Berlin: Waldbesetzung zur Verteidigung der Wuhlheide

In der Berliner Wuhlheide besetzten Aktivist:innen ein Waldgebiet mit Baumhäusern, um die Rodung einer großen Waldfläche für den Straßenverkehrsausbau zu verhindern.

Am Samstag startete in der Berliner Wuhlheide eine großangelegte Besetzungsaktion. Aktivist:innen errichten in dem Waldgebiet Baumhäuser und Barrikaden, um zu verhindern, dass fast 16 Hektar Wald für den Ausbau des Straßenverkehrs gerodet wird. Die Aktivist:innen werfen dem Berliner Senat vor, durch die Straßenbauprojekte „Öl ins Feuer der Klimakrise“ zu gießen.

Die Aktion wurde von queerfeministischen Aktivist:innen initiert und wird als direkte Fortsetzung des Widerstands gegen den Braunkohleabbau in Lützerath betrachtet.

Die Aktivist:innen erklären gegenüber der Presse: „Zu Zeiten des Klimawandels kann es nicht sein, dass weiterhin aus kapitalistischer Zerstörungswut Wälder gerodet werden! Wir lassen uns nicht auf Kompromisse ein: Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ Sie fordern einen sofortigen Planungsstopp der „Tangentiale Verbindung Ost“ (TVO), aber vor allem auch einen sofortigen Baustopp des Ausbaus der Autobahn A100 in Berlin, die eine Schneise der Verwüstung durch den Ostteil Berlins zieht. Die Aktivist:innen rufen zur Unterstützung des Widerstands auf.

Am Sonntag soll um 14.00 eine Kundgebung in der Wuhlheide zur Unterstützung des Widerstands stattfinden.

Was ist die TVO?

Die TVO (Tangentiale-Verbindung-Ost) soll 6,4 Kilometer lange Straßenverbindung von Biesdorf bis Köpenick direkt durch die Wuhlheide schlagen. Die Kostenprognose liegt aktuell bei 351 Millionen Euro. Eine drastische Verteuerung ist zu erwarten. Der Straßenausbau führe zu keiner Verkehrsentlastung, sondern sei mit einer Erhöhung des Verkehrsaufkommens verbunden, berichten die Aktivist:innen: „Bereits vor knapp 30 Jahren führten ausgebaute Straßen im Normalfall kurzfristig zu 10% mehr Verkehr, langfristig sogar 20%. Allerdings sind höhere Anstiege nicht selten, vor allem zu Stoßzeiten kann die Nutzung um 40% und mehr steigen. Insgesamt führen Entlastungsstraßen also immer zu mehr Verkehr und verfehlen daher ihren Zweck.“

Radausbau und kostenfreier ÖPNV wären der Lösungsansatz

Die Aktivist:innen sehen klar die Alternative: „Um die Stadt nachhaltig vom motorisierten Individualverkehr zu entlasten, brauchen wir also keine neuen Straßen, sondern einen zuverlässigen, kostenlosen ÖPNV und eine gut ausgebaute Radinfrastruktur. Der Bau der sogenannten Entlastungsstraße sorgt somit nachweislich nicht nur zur weiteren Lärm und Geruchsbelästigung der Anwohner:innen, sondern entfernt uns ebenfalls weiter von der Einhaltung unserer Klimaziele.“

Öl ins Feuer der Klimakrise“

Weiter erklären die Aktivist:innen: „Eine ökologische Verkehrswende braucht keine neuen Straßen, sondern eine flächendeckende Förderung des Umweltverbunds (ÖPNV: Fuß- und Radverkehr). Den ohnehin geschwächten Wald dem Straßenbau zu opfern, ist wie Öl ins Feuer der Klimakrise zu gießen. Wir brauchen eine mutige Politik, die falsche Entscheidungen revidiert: Schluss mit der Planung aus dem letzten Jahrhundert – hin zu einer menschen- und klimagerechten Stadtentwicklung. Wir haben nur diese eine Erde!“