Duran Kalkan: Seid kreativ und leistet Widerstand

Duran Kalkan (PKK) hat sich zu den Angriffen auf die kurdische Befreiungsbewegung, das Abkommen zur Zukunft von Şengal und die von der KCK ausgerufene Offensive gegen den Faschismus des türkischen Regimes geäußert.

Duran Kalkan hat sich als Mitglied des PKK-Zentralkomitees in einem bei Medya Haber TV ausgestrahlten Interview zu aktuellen Themen geäußert. Schwerpunkte waren der international geführte Vernichtungsfeldzug gegen die kurdische Befreiungsbewegung, das Şengal-Abkommen und die von der KCK ausgerufene Offensive gegen den Faschismus des türkischen Regimes.

Kalkan ging zunächst auf das internationale Komplott ein, das 1999 zur Verschleppung Abdullah Öcalans führte, und sagte: „Dasselbe Bündnis greift auch jetzt auf dieselbe Weise an. Auch heute findet ein Vernichtungsangriff der USA, der Türkei und der PDK auf unser Volk und unsere Bewegung statt – in allen Teilen Kurdistans, in der Türkei, im Ausland, überall.“

Kämpfen wie Bêrîtan

Angesichts dieser Aggression gewinne die Form des Widerstands an Bedeutung, führte Kalkan aus und verwies auf das Beispiel der 1992 in Südkurdistan gefallenen Guerillakommandantin Bêrîtan, die sich im Krieg gegen die PDK der Kapitulation und dem Verrat verweigert hatte. Sie kämpfte bis zur letzten Kugel, zerstörte danach ihre Waffe und sprang von einem Felsen in den Tod, um nicht in Gefangenschaft zu geraten.

„Wenn jetzt Jugendliche, Frauen, Arbeiter und andere Menschen fragen, was getan werden muss und wie sie kämpfen sollen, dann sage ich: Leistet Widerstand wie Bêrîtan“, so Duran Kalkan. Die Guerillakommandantin habe gezeigt, wie eine freiheitlich-patriotische Haltung gegen Angriffe von Faschisten, Völkermördern, Kollaborateuren und Verrätern und imperialistische Interventionen in Kurdistan sein müsse. „Das gilt auch heute noch und ist die wesentliche Grundlage unserer Offensive gegen Isolation, Besatzung und Faschismus. Wir werden wie Bêrîtan Widerstand leisten und gewinnen.“

USA und Şengal

Zu dem über die Köpfe der ezidischen Bevölkerung hinweg zwischen den Regierungen des Irak und der Autonomieregion Kurdistan getroffenen Abkommen zur Zukunft von Şengal erklärte Duran Kalkan: „Die beim IS-Angriff geflohenen Kräfte wollen die Region zurückerobern. Die PDK will das. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Die US-Regierung wollte es so, das kann niemand leugnen.“

Die USA setzten ihre Interventionen in der Region fort und in Şengal werde sich zeigen, wem diese Eingriffe nützen und wem sie schaden, fuhr Kalkan fort: „Entsprechend ihrer eigenen Ziele wollen die USA, dass sich die Regierungen des Irak, der Türkei und Südkurdistans einigen und gegen die PKK kämpfen. Dieses Ziel ist klar benannt worden. Es ist die PKK. Mit der PKK werden die freien Kurdinnen und Kurden und die demokratische Autonomie der ezidisch-kurdischen Gemeinschaft in Şengal angegriffen. Das ist es, was die Türkei will. Das Abkommen ist auf Wunsch der USA und auf Drängen der Türkei zustande gekommen.“

Die irakische Regierung dürfe sich niemals der antikurdischen Linie der Türkei anschließen, damit mache sie einen Fehler von historischer Bedeutung, der auf sie selbst zurückfallen werden, warnte Kalkan.

