Grabbesuch bei den Sprösslingen der Revolution

An ihrem Grabmal in Ankara ist Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan gedacht worden. Die „Sprösslinge der Revolution“, wie die Anführer der 68er-Bewegung in der Türkei liebevoll genannt werden, wurden heute vor 52 Jahren hingerichtet.

Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan, Hüseyin İnan

Der am 6. Mai 1972 von der türkischen Militärjunta erhängten Anführer der 68er-Bewegung, Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan, ist an ihrem Grab in Ankara gedacht worden. An dem von verschiedenen linken Gruppen, politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Organisationen gemeinsam ausgerichteten Gedenken auf dem Karşıyaka-Friedhof in der Neustadt von Ankara nahmen auch die beiden DEM-Vorsitzenden Tülay Hatimoğulları und Tuncer Bakırhan sowie weitere Mitglieder der Partei teil.

„Der heutige Kampf für die demokratischen Rechte des kurdischen Volkes steht in der Tradition des Kampfes von Deniz, Yusuf und Hüseyin”, sagte Bakırhan in einer Ansprache. Er würdigte die „Sprösslinge der Revolution“, wie Gezmiş und seine Freunde liebevoll von der Linken genannt werden, als Pfeiler der Brücke zwischen dem Kampf der 68er-Bewegung und den heute anstehenden Kämpfen, sei es der Befreiungskampf des kurdischen Volkes, der Widerstand gegen Krieg, Ausbeutung und Unterdrückung oder die Auflehnung für eine Demokratisierung des Landes.

Mit einem Schweigemarsch zogen die Teilnehmenden des Gedenkens gemeinsam auf den Karşıyaka-Friedhof (c) MA


Ähnliche Worte fand auch Hatimoğulları. Viele Errungenschaften des revolutionären und sozialistischen Kampfes in der Türkei und in Kurdistan seien Wegbereitern wie Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan zu verdanken. „Ihre Tradition des Widerstands wird von Generation zu Generation übertragen. Wir befinden uns auf der richtigen Seite der Geschichte und unser gemeinsames Werk, an dem auch Menschen wie Mahir Çayan, Ibrahim Kaypakkaya, Mazlum Doğan, Sakine Cansız und Sêvê Demir maßgeblich beteiligt waren, ist der Beweis dafür, dass der linksrevolutionäre Kampf viel mehr als nur ein Licht am Ende des Tunnels ist. Er hat das Potenzial, den Faschismus unwiederbringlich zu überwinden.“

Nach den Reden wurden rote Rosen und Nelken an den Gräbern niedergelegt. Die Pflanze wurde 1889 im Zuge der Geerkschaftskämpfe zur „Arbeiterblume“, ihre ursprüngliche politische Geschichte ist aber eine andere. Als Zeichen ihrer Unerschrockenheit trugen während der französischen Revolution verurteilte Aristokraten Nelken auf dem Weg zur Guillotine. | Foto (c) MA


Weitere Ansprachen kamen von den Vertreterinnen und Vertretern anderer Parteien und Organisationen, die sich an dem Gedenken beteiligten. Sie alle waren sich einig, dass positive Veränderungen in der Türkei im Sinne der Anführer der 68er-Bewegung nur „Schulter an Schulter kämpfend“ erreicht werden können.