OPCW will über türkische Chemiewaffen nichts wissen

Die OPCW hat kein Interesse an Berichten über die türkischen Chemiewaffeneinsätze in Kurdistan. Der britische Journalist Steve Sweeney hat über ein Jahr lang recherchiert und die Kriegsverbrechen vor Ort ausführlich dokumentiert.

Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) und die kurdischen Verbände NAV-BEL aus Belgien und DEM-NED aus den Niederlanden protestieren seit Anfang Mai jeden Dienstag und Mittwoch vor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) im niederländischen Den Haag gegen den Einsatz von chemischen Kampfmitteln in Südkurdistan durch die Türkei. Am Dienstag wollte eine britische Delegation einen eigenen Recherchebericht bei der OPCW vorlegen. Die Organisation hat bisher alle Forderungen nach eigenen Ermittlungen verweigert. Die Flüge der Delegation aus London wurden jedoch kurzfristig gecancelt. Daraufhin wollten die kurdischen Aktivist:innen, darunter Yüksel Koç als Ko-Vorsitzender des Europaverbands KCDK-E, selbst bei der OPCW vorsprechen, wurden jedoch abgewiesen.

 

Der Journalist Steve Sweeney war eines der Mitglieder der britischen Delegation, die einen Termin bei der OPCW beantragt hatte. „Wir haben alles versucht, um von Großbritannien aus anzureisen, aber wie so oft hat sich das Schicksal gegen uns verschworen", sagte Sweeney. Eigentlich hätte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in Den Haag hätte sein sollen und nicht die Delegation, da er „wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden sollte. Und die Tatsache, dass er nicht hier ist, ist kein unglücklicher Zufall, es liegt nicht an den Umständen, die sich unserer Kontrolle entziehen, sondern es ist beabsichtigt. Es liegt daran, dass die imperialistischen Weltmächte zusammenarbeiten, um ihn aus der Sache herauszuhalten, da er als Stellvertreter der NATO in Syrien und im Irak agiert."

Ein Jahr Recherche zu türkischen Kriegsverbrechen in Kurdistan

Weiter erklärte Sweeney: „Ich habe mehr als ein Jahr damit verbracht, die Verbrechen des türkischen Staates in Irakisch-Kurdistan zu dokumentieren. Ich bin bombardiert, beschossen und bedroht worden. Ich habe Dorfbewohner getroffen, die chemischen Waffen ausgesetzt waren, und Mediziner, die bedroht wurden, damit sie schweigen, und deren Gutachten beschlagnahmt und verändert wurden.

Ich habe gesehen, wie PDK-Kräfte und türkische Soldaten zusammenarbeiten, ich habe Berichte über die Drohungen gehört, die sie gegenüber kurdischen Dorfbewohnern ausgesprochen haben, ich habe Aussagen aus der Bevölkerung dokumentiert, die in Angst vor täglichen Bombardierungen lebt, ich habe die Geisterdörfer gesehen, aus denen Tausende fliehen mussten.

Ich habe Boden-, Kleider- und Haarproben von kurdischen Dorfbewohnern genommen, die Brandspuren auf ihren Körpern gesehen und gefühlt, Filmmaterial von chemischen Angriffen gesammelt und mit eigenen Augen das Ausmaß der türkischen Militärbesetzung Kurdistans gesehen."

Am Dienstag wollte Sweeney seinen Bericht der OPCW vorlegen und ein Schreiben überreichen, in dem er die Entsendung eines Untersuchungsteams in die Region forderte. „Ich wollte ihnen die Proben übergeben, die ich in der Region gesammelt habe, damit sie Tests durchführen können, um das Vorhandensein von verbotenen Chemikalien festzustellen. Ich habe Filmmaterial gesammelt, das meiner Meinung nach chemische Angriffe in Guerillatunneln und anderswo in Irakisch-Kurdistan zeigt.

Aber wieder einmal hat uns die OPCW die Tür vor der Nase zugeschlagen. Mit ihrer Weigerung, sich mit mir zu treffen und meine Beweise entgegenzunehmen, hat sie einmal mehr gezeigt, dass sie nichts weiter als ein Werkzeug der imperialistischen Mächte ist. Die OPCW hat Briefe von kurdischen Organisationen ignoriert, Appelle von Politikern abgewiesen und sich geweigert, die Bitten der Menschen anzuerkennen, zu deren Schutz sie gegründet wurde“, so der britische Journalist Steve Sweeney.