Türkischer Geheimdienstmitarbeiter im Vorstand von DITIB
Der Moscheenverband DITIB hat einen neuen Vorstand gewählt. Der Einfluss des türkischen Staates auf den Verband ist damit noch weiter gestiegen.
Der Moscheenverband DITIB hat einen neuen Vorstand gewählt. Der Einfluss des türkischen Staates auf den Verband ist damit noch weiter gestiegen.
Der über rund 900 Moscheen in Deutschland verfügende Verband DITIB hat in Köln seine Jahreshauptversammlung abgehalten und einen neuen Vorstand gewählt. Den Vorsitz und seinen Stellvertreter stellen nun zwei Männer mit besten Verbindungen nach Ankara.
Bereits in den letzten Jahren arbeitete der größte Moscheenverband in Deutschland DITIB, welcher an das türkische Ministerium für religiöse Angelegenheiten (DIYANET) angebunden ist, wie eine Geheimdienst- und Propagandaorganisation des türkischen Staates in der Bundesrepublik. Nach den jüngsten Vorstandswahlen dürfte sich das auch in Zukunft kaum ändern.
Zum neuen Vorsitzende von DITIB ist Kazım Türkmen gewählt worden. Türkmen verfügt über beste Beziehungen nach Ankara, war zuletzt zwischen 2014 und 2017 als ranghoher Beamter für das DIYANET und im Beirat für religiöse Angelegenheiten der türkischen Botschaft in Berlin tätig.
Geheimdienstverantwortlicher im Vorstand von DITIB
Eine noch heiklere Personalie dürfte der neue stellvertretende Vorsitzende von DITIB Ahmet Dilek darstellen. Dilek war bereits nach dem Besuch Erdoğans im September letzten Jahres kurzerhand für den abgesetzten Nevzat Aşıkoğlu einstweilig zum Vorsitzenden der Moscheegemeinde ernannt worden.
Dilek gilt allerdings auch als der Verantwortliche des türkischen Geheimdienstes innerhalb von DITIB. So sollen insgesamt sieben Imame der DITIB aus Köln, die bis zum Jahr 2017 zugleich Spionagetätigkeiten für den MIT ausführten, unter der Verantwortung von Dilek gestanden haben. Der neue stellvertretende Vorsitzende des Verbands soll damals höchstpersönlich für die Übermittlung der gesammelten Informationen durch die Imame nach Ankara verantwortlich gewesen sein. Allein in Nordrhein-Westfalen konnten 2017 insgesamt 13 Imame von DITIB festgestellt werden, die für den türkischen Geheimdienst arbeiteten.
Alle Untersuchungen gegen DITIB eingestellt
Trotz des offensichtlichen Skandals wurden alle juristischen Untersuchungen gegen insgesamt 19 DITIB-Verantwortliche wegen Agententätigkeit in Deutschland eingestellt. Auch die finanzielle Förderung des deutschen Staates für DITIB nahm durch den Skandal kein Abbruch.
Wie groß der Druck aus Ankara auf den Moscheenverband DITIB ist, wurde unterdessen im vergangenen November deutlich, als der Vorstand des Landesverbands in Niedersachsen geschlossen zurücktrat. Der zurückgetretene Vorsitzende Yılmaz Kılıç erklärte damals, dass der Druck aus der DITIB-Zentrale in Köln und durch den Religionsattaché der türkischen Botschaft in Berlin ein unerträgliches Maß angenommen habe.