Zahl der Opfer schwankt von 15 bis 45
Bei dem verheerenden Drohnenangriff der Türkei in Ain Issa mit zwölf toten Zivilist:innen sind wohl auch mehrere Soldaten der ehemaligen syrischen Regierung ums Leben gekommen. Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) teilte am Montag mit, dass mindestens 15 Militärs bei dem Luftschlag getötet wurden. Die kurdische Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA) geht einem Bericht zufolge sogar von bis zu 45 Soldaten aus.
Der tödliche Drohnenangriff hatte sich vergangene Nacht im etwa zwanzig Kilometer westlich von Ain Issa gelegenen Dorf Misterîha (Al-Mesterha) ereignet. Bei den getöteten Zivilpersonen handelt es sich um Mitglieder derselben Familie, unter ihnen sind auch mehrere Frauen und sechs Kinder. Die durch den Angriff ebenfalls getöteten Soldaten befanden sich nach dem Sturz der Regierung von Baschar al-Assad auf der Flucht. Ob sie dabei Misterîha lediglich durchquerten oder ihren Standort dort hatten, ist unklar.
Ebenfalls nicht bekannt ist, ob die türkische Armee sie für Mitglieder der Kampfverbände der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) hielt oder die Soldaten gezielt ins Visier nahm. Die Führung der syrisch-arabischen Streitkräfte hatte am Sonntag ihre Soldaten darüber informiert, dass die Herrschaft von Präsident Assad beendet und sie vom Dienst freigestellt seien. Seitdem verließen unzählige Soldaten überall im Land ihre Posten, rund 2.000 sollen in den Irak geflohen sein. Ein ANHA-Korrespondent berichtete, dass sich in Ain Issa noch einige Dutzend Soldaten befänden, die versuchten, die Region zu verlassen.
Sturz des Regimes
Am 27. November hatte unter Führung der Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) eine Dschihadisten-Offensive durch Syrien begonnen. Innerhalb kurzer Zeit besetzten die Islamisten viele Orte, darunter Aleppo, Hama und Homs; der Kanton Efrîn-Şehba wurde von der türkischen Söldnertruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) besetzt. Am Sonntag marschierten die Dschihadisten in der syrischen Hauptstadt ein. Söldner der Organisation erklärten im Staatsfernsehen, dass sie Damaskus „befreit“ und das Assad-Regime gestürzt hätten. Assad selbst hatte zuvor Damaskus verlassen. Er und seine Familie erhielten inzwischen Asyl in Russland.