Şamî: Die Initiative in Minbic liegt bei uns

Der QSD-Pressesprecher Farhad Şamî hat Berichte über eine angebliche Einnahme von Minbic durch die Söldnertruppe SNA als schlechtes Beispiel psychologischer Kriegsführung bezeichnet. Der Widerstand gehe entschlossen und mit Guerillataktik weiter.

Entschlossen zum Widerstand

Der Pressesprecher der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Farhad Şamî, hat von türkischen Medien verbreitete Berichte über eine angebliche Einnahme von Minbic (Manbidsch) durch die Söldnertruppe „Syrische Nationalarmee“ (SNA) als gezielte Manipulation und Faktenverdrehung bezeichnet. Die in regierungsnahen Zeitungen und Social-Media-Plattformen kursierende, von der amtlichen Nachrichtenagentur AA gestreute Behauptung, nahezu die gesamte Minbic-Region sei gefallen, „ist gegenstandslos und ein sehr schlechtes Beispiel psychologischer Kriegsführung“, sagte Şamî am Sonntagabend im kurdischen Fernsehsender Ronahî TV. Er warf der türkischen Regierung vor, mit Falschnachrichten die Öffentlichkeit manipulieren zu wollen.

Heftige Gefechte in Minbic

Der selbstverwaltete Kanton Minbic in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien wird seit knapp zwei Wochen permanent von der Türkei-gesteuerten SNA angegriffen. Die Militärräte von Minbic und al-Bab sowie die Kurdische Front (Jabhat al-Akrad), bei denen es sich um Mitgliedsverbände der QSD handelt, erwidern die Angriffe, die aus nördlicher, westlicher und südlicher Richtung und mit türkischer Luftunterstützung erfolgen und auf eine Besatzung der Region abzielen. Am Sonntag rückten SNA-Einheiten mit Panzerwagen und türkischer Schützenhilfe bis zum südlichen Stadtrand vor, stießen dabei jedoch auf einen Hinterhalt der Verteidigungskräfte Minbics. Zeitgleich lieferten sich deren Kämpfer innerhalb der Stadt heftige Gefechte mit Schläferzellen, die von der sogenannten SNA zuvor aktiviert wurden, um Angst und Chaos in der Bevölkerung zu verbreiten. Dutzende Söldner seien laut den QSD bei Gefechten getötet und verletzt worden. Auch jetzt gehen die Kämpfe weiter.

Türkischer Beistand aus der Luft

„Minbic zu besetzen ist kein leichtes Unterfangen, wie dargestellt wird. Die Initiative im Kampf liegt bei unseren Militärräten und Jabhat al-Akrad“, sagte Şamî. Deren Angehörige kämpften mit großer Hingabe gegen die Eindringlinge und führten eine Art Stadt-Guerillakrieg. Kennzeichnend für den derzeitigen Widerstand in Minbic seien bestimmte Taktiken wie Hinterhalt und Überfall. „Manchmal ist es notwendig, den Feind hineinzulocken und mit vorbereiteten Maßnahmen zu dezimieren, um somit den Angriff abzuwürgen. Das ist es, was aktuell in Minbic passiert und womit die Banden nicht gerechnet haben“, so Şamî. Um ihre Söldner in dieser verlustreichen Phase zu entlasten, steigert die türkische Armee seit gestern ihre Luft- und Bodenangriffe auf Minbic, Drohnen attackierten vermutete QSD-Positionen und ein Kampfjet bombardierte das Hauptverwaltungsgebäude des Zivilrats von Minbic. „Das wird aber nichts daran ändern, dass Minbic zum Grab dieser Banden werden wird.“

Schläferzellen auch in Raqqa und Tabqa

Şamî ergänzte, dass die Türkei die Stadt Minbic bereits seit ihrer Befreiung von der Terrorherrschaft des sogenannten Islamischen Staates (IS) durch die QSD im Jahr 2016 besetzen wolle. Dafür setze Ankara von Beginn an nicht nur auf mal in niederer und mal in höherer Intensität eingesetzte Militärgewalt, sondern auch auf Praktiken wie psychologische Kriegsführung. „Die Bevölkerung von Minbic weiß, wer ihr Frieden und Sicherheit brachte und wer es eben nicht tun wird. Die Aktivierung von Schläferzellen beobachten wir derzeit auch in Raqqa, Tabqa und anderen Gebieten der Selbstverwaltung. Die Öffentlichkeit sollte auf die offiziellen Verlautbarungen warten. Die Anwesenheit von Söldnern in einem Viertel bedeutet nicht, dass der Kampf vorbei ist. Hätten diese Banden keine schweren Schläge einstecken müssen, wären türkische Kampfflugzeuge ihnen nicht zur Hilfe geeilt.“

Krieg um Existenz und Nicht-Existenz

Es sollte nicht der Eindruck entstehen, dass die QSD ihre Gebiete kampflos aufgeben, so wie es die syrische Armee unlängst angesichts der Dschihadisten-Offensive durchs Land tat. „Wir setzen unseren Widerstand fort und stellen uns den Eindringlingen entschieden entgegen“, betonte Şamî. Er rief zudem die Bevölkerung zur Sensibilität gegenüber Aktivitäten von SNA-Zellen auf. „Die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Städte sind in der gegenwärtigen Phase befugt, die Initiative zu ergreifen, um ihre Viertel zu schützen. Niemand hat das Recht, Chaos in unseren Städten zu stiften. Wir befinden uns in einem Krieg um Existenz und Nicht-Existenz. Gegen den Wunsch des türkischen Staates, unsere Städte zu besetzen, müssen sich alle an der Verteidigung beteiligen und dürfen den Banden nicht in die Hände spielen.“