Solidarität mit den Protesten im Iran

Auch gestern gab es in Deutschland und Österreich Solidaritätsaktionen mit dem Kampf der Frauen in Ostkurdistan und Iran gegen Unterdrückung und für Freiheit und Selbstbestimmung.

In Frankfurt hatten Women Defend Rojava und der kurdische Frauenrat Amara zu einer Kundgebung auf dem Paulsplatz aufgerufen, an der sich Frauen aus unterschiedlichen feministischen Gruppen beteiligten.

Wir haben keine Angst mehr, denn unsere Parole ist Jin, Jiyan, Azadî“


In ihren Redebeiträgen betonten die Aktivist:innen, dass die Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) auf der ganzen Welt auf den Straßen und Plätzen zu hören sei und die Frauen in Rojhilat (Ostkurdistan) und Iran die Unterdrückung durch das Regime nicht mehr schweigend erdulden würden.

Wajiba Qani aus Afghanistan wies in ihrem Redebeitrag darauf hin, dass Frauen im gesamten Nahen Osten von diktatorischen Regimen unterdrückt werden und sie keinerlei Rechte haben. Doch nach den jüngsten Ereignissen würden sich viele Menschen vom Islam abwenden, da all diese Dinge im Namen des Islam gemacht würden. „Man versucht, die gesamte Gesellschaft zu Schweigen zu bringen, indem man die Frauen unterdrückt“, so Wajiba, „aber von Kabul bis Teheran, die Frauen leisten jetzt Widerstand. Zusammen sind wir stark!“

Feministischer Kampf muss Grenzen überwinden

Women Defend Rojava erklärten in ihrer Stellungnahme: „Jina Amini ist die Stimme aller Frauen, sie war Anhängerin des kurdischen Frauenbefreiungskampfes. Darum dürfen wir die Situation der kurdischen Frauen nicht vergessen. Mit aus Europa gelieferten chemischen Waffen werden in Kurdistan Menschen ermordet, Zivilist:innen angegriffen. Wir müssen gemeinsam gegen das kapitalistische System kämpfen, darum müssen wir überall dem Patriarchat unser Jin, Jiyan, Azadi entgegenstellen.“

Wichtig sei es, dass patriarchale, staatliche Mentalitäten überwunden würden, betonten Aktivist:innen weiter. „Wichtig ist es, zu sehen, dass Jina Amini kein Einzelfall war. Vor ihr und auch nach ihr wurden und werden Frauen auf brutalste Weise ermordet und es werden auf der ganzen Welt immer noch Frauen ermordet. Es ist die Aufgabe jeden Menschens, sich dafür verantwortlich zu fühlen. Wir sollten nicht in patriarchalen, staatlichen Strukturen denken. Feminizid, patriarchale und islamistische Strukturen haben auch keine Grenzen, es ist in unserer Verantwortung, diese Strukturen überall zu bekämpfen und zu zerschlagen und auch hier auf die Straße zu gehen und Aktionen zu machen.“

Die aus Rojhilat stammende Aktivistin Lelom Ercument erklärte in ihrem Redebeitrag, dass sich die Gewalt des iranischen Staates seit Jahrzehnten gegen die Kurd:innen und gegen die Frauen richtet. „Aber wir haben keine Angst mehr“, so Lelom, „denn unsere Parole ist Jin, Jiyan, Azadî. Wir werden auf jeden Fall siegen!“

Die feministischen Aktivist:innen in Frankfurt rufen für Samstag, den 1. Oktober, um 13 Uhr erneut zu einer Kundgebung auf dem Frankfurter Römer auf.

Feministische Aktionen in Siegen und Graz

In Siegen kamen hunderte feministische Aktivist:innen aus unterschiedlichen Ländern auf den Siegbrückenplatz, um ihre Unterstützung für den Freiheitskampf der Frauen zum Ausdruck zu bringen. Mehrere Frauen schnitten sich als Zeichen der Solidarität die Haare ab oder warfen ihre Kopftücher auf den Boden.


Unterstützt wurde die Aktion vom Kurdischen Demokratischen Gesellschaftszentrum (DKTM), der Partei Die Linke in Siegen und der Antifa.

„Jin, Jiyan Azadî“ in Graz


Auch in Graz demonstrierten mehr als hundert Menschen mit der Parole „Jin, Jiyan Azadî“, um gegen die femizidale Politik des iranischen Regimes zu protestieren. Zu der Demonstration hatte ein Bündnis feministischer Gruppen aufgerufen.