HPG veröffentlichen Angaben zu Gefallenen in Elkê

Die Guerillakämpfer Rustem Çekdar Kato, Kamûran Gever, Brûsk Kato und Dilsoz Gabar sind vor einer Woche im Landkreis Elkê in Nordkurdistan gefallen. Die HPG haben Angaben zu ihrer Identität und ihren Lebensläufen veröffentlicht.

Kurdische Freiheitskämpfer

Das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) hat Angaben zu vier Guerillakämpfern veröffentlicht, die vor einer Woche bei einer Militäroperation der türkischen Armee im Landkreis Elkê (tr. Beytüşşebap, Provinz Şirnex/Şırnak) ums Leben gekommen sind. Rustem Çekdar Kato, Kamûran Gever und Brûsk Kato sind bereits in ihren Heimatorten in Nordkurdistan (Bakur) beerdigt worden. Bei dem vierten Gefallenen handelt es sich um Dilsoz Gabar, der aus Ostkurdistan (Rojhilat) stammte. Die HPG würdigten die Kämpfer als mutige und entschlossene Revolutionäre, die für die Freiheit des kurdischen Volkes gefallen seien. Aus dem Nachruf der HPG gehen folgende Angaben hervor:

Codename: Brûsk Kato
Vor- und Nachname: Basri Cin
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Hanife - Halil
Todestag und -ort: 20. Juni 2024 / Botan

 

Codename: Rustem Çekdar Kato
Vor- und Nachname: Sefer Temel
Geburtsort: Şirnex
Namen von Mutter und Vater: Heybet – Sabri
Todestag und -ort: 20. Juni 2024 / Botan

 

Codename: Kamûran Teyrêbaz
Vor- und Nachname: Yılmaz Sala
Geburtsort: Colemêrg
Namen von Mutter und Vater: Gülsuma – Nazım
Todestag und -ort: 20. Juni 2024 / Botan

 

Codename: Dilsoz Gabar
Vor- und Nachname: Arvîn Huseynî
Geburtsort: Şaho
Namen von Mutter und Vater: Ferîde – Kemal
Todestag und -ort: 20. Juni 2024 / Botan

 

Brûsk Kato


Brûsk Kato ist in einem Dorf in Elkê geboren und in einer von der ursprünglichen Kultur der Region Botan geprägten Familie aufgewachsen. Weil seine Familie der kurdischen Freiheitsbewegung nahestand und die Guerilla in der Region sehr präsent war, erlebte er sowohl den Widerstand als auch die Unterdrückung durch den türkischen Staat bereits als Kind aus unmittelbarer Nähe. Als Jugendlicher begann er mit verschiedenen Jobs, zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Dadurch lernte er früh, auf eigenen Beinen zu stehen. In dieser Zeit schlossen sich Bekannte und Verwandte von ihm der Guerilla an. Sein Cousin Botan Sason (Emin Cin) kam 2006 im Befreiungskampf ums Leben. 2011 ging auch Brûsk in die Berge, weil ihm das Leben im türkischen Staat unerträglich erschien und er für die Freiheit seines Volkes kämpfen wollte. Die Berge waren ihm nicht fremd, und er hatte in seiner ersten Ausbildung die Möglichkeit, sich ideologisch und militärisch weiterzuentwickeln. Aufgrund seiner Lebenserfahrung konnte er andere neue Kämpfer:innen in der Ausbildung unterstützen und wurde schnell zu einem geschätzten Militanten, der für sein aufrichtiges und herzliches Wesen bekannt war. Nach ungefähr drei Jahren im Zap ging er nach Rojava und kämpfte bis 2017 gegen den IS. Er nahm an diversen Befreiungsoffensiven teil und verteidigte die bereits befreiten Gebieten gegen islamistische Angriffe. Während Staaten angesichts des vom IS verbreiteten Klimas der Angst ganze Städte den Islamisten überließen, wirkte sein Mut ansteckend auf seine Mitkämpfer:innen. Brûsk übernahm wichtige Aufgaben und trug maßgeblich dazu bei, den IS zurückzuschlagen. Nach seinem Aufenthalt in Rojava kehrte er in die Medya-Verteidigungsgebiete zurück und wertete seine mittlerweile sechsjährige Kampfpraxis an der Şehîd-Ibrahim-Akademie aus, um sich auf neue Aufgaben vorzubereiten. Sein nächstes Einsatzgebiet waren die Kato-Berge in Nordkurdistan, wo er geboren und aufgewachsen war und seinen Kampf bis zuletzt entschlossen fortsetzte.

