„Erklärung von Al-Qaida-Führer zeigt Beziehungen zur Türkei“

Ferhad Hemo, Mitglied des Ko-Vorstandsrats des Demokratischen Syrienrats sagt, die Erklärung des Führers von HTS, die Türkei gegen Nord- und Ostsyrien unterstützen zu wollen, sei Ausdruck der freundschaftlichen Beziehungen zwischen al-Nusra und Ankara.

Zu Beginn dieses Jahres hatte es in Aleppo, Latakia und Idlib Kämpfe zwischen der vom syrischen Al-Qaida-Ableger al-Nusra geführten Dschihadistenallianz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und der direkt von der Türkei gesteuerten, von Dschihadisten dominierten Nationalen Befreiungsfront (NLF) gegeben. Das islamistische Bündnis HTS hat seine Konkurrenten im Machtkampf mittlerweile besiegt. Das Schweigen des türkischen Staates zur Vertreibung seiner NLF-Truppen aus Idlib war auffällig und Analyst*innen vermuteten schon früher Absprachen dahinter. Vor wenigen Tagen nun erklärte der HTS-Führer Abu Muhammad al-Golani seine volle Unterstützung für einen Angriff der Türkei auf Nord- und Ostsyrien. Ankara sei nicht der Feind von HTS, „sehr wohl aber die Kurden, die mit der PKK in Verbindung stehen“. HTS würde sich daher einem türkischen Vormarsch gegen die Kurden in Syrien nicht in den Weg stellen, sagte al-Golani in einem Interview.

Die Nachrichtenagentur ANHA (Hawarnews) sprach mit Ferhad Hemo, einem Mitglied des Ko-Vorstandsrats des Demokratischen Syrienrats (MSD). Er erklärte, die Entwicklungen in den Regionen westlich des Euphrat seien das Ergebnis einer Verständigung zwischen der Türkei, Russland und dem Iran in Astana. „Wenn man die Rolle der Türkei in der Syrienkrise verfolgt, dann bemerkt man ihre guten Beziehungen zur Al-Nusra-Front und dem IS. Zwischen ihnen herrscht eine problemlose Beziehung. Diese Gruppen haben zu keinem Zeitpunkt die Sicherheit der Türkei bedroht. Aber die Türkei benutzt sie als Ausrede und will die vom Terror befreiten Gebiete besetzen“, so Hemo.

Ausweitung des HTS-Territoriums auf ganz Idlib war geplant

Weiter erklärte Hemo, die Ausweitung des Territoriums von HTS sei von der Türkei geplant gewesen: „Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Kämpfe in direkter Nähe türkischer Beobachtungsposten stattgefunden haben. Das hat die Türkei nicht gestört und sie hat es zugelassen, dass HTS ihr Territorium in Idlib ausweitet.“

Hemo betrachtet den Rückzug der NLF-Dschihadistengruppe Ahrar al-Sham von Idlib nach Efrîn als Ergebnis eines Abkommens zwischen HTS und der Türkei. Ankara wolle auf diese Weise die Demografie von Efrîn weiter verändern. Auch unter diesem Gesichtspunkt sei der Plan besonders gefährlich.

Hemo sagte, die Erklärung des HTS-Führers al-Golani, die Angriffe der Türkei auf Nord- und Ostsyrien zu unterstützen, zeige erneut das freundschaftliche Band zwischen der Türkei und HTS: „Sie sind die Komplizen der Türkei. Sie wollen für ihren eigenen Vorteil unser demokratisches Projekt, das den Terror in der Region vernichtet, bekämpfen.“