Webserie von YPG-International: „Meet the Internationals”

In der Miniserie „Meet the Internationals” stellen sich Freiwillige der Einheit YPG-International vor und geben Einblicke aus ihrem Alltag in Rojava und zeigen Eindrücke von der praktischen Form des Internationalismus.

Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) sind das multiethnische Bündnis, das die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien, auch bekannt als Rojava, militärisch verteidigt. Seit dem Widerstand von Kobanê, dem Stalingrad des Islamischen Staates, schlossen sich hunderte internationale Freiwillige den QSD beziehungsweise ihrem Rückgrat, den YPG, an, um für demokratische Werte einzustehen und den Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen. Diese Freiwilligen bildeten ihre eigenen Einheiten, so entstand etwa das „Internationale Freiheitsbataillon“ nach dem Vorbild der Interbrigaden im Spanischen Bürgerkrieg, oder anarchistische und antifaschistische Brigaden.

Auch die Organisation YPG-International gründete sich in dieser Phase. In der Miniserie „Meet the Internationals” stellen sich ihre Mitglieder vor und geben Einblicke aus ihrem Alltag in Rojava. Ihr Ziel dabei ist es, ihre Einheit nach einer langen Pause endlich wieder ein bisschen deutlicher darzustellen und sichtbarer zu machen. „Besonders nach der Befreiung von Raqqa und dem legendären Widerstand in Efrîn 2018 war YPG-International nicht mehr wie zuvor präsent. Ein Großteil der Videos im Netz ist aus den vergangenen Jahren. Viele Menschen glauben daher, dass wir gar nicht mehr aktiv sind in Rojava, in der Verteidigung der Revolution. Wir wollen daher deutlich machen, dass wir noch immer hier sind und der Kampf noch lange nicht vorbei ist“, erklärt Heval Fazil gegenüber ANF.

Freiwilligen bleibt es selbst überlassen, ob sie sich in militärischen oder zivilen Strukturen in Rojava, oder aber bei sich Zuhause an der Revolution beteiligen. „Aber wichtig ist eben zu sagen, dass die Angriffe nicht einfach stoppen. Auch darauf wollen wir mit unseren Videos hinweisen. Sicherlich ist der IS territorial besiegt, aber die Angriffe des faschistischen türkischen Staates unter der AKP/MHP- Regierung haben seitdem nur noch zugenommen. Sie finden jeden Tag und auf viele verschiedene Arten statt. Darüber haben wir ja auch erst vor kurzem in unserem Artikel von der Front in Til Temir berichtet. Daher ist unsere Präsenz hier mehr denn je von Nöten“, sagt Heval Fazil.

Der Trailer von Meet the Internationals

„Wir wollen auch zeigen, was es gilt mit Rojava zu verteidigen“

Mit der Miniserie möchte die YPG-International aber auch zeigen, wie divers die Einheit ist. „Wir glauben, dass sich durch alte Bilder und Videos bei vielen die Vorstellung eingeschlichen hat, man könne nur herkommen nach Rojava, wenn man Waffennarr ist oder militärische Erfahrung mitbringt. Eben dieses typische Männlichkeitsbild. Dem ist aber eben nicht so. Das Militärische lässt sich bei uns erlernen, darüber hinaus existieren viele zivile Strukturen, in denen Freiwillige aktiv sein können. Es kommen viele Freunde zu uns, die gar keine Erfahrung in diesem Bereich mitbringen, dennoch alles sehr schnell erlernen. Außerdem ist die Überwindung genau dieser Männlichkeitsvorstellung ja auch Teil unseres Kampfes, der aber trotzdem die Wichtigkeit von Professionalität in der Selbstverteidigung sieht. Wir wollen auch zeigen, was es gilt mit Rojava zu verteidigen. Ein einzigartiges Projekt hier im Mittleren Osten, dass auf Basisdemokratie, Frauenbefreiung und Ökologie setzt. Eine organisierte Gesellschaft die sich verteidigt.“

Folge eins der Webserie: Şerzan aus Mexiko

Praktische Form des Internationalismus

Dass Freiwillige aus vielen Teilen der Welt zu ihrer Einheit stoßen und diese „praktische Form des Internationalismus in historischer Kontinuität von 1936 beispielsweise“, sei etwas „unglaublich Schönes“, findet Heval Fazil. „Dieser Erfahrungsaustausch, diese praktische Solidarität. Gemeinsam zu leben und sich zu bilden und dabei eine immense Entwicklung durchzumachen, ist eine unglaublich reiche Erfahrung. Das ist natürlich auch etwas, zu dem wir alle einladen möchten“, fügt der Internationalist hinzu. Dennoch bleibt er selbstkritisch. Sicherlich hätte man es noch nicht geschafft, mit der Miniserie alle Aspekte ihres Kampfes in Rojava darzustellen, aber es sei ein Anfang. „Es sind mehr so Schlaglichter. Ohne Frage gibt es vieles, was dabei vielleicht auf der Strecke bleibt und noch mehr vertieft werden muss in der Zukunft. Die einzelnen Folgen sind auch recht kurzgehalten, aber sie sollen eben aufmerksam machen und eine erste Möglichkeit der Auseinandersetzung bilden. Daher auch die vielen Untertitel. Dadurch dass wir so viele verschiedene Sprachen hier sprechen, ist das natürlich auch eine große Chance und Verantwortung, die wir bei uns sehen. Die Ideen dieses Kampfes hier, das was verteidigt wird, durch das Embargo hindurch in der Welt bekannt zu machen. Das hier seit fast zehn Jahren eine Revolution stattfindet, die immer daran ist, sich weiterzuentwickeln. Dabei muss man sich halt fragen, welche Rolle wir als Internationalist:innen weltweit darin einnehmen und einnehmen wollen? Das ist eine der Fragen, die wir mit dieser Serie versuchen zu beantworten.“

Zweite Folge bereits heute Abend

Heute Abend um 21.00 Uhr deutscher Zeit erscheint bereits die zweite Folge der Miniserie „Meet the Internationals”, diesmal mit einem Freiwilligen aus Großbritannien. Der Link zur aktuellen Folge, die als Premiere gesetzt ist:

Für mehr Informationen: [email protected] oder auf Twitter @ypgint oder Youtube: YPG International Official Channel