Behrouz Boochani ist frei!

Der kurdische Flüchtling Behrouz Boochani ist frei. Nach mehr als sechs Jahren konnte er das Internierungslager auf der Pazifikinsel Manus auf Einladung des neuseeländischen Literaturfestivals WORD Christchurch verlassen.

Behrouz Boochani ist endlich frei. Nach mehr als sechs Jahren in australischer Einwanderungshaft konnte der aus Îlam in Ostkurdistan (Iran) stammende Journalist, Dichter, Buchautor, Filmemacher und Menschenrechtsaktivist das berüchtigte Internierungslager auf der Pazifikinsel Manus verlassen. Auf Einladung des Literaturfestivals WORD Christchurch befindet er sich seit heute in Neuseeland.

„Ich werde nicht zurückkehren“, sagte Boochani dem Guardian bei seiner Ankunft am Flughafen Auckland. „Ich möchte frei sein von dem System auf der Insel. Ich möchte einfach nur irgendwo sein, wo ich eine Person bin, nicht nur eine Nummer mit dem Etikett eines Flüchtlings.“

Boochani war im Iran Mitbegründer der kurdischen Literaturzeitschrift Werya. Im Februar 2013 überfielen Einheiten der paramilitärischen Revolutionsgarden die Büros der Zeitschrift. Er konnte sich zunächst drei Monate lang verstecken, floh dann schließlich am 23. Mai aus dem Land. Bei seinem zweiten Versuch, von Indonesien aus Australien zu erreichen, wurde er abgefangen und zunächst auf die Weihnachtsinsel gebracht. Nach einem Monat in Gewahrsam wurde Boochani im August 2013 in das Gefängnis von Manus Island überstellt. Seit Anfang 2013 schiebt Australien Geflüchtete, die auf dem Seeweg versuchten das Land zu erreichen, in das Gefängnis auf Manus ab. Die Insel im Pazifik - einst in deutschem, später in australischem Kolonialbesitz - gehört heute zu Papua-Neuguinea. Die Bedingungen dort werden von Ärzten und Flüchtlingshelfern als menschenrechtswidrig angeprangert. Immer wieder drangen schreckliche Geschichten aus dem Gefängnis an die Öffentlichkeit - Berichte über Missbrauch durch das Sicherheitspersonal, schockierende hygienische Zustände, Mangel an Essen und medizinischer Versorgung.

Viele dieser Berichte wurden von Behrouz Boochani geschrieben. In Gefangenschaft wurde er zu einem wichtigen Zeugen der menschenrechtswidrigen Flüchtlingspolitik Australiens und Sprecher der Lagerinsassen auf Manus. Für den Guardian schrieb er ausführlich über das Leben in dem Internierungslager. Dort entstand auch sein Buch „No Friend But the Mountains: Writing from Manus Prison” (Kein Freund außer den Bergen: Texte aus dem Gefängnis Manus). Der 36-jährige Boochani schrieb sein Erstlingswerk mit Handy-Nachrichten, die er von der Insel schickte, und gewann damit den Victorian Premier's Literary Award - wichtigster Literaturpreis Australiens. Zusammen mit Arash Kamali Sarvestani drehte er auf Manus außerdem den Dokumentarfilm „Chauka, Please Tell Us the Time”. Der Film, der über mehrere Monate mit einem Mobiltelefon gedreht wurde, handelt vom Alltag in dem Internierungslager.