Dorfschützer zerstören Waldgebiete am Berg Gabar

Am nordkurdischen Berg Gabar haben Dorfschützer damit begonnen, Waldgebiete abzuholzen und zum Verkauf abzutransportieren.

Der Spezialkrieg in Nordkurdistan richtet sich auch gegen die Umwelt der Region. Immer wieder werden im Sommer große Waldgebiete von der türkischen Armee niedergebrannt, um der Guerilla Rückzugsgebiete zu nehmen. Zudem werden Wälder systematisch abgeholzt, um das Holz profitorientiert zu verkaufen.

Bewaffnete Dorfschützer haben am Donnerstag damit begonnen, in den Gebieten Banê Kokê und Banê Ezîza Waldgebiete abzuholzen und die gefällten Bäume zum Verkauf abzutransportieren. Offenbar hatten der MHP-Kreisvorsitzende von Basan (Güçlükonak), Emin Ilhan, und der AKP-Kreisvorsitzende Cüneyt Aktuğ die Ausschreibung für den Auftrag zum Transport der Bäume „gewonnen“.

Was sind Dorfschützer?

Dorfschützer sind paramilitärische Einheiten, die in Kurdistan gegen die Guerilla und unliebsame Oppositionelle eingesetzt werden. Sie bestehen zu einem beträchtlichen Teil aus Stammesführern, Großgrundbesitzern, Familien und Einzelpersonen, die oft seit Jahrzehnten mit dem Staat zusammenarbeiten und versuchen, in Kurdistan für die Interessen des Staates einzutreten. Ein Teil der Dorfschützer tritt diesem System freiwillig bei, andere werden mit Mord, Verhaftung und Vertreibung bedroht und müssen unter Druck Dorfschützer werden. Als historisches Vorbild der Dorfschützer gelten die Hamidiye-Regimenter im Osmanischen Reich. Das heutige Dorfschützersystem ist 1985 entstanden, ein Jahr nach dem Auftakt des bewaffneten Kampfes der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Damals begann die türkische Regierung unter Turgut Özal damit, kurdische Stämme und Clans im Krieg gegen die PKK anzuwerben und zu bewaffnen. Tausende kurdische Dörfer, die das Dorfschützersystem ablehnten, wurden in den 1990er Jahren vom Staat niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht.