Tadschikistan führt IS-Frauen und Kinder aus Nordostsyrien zurück

Die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien hat fünfzig IS-Frauen und Kinder an Tadschikistan übergeben.

Die Demokratische Selbstverwaltung in der Region Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat fünfzig IS-Frauen und Kinder an Tadschikistan übergeben. In der Gruppe befanden sich den Angaben zufolge 17 Frauen mit tadschikischer Staatsbürgerschaft und insgesamt 33 Kinder. Für ihre Rückführung reiste eine von der Regierung in Duschanbe entsandte Delegation nach Qamişlo und unterzeichnete ein offizielles Übergabeprotokoll mit der DAANES. Der Schritt erfolgte bereits am Donnerstag, wie das Außenressorts der Autonomieverwaltung mitteilte.

Geleitet wurde die tadschikische Delegation von Zubaidullah Zubaidov, dem Botschafter Tadschikistans in Kuwait. Bei einem Gespräch mit dem Diplomaten bewerteten der Ko-Vorsitzende der DAANES-Abteilung für auswärtige Angelegenheiten, Fanar al-Kaeet, und die YPJ-Vertreterin Lana Hussein die derzeitige sicherheitspolitische und humanitäre Lage Nord- und Ostsyriens. Die aktuelle Situation, geprägt durch die Kriegshandlungen und Besatzungsangriffe der Türkei, wirke sich negativ auf die Bemühungen im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) aus, sagte Al-Kaeet.

Fanar al-Kaeet empfängt Zubaidullah Zubaidov | Handout/DAANES

„Besonders die Luftangriffswellen im vergangenen Winter, die sich gezielt gegen die Infrastruktur unserer Regionen richteten, haben dem IS zu einer Atempause verholfen und eine Art Reaktivierungsfeld für seine Schläferzellen geschaffen“, erklärte Al-Kaeet. Von der internationalen Staatengemeinschaft sei diese Realität aber ebenso ignoriert worden wie die Tatsache, dass die Türkei mit diesen Angriffswellen gegen humanitäres Völkerrecht verstieß. „Dennoch müssen die Verantwortlichen in Ankara keine Konsequenzen befürchten“, kritisierte der Politiker.

Die YPJ-Vertreterin Lana Hussein begrüßte die Rückführung der IS-Anhängerinnen und ihrer Kinder. Sie unterstrich die Notwendigkeit tragfähiger Lösungen für die seit der Zerschlagung des IS-Kalifats im Frühjahr 2019 in Lagern und Gefängnissen internierten Mitgliedern der Dschihadistenmiliz und deren Familienangehörigen. Besonders im Hinblick auf Camp Hol, das gegenwärtig noch mehr als 40.000 Personen beherbergt, darunter mehr als 8.000 ausländische IS-Frauen und Kinder aus über fünfzig verschiedenen Ländern, bedürfe es einer dringenden internationalen Lösung. Das Lager nahe Hesekê gilt als Zentrum der Reorganisierung des IS-Terrornetzwerks und wird als tickende Zeitbombe bezeichnet. „Wir erwarten, dass die Herkunftsländer aller wegen ihrer IS-Zugehörigkeit in Nord- und Ostsyrien internierten Personen dieses Problem als gemeinsame Herausforderung betrachten und ihre Staatsangehörigen zurücknehmen.”

Austausch über die aktuelle Lage in Nordostsyrien | Handout/DAANES

Der tadschikische Botschafter Zubaidov bekräftigte die Forderung Nord- und Ostsyriens nach einer gemeinsamen Lösung des IS-Problems. Ausdrücklich dankte er der Autonomieverwaltung und den Demokratischen Kräften Syriens (QSD), die trotz widriger Umstände bedingt durch fortgesetzte Angriffe auf ihre Regionen die Rückholung ermöglichten. Darüber hinaus kündigte Zubaidov weitere Missionen für die Repatriierung tadschikischer Staatsangehöriger aus Nord- und Ostsyrien an. Die letzte bekannte Rückführung in das zentralasiatische Land hatte vor rund einem Jahr stattgefunden. Über hundert Frauen und Kinder waren damals nach Tadschikistan zurückgebracht worden.

Titelbild: Anti-IS-Operation in Camp Hol, Februar 2024 (c) QSD