PKK: Widerstand stärken, Sara, Rojbîn und Ronahî rächen

Am 9. Januar 2013 richtete ein türkischer Agent in Paris die Exilpolitikerinnen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez mit Kopfschüssen kaltblütig hin. Sechs Jahre später sind die Verantwortlichen noch immer nicht zur Rechenschaft gezogen worden.

Am 9. Januar 2013 wurden die drei kurdischen Revolutionärinnen Sakine Cansız (Sara), Fidan Doğan (Rojbîn) und Leyla Şaylemez (Ronahî) von dem Auftragsmörder Ömer Güney in Paris ermordet. Bis heute ist niemand für dieses Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden. Anlässlich des sechsten Jahrestages der ungeklärten Morde hat der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (Partiya Karkerên Kurdistanê, PKK) eine Erklärung abgegeben. Darin heißt es: „Der niederträchtige Mord an unseren Freundinnen Sara, Rojbîn und Ronahî mitten im Herzen von Paris wurde vom türkischen Geheimdienst MIT geplant und ausgeführt“.

Die vollständige Erklärung des PKK-Exekutivrates lautet:

„Am sechsten Jahrestag der Ermordung von Sakine Cansız, einer der Mitbegründerinnen unserer Partei und federführender Revolutionärin der kurdischen Frauenbefreiungsbewegung, und den Aktivistinnen Fidan Doğan und Leyla Şaylemez gedenken wir unserer Freundinnen mit tiefem Respekt und Dankbarkeit. Mit unserer Siegesoffensive ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘ werden wir diese Persönlichkeiten in besonderer Erinnerung behalten und ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren.

Massaker auf Betreiben der AKP-Regierung ausgeführt

Der niederträchtige Mord an unseren Freundinnen Sara, Rojbîn und Ronahî mitten im Herzen von Paris wurde bekanntermaßen vom türkischen Geheimdienst MIT unter Führung des türkischen Präsidenten Erdoğan und seines Geheimdienstchefs Hakan Fidan geplant und ausgeführt. Ein Angriff in solch einem Ausmaß war ohne die Unterstützung verschiedener Kräfte in Frankreich und Europa nicht möglich. Aus diesem Grund ist die damalige französische Regierung gemeinsam mit den Staaten anderer europäischer Länder direkt mitverantwortlich für den Mord an unseren Genossinnen. Der Tatverdächtige Ömer Güney ist von den französischen Behörden verhaftet und verhört worden. Im Verlauf der vierjährigen Ermittlungen wurde festgestellt, dass dieses Massaker auf Anweisungen der AKP-Regierung organisiert und umgesetzt wurde. Diese Tatsache wurde sowohl von der französischen Polizei ermittelt und von der Anklage dokumentiert.

Gemeinsame Interessen verhindern Aufklärung der Morde

Wenige Wochen vor Beginn der Verhandlung wurde der Tatverdächtige Ömer Güney in seiner Gefängniszelle tot aufgefunden. Er wurde zum Schweigen gebracht und mit seinem Tod wurde verhindert, dass die Verantwortlichen der Morde an Sara, Rojbîn und Ronahî vor Gericht gebracht und zur Rechenschaft gezogen werden. Auf diese Weise wurden die eigentlichen Verbrecher Recep Tayyip Erdoğan, Mehmet Ali Şahin (damaliger Vize-Parteichef), Hüseyin Çelik (damaliger AKP-Sprecher) und Hakan Fidan gedeckt. Nehmen wir an, die Kraft der damaligen Regierung Frankreichs reichte nicht aus, um die Morde zu verhindern. Ist denn auch die aktuelle französische Regierung nicht in der Lage, die Verantwortlichen dieses Massakers strafrechtlich zu verfolgen und zur Verantwortung zu ziehen? Offenbar verhindern gemeinsame Interessen die Aufklärung der Morde und dieser Schandfleck der Menschheit bleibt bestehen. Wir fordern, dass dieser Umstand ein Ende findet und laden die französische Regierung ein, entsprechend ihrer Verantwortung zu handeln und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Die Morde von Paris fanden zu einer Zeit statt, in der ein Lösungsprozess zur kurdischen Frage eingeleitet wurde und Gespräche mit dem kurdischen Volksrepräsentanten Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali stattfanden. Die gezielten politischen Morde sollten den Friedensdialog torpedieren. Mit anderen Worten, die Morde an Sara, Rojbîn und Ronahî waren das Werk faschistischer und rassenfanatischer Kräfte, die ihr Dasein an der Existenz der kurdischen Frage leben. Der Anschlag galt dem Lösungsprozess der kurdischen Frage, vor den ein Riegel geschoben werden sollte, der Freiheit und Demokratie, den Kurdinnen und Kurden und den Frauen. All diese Eigenschaften machen die feindselige Haltung gegenüber der PKK aus.