Rustem Çekdar Kato


Rustem Çekdar Kato ist im Dorf Setkar in Elkê geboren und mit der unverfälschten kurdischen Kultur von Botan aufgewachsen. Sein familiäres und soziales Umfeld war von der Freiheitsbewegung geprägt, und Rustem sah bereits als Kind seine Zukunft in der Guerilla. Weil seine Familie massiver staatlicher Unterdrückung ausgesetzt war, empfand er von Anfang an Abneigung gegen die Schule. Seine Sozialisation im Dorf erfolgte fernab von Einflüssen der kapitalistischen Moderne. Dadurch erlangte er früh eine reife Persönlichkeit. Er betätigte sich als Milizionär für die Guerilla und führte diese Arbeit viele Jahre lang erfolgreich aus. Sein Bruder Çekdar Beytüşşebap (Çoli Temel) starb 2011 bei einem Angriff der türkischen Armee in Geliyê Tiyarê. Auch Rustem wollte sich seit langer Zeit der Guerilla anschließen, musste diesen Wunsch jedoch immer wieder aufgrund der Wichtigkeit seiner Arbeit in der Miliz zurückstellen. 2013 verabschiedete er sich endgültig aus seinem zivilen Leben und schloss sich einer Guerillagruppe im Gebiet Kato Jîrka in Botan an. Er nahm an revolutionären Offensiven teil und konnte mit seiner Kenntnis des Geländes zu vielen Erfolgen beitragen. Drei Jahre später kam er in die Medya-Verteidigungsgebiete und ging von dort aus nach Rojava, um gegen den IS zu kämpfen. Nach einem Aufenthalt in Behdînan übernahm er aufgrund seiner früheren Erfahrungen die Aufgabe, Guerillagruppen als Kurier an ihre Zielorte zu führen. Er spielte eine aktive Rolle in der Offensive Cenga Xabûrê und kehrte schließlich zurück an den Ort seiner Kindheit, wo er mit entschlossener Haltung bis zuletzt zu jeder Aufgabe bereit war und militant kämpfte.

Kamûran Teyrêbaz


Kamûran Teyrêbaz ist in der kurdischen Widerstandshochburg Gever (Yüksekova) zur Welt gekommen und mit einem entsprechenden Bewusstsein aufgewachsen. Er ging widerwillig in eine staatliche Schule und nahm verschiedene Jobs an, um zum Lebensunterhalt seiner Familie beizutragen. Unter dem Eindruck der Kämpfe, die ab 2012 vor allem in Botan und Gever gemäß der Strategie des revolutionären Volkskriegs stattfanden, entschied er sich für einen endgültigen Bruch mit dem staatlichen System und trat 2013 in Gever der Guerilla bei. Sein Guerillaleben begann im Zagros-Gebirge, dort bekam er auch eine Grundausbildung für neue Kämpfer:innen. Danach beteiligte er sich mit großem Enthusiasmus an der praktischen Arbeit in Avaşîn und absolvierte einen Lehrgang an der Operationsschule Şehîd Mehmet Goyî, um sich militärisch zu professionalisieren. Obwohl er kaum zur Schule gegangen war, las er ideologische Schriften und setzte sich mit der Philosophie von Abdullah Öcalan auseinander. Ab 2015 kämpfte er unter schwierigen Bedingungen in Cîlo, 2017 wurde er bei einem Angriff der türkischen Armee verwundet. Er erholte sich schnell und setzte seinen Kampf fort. 2019 kam er an die Şehîd-Ibrahim-Akademie und hatte dort die Gelegenheit, seine eigene Persönlichkeit und Praxis zu hinterfragen und sich auf weitere Aufgaben vorzubereiten. 2020 hielt er sich in Serhed im Norden Kurdistans auf. Für eine gesundheitliche Behandlung kehrte er danach vorübergehend nach Behdînan zurück, bis er auf eigenen Wunsch nach Botan geschickt wurde und als opferbereiter und mutiger Kämpfer in die Geschichte der PKK einging.

Dilsoz Gabar


Dilsoz Gabar ist in Şaho geboren und im Bewusstsein seiner kurdischen Identität aufgewachsen. Die kurdische Kultur war in seinem Umfeld fest verankert, und Dilsoz verfolgte die Kämpfe in allen Teilen Kurdistans mit großem Interesse. Er ging elf Jahre zur Schule und arbeitete danach als Lastenträger (Kolber) im Grenzgebiet. Durch diese schwierige und gefährliche Tätigkeit wurden ihm die durch sein Land gezogenen Staatsgrenzen schmerzlich bewusst. Die in Rojhilat kämpfenden Organisationen und Parteien erschienen ihm nicht sehr erfolgversprechend, und er bekam über einen Freund Kontakt zur PKK, die ihn aufgrund ihres seit vierzig Jahren andauernden Widerstands gegen den türkischen Staat und zuletzt auch wegen des legendären Kampfes gegen den IS beeindruckte. Nachdem sein Freund der Guerilla beigetreten war, setzte er sich ab 2016 intensiv mit der PKK auseinander und ging 2018 nach reiflicher Überlegung ins Qendîl-Gebirge, um sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen. Dort durchlief er eine Grundausbildung und lernte in einem kollektiven Umfeld die Grundsätze des Guerillalebens. Er beschäftigte sich mit der Freiheitsphilosophie von Abdullah Öcalan und ging ideologisch und moralisch gerüstet in die Praxis. Während er sich an verschiedenen Orten im Qendîl-Gebirge aufhielt, setzte er seine Studien fort und gewann Kompetenz in vielen Bereichen. Er interessierte sich insbesondere für das Gebiet Gabar und machte den Vorschlag, dort zu kämpfen. Zur Vorbereitung nahm er an einer militärischen Fachausbildung teil. Danach ging er in den Norden. Seine Muttersprache war Soranî, in Botan sprechen die Menschen Kurmancî. Dilsoz sah keinen großen Unterschied zwischen den Kulturen in Botan und seiner Heimatregion Şaho und lernte Kurmancî innerhalb kurzer Zeit. „Sein Kampf, der sich von Şaho bis nach Botan erstreckte, ist der Beweis für die Unsinnigkeit der Grenzen, die unser Land teilen“, so die HPG in ihrem Nachruf.