Todesstrafe gegen Kurden in Hewlêr

Dass der türkische Staat feindlich gegen die Kurden agiere, sei durch die hundertjährige mörderische Praxis bekannt, sagte Duran Kalkan, aber wie die PDK an diesen Punkt gelangt sei, werfe die Frage nach ihrer kurdischen Identität auf: „Im Zusammenhang mit der PDK redet ohnehin keiner mehr von Demokratie und Freiheit, aber inzwischen wird sogar in Frage gestellt, wie kurdisch sie eigentlich ist. Zwei junge Kurden aus dem Norden sollen hingerichtet werden, weil sie in Hewlêr einen führenden MIT-Funktionär erschossen haben sollen. Dieses Thema löst die meisten Diskussion aus. Wie ist es dazu gekommen? Unsere Leitung hat eine Erklärung dazu abgegeben: Es gibt keinen Zusammenhang mit der PKK, wir wissen nichts darüber. Nach wie vor weiß ich nicht mehr, als in den Medien darüber berichtet worden ist. Letztendlich ist ein MIT-Agent erschossen worden und es war nicht irgendeine Person, sondern jemand, der in Südkurdistan einen Anschlag nach dem anderen durchgeführt hat. Vor kurzem hat Nêçîrvan Barzanî Ankara besucht. Er soll eine Stunde lang heimlich mit Tayyip Erdogan gesprochen haben. Worüber haben sie gesprochen? Wenn jetzt die Todesstrafe vollstreckt wird, wird es heißen, dass Nêçîrvan Barzanî ausgeführt hat, was Erdogan von ihm gefordert hat. Die kurdische Öffentlichkeit wird es so auffassen. Mit Gesetzen und Gerechtigkeit hat es nichts zu tun. Wer von Gerechtigkeit redet, soll die unzähligen Angriffe erklären, die der türkische Staat seit 2007 mit Bodentruppen und aus der Luft auf südkurdischem Grund und Boden durchführt. Von der Zeit vor 2000 wollen wir gar nicht erst reden. Die PDK behauptet, dass sie Südkurdistan regiert. Was hat sie denn gegen diese Angriffe unternommen? Ist sie vor Gericht gezogen, hat sie sich dagegen gewehrt? Hat sie Klage erhoben, als Menschen aus der Zivilbevölkerung und von der Befreiungsguerilla Kurdistans in Şîladizê, Bradost, Amêdî, Heftanîn und Zaxo mit grausamen Waffen getötet wurden? Vor welchem Gericht wurden die Mörder zur Rechenschaft gezogen?“

Offensive für Freiheit: Kreativität, Kontinuität und eine Öffnung nach außen

Duran Kalkan äußerte sich auch zu der im September von der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) initiierten Offensive „Schluss mit Isolation, Besatzung und Faschismus, Zeit für Freiheit“.

Den Beginn der in allen Teilen Kurdistans und weltweit mit jeweils spezifischen Schwerpunkten geführten Offensive bewertete Kalkan als positiv. Die von der KCK vorgelegte Perspektive sei von der Frauenbewegung und der „Vereinten Revolutionsbewegung der Völker“ (HBDH) durch eigene Inhalte erweitert worden. „Es ist Aufmerksamkeit geweckt worden, das war ein guter Anfang. Jetzt geht es darum, die Offensive weiterzuentwickeln, zu verbreiten und mit neuen Kampfmethoden fortzusetzen“, sagte Duran Kalkan im TV-Interview.

Die aktuelle Zeit erfordere Kreativität, Kontinuität und eine Öffnung nach außen mit vielfältigen Methoden, führte Kalkan aus. Bei der Planung von Aktivitäten müsse Wert auf die Außenwirkung gelegt werden: „Wir müssen wir kreativ sein, um eine Wirkung zu erzielen. Es können viele Kreise in Bewegung versetzt werden. Beispielsweise sollte im Ausland die dortige Gesellschaft angesprochen werden.“ Die Mobilisierung dürfe nicht in engem Rahmen stattfinden, sondern müsse über Intellektuelle, Politikerinnen und Politiker bis zur staatlichen Ebene alle Teile der Gesellschaft erreichen.

Nur so kann der Faschismus zerschlagen werden

Der Guerilla falle bei der Offensive eine Führungsrolle zu, unterstrich Kalkan: „Wir kämpfen gegen eine faschistische, kolonialistische und mörderische Denkweise und Politik.“ Die Jugend müsse sich stärker am Kampf beteiligen, die Bevölkerung müsse mehr Unterstützung leisten, forderte Kalkan weiter: „Alle müssen sich auf der Basis der Selbstverteidigung gegen die faschistische Aggression zur Wehr setzen. Die faschistischen Banden lynchen und töten bei jeder Gelegenheit, dagegen müssen sich patriotische, revolutionäre und demokratische Menschen organisieren. Sie müssen sich verteidigen. Sie müssen Vergeltung üben und Rechenschaft fordern. Niemand sollte behaupten, dass ihn das nichts angeht. Alle müssen sich an dem Kampf beteiligen, es ist unser aller Kampf. Vor allem die Jugend muss ihn als ihren eigenen Kampf ansehen. Den Faschismus können wir nur mit einem revolutionären Volkskrieg zerschlagen. Nur so kann unsere Freiheitsoffensive zum Sieg führen.“