Impressionen von Newroz-Feiern in Nordkurdistan und der Türkei

„Her der Newroz, her dem Azadî“ – „Newroz überall, Freiheit immer“ – unter diesem Motto finden die diesjährigen Newroz-Feiern in Nordkurdistan und der Türkei statt. Sie werden in gesellschaftlicher Solidarität mit den Erdbebenopfern ausgetragen.

„Her der Newroz, her dem Azadî“, zu Deutsch: „Newroz überall, Freiheit immer“ – unter diesem Motto finden die diesjährigen Newroz-Veranstaltungen in Nordkurdistan und der Türkei statt. Sie stehen ganz im Zeichen des Widerstands gegen das in Ankara herrschende Regime und werden in gesellschaftlicher Solidarität mit den Erdbebenopfern ausgetragen.

In insgesamt 43 Orten wurden Feiern angekündigt, nach dem Auftakt in Şemzînan (tr. Şemdinli) letzten Mittwoch ging es am Sonntag in 23 Städten weiter. Überall gab es ein reichhaltiges Programm, das neben Musikdarbietungen und Redebeiträgen auch Publikumsaktionen umfasste. Die Stimmung war kämpferisch - weder regnerisches Wetter und kühle Temperaturen noch massive Polizeiaufgebote und Schikanen konnten die Feierlichkeiten nicht beeinträchtigten. Einige Bildeindrücke haben ANF und MA festgehalten:

In Istanbul beteiligte sich unter anderem die HDP-Vorsitzende Pervin Buldan an der Feier. Sie sprach die Newroz-Deklaration für 2023, die den Titel „Wir laufen mit dem Feuer von Newroz in die Freiheit“ trägt, und die Inhalte des Papiers an. „Wir in unserer Deklaration erwähnt, begrüßen wir den 21. März in diesem Jahr als einen Tag der Abrechnung mit dem AKP/MHP-Faschismus. Newroz ist unser gemeinsamer Auftakt für den Sturz dieser Regierung, der uns bei den kommenden Wahlen gelingen wird.“

Adana

Êlih (Batman)

Ebenfalls Êlih

Bedlîs (Bitlis)

In der Küstenprovinz Izmir wurde das traditionelle Newroz-Feuer von den kurdischen „Friedensmüttern“ entfacht. Unter ihnen war auch die Schwester von Zekiye Alkan, einer Medizinstudentin aus Dersim, die sich an Newroz 1990 auf der römischen Stadtmauer von Amed (Diyarbakır) unter dem Eindruck des Serhildan von Nisêbîn (Nusaybin) selbst verbrannte. Auch die Mutter von Deniz Poyraz, die im Sommer 2021 bei einem Angriff eines türkischen Faschisten auf die HDP-Zentrale ermordet wurde, zündete heute die Fackel des Widerstands.

Izmir

„Amedspor ist nicht allein!“ sagen Fans des kurdischen Drittligisten, der beim Auswärtsspiel in Bursa vor zwei Wochen zum Ziel von rassistischen Lynchangriffen geworden war.

Izmir

Antalya

Çewlîg (Bingöl)

Qoser (Kızıltepe) in Mêrdîn: Eine Teilnehmerin des Newroz-Festes wird im Nachgang von einem Wasserwerfer attackiert

Dersim

Weitere Newroz-Feiern fanden heute auch in Wan, Reşqelas (Iğdır), Tetwan (Tatvan), Mûş, Mersin, Aydın, Bursa, Tekirdağ, Kocaeli, Denizli, Manisa und Balıkesir statt.

Sêrt (Siirt)

Gever (Yüksekova)

Ankara

Hintergrund: Über Newroz

Am 21. März feiern die Völker des Nahen Ostens das „Newroz-Fest“ als Beginn des Frühlings und somit den Beginn des neuen Jahres. Der kurdischen Mythologie nach haben sich die Menschen in Kurdistan an Newroz der Herrschenden entledigt und sich aus der Tyrannei befreit. An jenem Tag erhob sich der Schmied Kawa gegen den König Dehaq (auch Dehak), um das Leben seiner Kinder und der Bevölkerung zu schützen, und stürzte den Tyrannen vom Thron. Kawa entfachte im Palast ein großes Feuer, um der Bevölkerung die Botschaft der Freiheit zu übermitteln.

Diese mythologische Geschichte stellt bis heute ein wichtiges Element der kurdischen Gesellschaft und vieler weiterer Völker im Mittleren Osten dar. Auch die Symbolik des Feuers als Hoffnung steht bis heute im Zentrum vieler Geschichten, Traditionen und sogar Religionen. Deshalb repräsentiert Newroz wie kein anderer Tag im Jahr die Bestrebungen für Frieden, Freiheit und Demokratie.

Erstmals wurde Newroz 612 v. Chr. in Medien, auch Mederreich genannt, gefeiert. Damit jährt sich das Fest in diesem Jahr zum 2635. Mal.


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