Zenobiya-Aktivistinnen in Minbic getötet

Bei dem vom türkischen Staat gesteuerten SNA-Angriff auf Minbic in Nordsyrien sind drei Aktivistinnen des arabischen Frauenverbands Zenobiya ums Leben gekommen. Zenobiya fordert den Schutz der Zivilbevölkerung vor Kriegsverbrechen.

Arabischer Frauenverband fordert Schutz vor Dschihadisten

Der arabische Frauenverband Zenobiya hat den Tod ihrer Mitglieder Kamar al-Soud, Aisha Abdulkadir und Iman bekannt gegeben. Die drei Frauen sind bei den von der Türkei gesteuerten Besatzungsangriffen der dschihadistischen Söldnertruppe SNA auf Minbic (Manbidsch) ums Leben gekommen.

„Unsere drei Weggefährtinnen zeigten im Angesicht des Todes Mut, Entschlossenheit und Opferbereitschaft “, erklärte Zenobiya in einer Mitteilung. Ihr Tod bedeute nicht das Ende ihres Kampfes und sei vielmehr ein neuer Anfang, „um unsere Verbundenheit mit unserem Kampf für Freiheit und Unabhängigkeit zu bekräftigen. Kamar, Aisha und Iman haben gegen die finsteren feindlichen Kräfte gekämpft und sich mit großer Selbstlosigkeit an der Verteidigung von Minbic beteiligt“.

In der Mitteilung wurde die internationale Gemeinschaft aufgefordert, die türkischen Angriffe auf Minbic zu stoppen und die Zivilbevölkerung vor Kriegsverbrechen zu schützen.

Hintergrund: Organisation arabischer Frauen in Nord- und Ostsyrien

Zenobiya wurde 2021 mit Unterstützung des kurdischen Frauenverbands Kongra Star gegründet, um Frauen in den arabischen Mehrheitsregionen Minbic, Tabqa, Raqqa und Deir ez-Zor nach der Befreiung von der IS-Herrschaft zu organisieren. Beide Verbände vertreten die Maxime, dass die Gesellschaft ohne die Befreiung der Frauen nicht frei sein kann.

Befreiung und Frauenkampf in Minbic

Der Kanton Minbic wurde 2016 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) und den Frauenverteidigungseinheiten YPJ vom IS befreit und war das erste selbstverwaltete Gebiet in Nord- und Ostsyrien ohne mehrheitlich kurdische Bevölkerung. Im Herbst 2016 übergab der Militärrat die Verwaltung der Region dem provisorischen Zivilrat von Minbic. Im darauffolgenden März erfolgte die Umbenennung des Zivilrats in „Legislative der Demokratischen Administration von Minbic“, um sich breiter aufzustellen und die demokratische Legitimation zu erhöhen.

Direkt zu Beginn wurde in allen Ämtern eine genderparitätischen Doppelspitze aus einer Frau und einem Mann eingeführt, sodass der Anteil der Frauen in der Verwaltung 50 Prozent beträgt. Alle gesellschaftlichen Gruppen sind entsprechend ihrer Bevölkerungsanteile darin vertreten. Die Bedeutung von Minbic erklärt sich somit nicht nur durch seine geostrategische Lage im gesamtsyrischen Kontext, sondern auch durch das dort seit August 2016 aufgebaute politische System, das einen sehr hohen demokratischen Anspruch hat und als Modell für ein neues demokratisches Syrien gilt. Durch dieses Gesellschaftsmodell konnte sich ein vertrauensvolles und sicheres Umfeld etablieren, in dem Frauen ihre Rechte erkämpften und in allen Bereichen der Verwaltung und des Lebens eine Rolle einnahmen.

Angriff auf Minbic

Minbic war der einzige verbliebene Kanton der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) westlich des Euphrat. 2018 wurde Efrîn von der Türkei besetzt, Anfang November besetzten SNA-Proxys die Region Şehba und die Stadt Tel Rifat. Mittlerweile sind die dschihadistischen Söldner auch in Minbic eingedrungen und begehen Massaker.