischen Raketenangriffen steigt auf 14

Nach den Angriffen Irans auf Südkurdistan ist die Zahl der Todesopfer auf 14 gestiegen. Bei dem jüngsten Opfer handelt sich um ein Neugeborenes, das bereits hirntot zur Welt gekommen war. Die Mutter starb bei Raketenangriffen auf eine Flüchtlingssiedlung.

Nach den Angriffen Irans auf die Kurdistan-Region Irak (KRI) ist die Zahl der Todesopfer auf 14 gestiegen. Das teilten die Behörden in der KRI mit. Bei dem jüngsten Opfer handelt sich um ein Neugeborenes. Die Mutter Reyhane Kanani war in der 39. Woche schwanger, als sie am Mittwoch bei Raketenangriffen auf eine Flüchtlingssiedlung im Distrikt Koyê bei Hewlêr (Erbil) starb. Sie war zwar hirntot, aber Ärzte konnten ihren Herzschlag einige Stunden aufrechterhalten. Dann holten sie per Kaiserschnitt den Sohn, Wanyar, zur Welt. Am Donnerstagabend starb das Baby. Es war bereits hirntot, als es geboren wurde.

73 Raketen hatte Iran am Mittwoch auf den Großraum von Hewlêr und Silêmanî abgefeuert, parallel dazu waren Kamikaze-Drohnen im Einsatz. Betroffen von den Bombardierungen waren Basislager der in Iran ansässigen kurdischen Oppositionsparteien PDK-I (Demokratischen Partei Kurdistan-Iran), PAK (Freiheitspartei Kurdistan), PJAK (Partei für ein freies Leben in Kurdistan) sowie Komala. Auch zivile Siedlungsgebiete wurden gezielt angegriffen. Mindestens 58 Personen, viele von ihnen Familienmitglieder von Peschmerga, wurden teils schwer verletzt. Unter ihnen befinden sich auch Zanyar Rahmani, der Vater des Säuglings Wanyar, sowie mehrere Journalist:innen.

Die Angriffe Irans auf Gebiete in Südkurdistan begannen vor einer Woche. Damit will das Regime in Teheran vom Volksaufstand im Land ablenken. Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini in Polizeihaft der iranischen Sittenpolizei vor zwei Wochen werden Ostkurdistan und Iran von einer massiven Protestwelle gegen den herrschenden Klerus und das System der Islamischen Republik erfasst. Die ostkurdischen Parteien im Süden unterstützen die Proteste und verurteilen ihre gewaltsame Niederschlagung, bei der nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo bislang mindestens 83 Menschen ums Leben gekommen sind.

Iran setzt Beschuss weiter fort

Das irakische Außenministerium überreichte dem iranischen Botschafter in Bagdad am Donnerstag eine offizielle Protestnote und forderte unverzügliche Maßnahmen zur Einstellung der Angriffe. Der Irak werde ein diplomatisches Verfahren auslösen, um eine starke Antwort auf diesen „gravierenden“ Verstoß gegen die Grundsätze der guten Nachbarschaft und die eklatante Missachtung der Bevölkerung des Iraks zu geben, sagte Ministeriumssprecher Ahmed Al-Sahhaf. Das iranische Regime blieb davon unbeeindruckt: Am Freitag wurden die Attacken gegen Ziele in Südkurdistan fortgesetzt. Ziel der Bombardements iranischer Bodentruppen ist zum wiederholten Mal die Grenzregion Sîdekan (Bradost). Granateneinschläge wurden bisher in Siedlungen an den Ausläufern des Berbizina-Gipfels sowie am Çiyayê Helgurd in Balekayetî gemeldet. Ob Menschen durch den Beschuss zu Schaden gekommen sind, ist noch unklar.