Die falsche Aussage eines Polizeizeugen, der vom türkischen Reuegesetz profitiert und inzwischen aus der Haft entlassen worden ist, brachte Mustafa Koçak vor zweieinhalb Jahren ins Gefängnis. Vergangenen Juli wurde er schließlich zu einer erschwerten lebenslangen Haft plus 39 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, weil er als vermeintliches Mitglied der „Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front” (DHKP-C) versucht haben soll, die verfassungsmäßige Ordnung zu stürzen (ANF berichtete). Seitdem beklagt der politische Gefangene mit einem Hungerstreik den unfairen Prozess gegen ihn und fordert die Wiederaufrollung seines Verfahrens.
Seine Familie und der Freundeskreis unterstützen Mustafa Koçak bei seinem Kampf und versuchen mit Aktionen auf der Straße, die Öffentlichkeit für die Situation des 28-Jährigen zu sensibilisieren. Regelmäßig geraten sie dabei in Konflikt mit den Sicherheitsbehörden. Am Samstag veranstalteten die Eltern Hasan und Zeynep Koçak wieder eine Kundgebung am Khalkedon-Platz im Istanbuler Stadtteil Kadiköy. Auf einem Transparent, das sie bei sich trugen, stand: „Mustafa Koçak ist seit 235 Tagen für Gerechtigkeit im Hungerstreik.“ Angerückte Polizisten in Zivil lösten den Protest auf und nahmen beide Elternteile fest. Es ist nicht die erste Festnahme, der eine Anzeige wegen vermeintlichem Verstoß gegen das Demonstrationsgesetz folgt. Wann sie aus dem Gewahrsam entlassen werden, ist ungewiss.