Morde von Paris: Fortsetzung des internationalen Komplotts

Abdullah Öcalan wertete die gezielten Morde an Sara, Rojbîn und Ronahî als Fortsetzung des internationalen Komplotts in Zusammenarbeit mehrerer Staaten, das am 9. Oktober 1998 eingeleitet wurde und am 15. Februar 1999 in seine Verschleppung auf die Gefängnisinsel Imrali mündete.

Im Mittleren Osten wurden Al-Qaida und dem Islamischen Staat der Weg für Angriffe geebnet und dem Widerstand dagegen Einhalt geboten. Wäre der konspirative Angriff, der mit den Pariser Morden begann, nicht abgewehrt und die Existenz der kurdischen Freiheitsbewegung nicht aufrechterhalten worden, so hätte sich der Widerstand gegen die faschistischen Angriffe der Terrormiliz IS nicht entfalten können. Den Mittleren Osten würde heute die reaktionäre Bandenherrschaft dominieren.

Auch heute gibt es Bemühungen, das neugestaltete internationale Komplott aufrechtzuerhalten. Die verantwortlichen Kräfte der Morde von Paris greifen in allen vier Teilen des Landes und im Exil Kurdinnen und Kurden sowie Frauen an und setzen ihre faschistisch-rassenfanatische und auf Massenmord abzielende Praxis in Orten wie Efrîn, Botan, Dersim, Şengal, Mexmûr und Bradost fort. Diejenigen, die gestern Sara, Rojbîn und Ronahî töteten, ermorden heute Avesta, Delal und Zekî. Mit der Absicht, unsere freiheitliche und demokratische Bewegung zu zerschlagen, wird unsere Parteiführung ins Visier genommen.

Widerstand der Kurden rächte sich an Mördern von Paris

Doch unsere Partei und unser Volk, die kurdischen Frauen und die Jugend Kurdistans traten in den vergangenen sechs Jahren konstruktiv unsere revolutionären Freundinnen ein und folgten ihren Spuren. Der seit dem Mord an Sara, Rojbîn und Ronahî entwickelte Widerstand durchkreuzte alle konspirativen Angriffe und Zerschlagungspläne der Mörder. In Nordkurdistan brachte dieser Widerstand den Faschismus der AKP-MHP an den Rand des Ruins, in Rojava wurde der Islamische Staat besiegt und in Başûr (Südkurdistan/Nordirak) ist die kollaborative Politik funktionsuntüchtig. Die gesamte Welt weiß nun um die Existenz des kurdischen Volkes und seines rechtmäßigen Kampfes nach Freiheit. Der Widerstand hat sich an den Mördern von Paris gerächt.

Nun geht dieser Kampf unter Führung von Leyla Güven auf der Grundlage des Widerstandes vom 14. Juli [Aus Protest gegen die unmenschlichen Bedingungen traten am 14. Juli 1982 im Gefängnis von Diyarbakir (Amed) inhaftierte PKK-Gefangene in ein Todesfasten und forderten das „Ende der Folter“, Anm. der Redaktion] weiter. Diese Siegesoffensive mit dem Ziel, ein freies Leben und freie Arbeitsbedingung zu ermöglichen, weitet sich auf alle Bereiche aus und ist Realität eines wahren Lebens, die die Aktionslinie des Jahres 2019 widerspiegelt. Unser revolutionärer Kampf, der sich von Sara bis Leyla auf der Grundlage der Frauenbefreiung entwickelte, bewegt sich unter der Maxime ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘ in Richtung des angestrebten Ziels. Das Jahr 2019 wird das Jahr des Sieges. Die Gefallenen von Paris werden im Sieg weiterleben.

Aus diesem Anlass rufen wir die Frauen und die Jugend, unser Volk und unsere Freundinnen und Freunde auf, überall aktiv zu werden, und die Siegesoffensive ‚Die Isolation durchbrechen, den Faschismus zerschlagen und Kurdistan befreien‘ mit kraftvollen Aktionen zu festigen.“