Die militärischen und politischen Widersprüche des syrischen Bürgerkrieges setzen sich auch sieben Jahre nach Ausbruch des Krieges fort. Die Zukunftspartei Syriens (Hizbul Suri Mustakbel), die am 27. März in Raqqa ihre Gründung ausgerufen hatte, bereitet sich auf den schwierigen Kampf vor, eine Dialogphase einzuleiten, um mit einer politischen Lösung das Ende des syrischen Bürgerkriegs herbeizuführen. Etwa 800 Delegierte aus Regionen wie Dêra Zor, Raqqa, Tabqa, Minbic, Aleppo, Idlib, Homs und Şehba waren zur Parteigründung zusammengekommen, um unter Einbeziehung aller Völker, gesellschaftlicher Gruppen und Religionsgemeinschaften die Probleme Syriens zu lösen. Unter dem Motto „Für ein dezentrales, mehrfarbiges, demokratisches Syrien“ hat die junge Partei ihre politischen Arbeiten bereits in Angriff genommen.
Unser Kollege Nazım Daştan von der Nachrichtenagentur MA hat in Nordsyrien mit Xalide Ebdo von der Aleppo-Sektion der Hizbul Suri Mustakbel über die mögliche Zukunft Syriens gesprochen.
Der Wunsch auf ein gemeinschaftliches Leben
„Syrien hat eine sehr alte, mosaikartige Kultur und war aufgrund seiner politischen und historischen Bedeutung bereits seit seiner frühsten Vergangenheit vielen Angriffen ausgesetzt“, sagt Ebdo. „Mehrere Hunderttausend Menschen der verschiedensten Völker Syriens, die hier nachbarschaftlich zusammengelebt haben, sind in den vergangenen Jahren während des Krieges ums Leben gekommen. Millionen Bürger*innen des Landes wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Trotz des Umstandes eines sehr harten Krieges haben die Völker Syriens es geschafft, zusammenzuhalten“, berichtet die Politikerin.
Syriens Zukunftspartei wird demokratische Politik entwickeln
Ebdo hebt die Solidarität der Völker untereinander hervor, die trotz der Krise nicht abebbt: „Die Menschen wollen leben. Diesen Wunsch realisieren sie durch ihre solidarische Verbundenheit zueinander. Deshalb bestand der Bedarf einer Struktur wie unserer, die alle Völker des Landes unter einem Dach vereint. So formte sich die Zukunftspartei Syriens, deren Pfeiler die Geschichte Syriens nur zu gut kennen und Licht am Horizont für die Zukunft des Landes sein werden. Diese Partei wird eine demokratische Politik gemeinsam mit den Völkern Syriens entwickeln. All die militärischen Wege, die während des Krieges in Syrien eingeschlagen wurden, haben nicht zur Lösung der Krise geführt – dies ist auch gar nicht möglich. Der Schlüssel zum Frieden liegt bei den Völkern Syriens. Aus diesem Grund wurde die Zukunftspartei Syriens eben von Menschen gegründet, die zur Lösung der Krise beitragen werden.“
Unzählige Versammlungen vor Parteigründung
Ebdo erwähnt, dass bei den vielen Treffen der Parteimitglieder vor Gründung der syrischen Zukunftspartei viele Vorschläge dazu gemacht wurden, wie der Lösungsprozess gestaltet werden solle. „Bereits in der Gründungsphase zeigten die Völker großes Interesse an der Partei. Über 700 Delegierte aus Städten wie Dêra Zor, Raqqa, Tabqa, Minbic, Aleppo, Hama, Homs, Şehba und vielen anderen Regionen aus Syrien waren bei der Parteiausrufung in Raqqa anwesend. Auch viele Delegierte aus anderen Ländern des Mittleren Ostens waren angereist. Mit dem Verständnis, für ein dezentrales, mehrfarbiges, demokratisches Syrien einzutreten, hat unsere Partei ihren Kampf aufgenommen.“
In Raqqa eine neue Tür für ganz Syrien geöffnet
Auf die Frage, weshalb die Partei in Raqqa gegründet wurde, antwortet Xalide Ebdo folgendermaßen: „Das ist natürlich auch eine Botschaft. Der Islamische Staat hat versucht, die Stadt als Hauptstadt des Terrors zu etablieren und war ein Problem für ganz Syrien geworden. Also beschlossen wir, dem ein Ende zu setzen. Um für unsere Völker den Grundstein für ein freiheitliches Leben zu legen, haben wir uns zugrunde gelegt, die Partei in Raqqa zu gründen, von wo wir eine neue Tür für ganz Syrien geöffnet haben“, sagt Ebdo.
Ziel ist es, große Massen zu erreichen
Die Politikerin erwähnt, dass der inhaltliche Rahmen der Zukunftspartei Syriens von einem basisdemokratischen Initiativprinzip geleitet wird: „Wir wollen einen Raum schaffen, in dem alle Völker und Religionsgruppen gemeinsam Politik betreiben können. Unsere Arbeiten hierzu haben wir bereits überall begonnen. Unsere Aktivitäten beschränken sich nicht nur auf Syrien. Um große Massen erreichen zu können, agieren wir auf internationaler Ebene.“
Projekte, um Flüchtlinge nach Hause zu holen
Um den vielen Bürger*innen Syriens, die aufgrund des Bürgerkrieges gezwungen waren das Land zu verlassen, die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen, wird es eine Reihe von Projekten geben, die in die Wege geleitet werden müssen, so Ebdo. „Wir wollen sicherstellen, dass die Menschen zurück nach Syrien kommen. Es wird ein langer und harter Weg werden, aber wir haben ihn uns als Ziel gesetzt, das es zu erreichen gilt.“