Polizeisperren und Drohnen bei Beerdigung von Ibrahim Ayhan

Der kurdische Politiker Ibrahim Ayhan ist heute in Sêwreg beerdigt worden. Die Trauernden mussten Polizeisperren überwinden, um auf den Friedhof zu kommen.

Der an einem Herzinfarkt in Hewlêr (Erbil) verstorbene kurdische Politiker Ibrahim Ayhan ist in Sêwreg (Siverek) in der nordkurdischen Provinz Riha (Urfa) beigesetzt worden. Der ehemalige Abgeordnete der Demokratischen Partei der Völker (HDP) war nach einem längeren Gefängnisaufenthalt in der Türkei ins Exil nach Südkurdistan gegangen, wo er vergangene Woche einem Herzinfarkt erlag.

Heute wurde der Leichnam aus der Leichenhalle des Staatskrankenhauses in Sêwreg in Begleitung Tausender Menschen, darunter die HDP-Vorsitzenden Pervin Buldan und Sezai Temelli, zum Friedhof überführt. Seine Witwe Rezan Ayhan hielt vor dem Krankenhaus eine Ansprache, in der sie erklärte: „Was ist das nur für ein Staatspräsident? Ibrahim hat nicht zur Waffe gegriffen, er wurde der Terrorpropaganda beschuldigt. Von welchem Terror reden sie überhaupt? Mein Mann ist nicht geflüchtet, er ist weggegangen, um der ganzen Welt zu erzählen, was hier vor sich geht. Er war ein sehr tiefsinniger Mensch, hat sich für Bücher und Philosophie interessiert. Jeder mochte ihn. Was haben wir verbrochen? Ist es unsere Schuld, dass wir hier geboren sind und türkische Ausweise haben? Mein Mann wollte immer nur Frieden.“

Anschließend wurde der Leichnam in einem Konvoi aus Hunderten Fahrzeugen zum Friedhof überführt. Den Weg durch das Stadtzentrum säumten unzählige Menschen, die applaudierten und den Verstorbenen mit einem Siegeszeichen verabschiedeten. Immer mehr Autos schlossen sich der Kolonne an.

Der Trauerzug wurde von Hunderten Polizisten und Soldaten begleitet. Vor dem Friedhof schwoll die Menschenmenge auf Zehntausende an. Wenige hundert Meter vor dem Friedhof wurde der Sarg mit gelb-rot-grünen Fahnen geschmückt und zum Friedhof getragen. Dem Sarg folgte eine riesige Menschenmenge, die „Bijî Serok Apo“ und „Die Gefallenen sind unsterblich“ rief. Die Polizei machte Lautsprecherdurchsagen und versuchte vergeblich, die Menschenmenge am Eingang zum Friedhof aufzuhalten. Die Trauernden überwanden die Polizeisperre und brachten den Sarg zur Friedhofsmoschee. Dabei wurden sie aus Polizeidrohnen gefilmt. Anschließend wurde der Leichnam von Ayhan Ibrahim beigesetzt.