„Wir hatten den IS schon fast besiegt“

In Efrîn leben Hunderttausende Zivilist*innen. Ihnen droht ein Genozid, der vor den Augen der Weltöffentlichkeit durch den türkischen Staat durchgeführt wird. Wir haben mit den Menschen in Efrîn gesprochen.

In Efrîn halten Hunderttausende Menschen gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe des türkischen Staates stand. Die Bäckereien in der Stadt sind 24 Stunden am Tag im Einsatz, um die vielen Menschen zu versorgen, die aus den umliegenden Dörfern und Kreisstädten ins Zentrum geflohen sind. Die Versorgungslage ist schwierig, da die Straße nach Aleppo ständig angegriffen wird und kaum noch Lebensmittel geliefert werden. Die Menschen in Efrîn sind trotzdem entschlossen, den Kanton nicht zu verlassen.

 

Mihemed Ebdo Ebdurehman betreibt eine Bäckerei im Stadtteil Eşrefiye. Er erklärt, dass in der Stadt beschlossen wurde, kostenloses Brot auszugeben. Diesen Beschluss habe er umgesetzt. In seiner Bäckerei wird jetzt in zwei Schichten 24 Stunden am Tag gearbeitet. Die Kosten übernimmt der Volksrat der Stadt. „Auch wir wollen zu dem Widerstand beitragen“, erklärt Ebdurehman.

Ebdulhekim Hemûdê hat bei der Flucht aus seinem Dorf alles zurücklassen müssen. Seit fast zwei Monaten kann er nicht mehr arbeiten: „Wir haben Brot, aber die Lebensmittel insgesamt werden weniger. Hier leben drei bis vier Familien in einer Wohnung. Es ist wirklich eine schwierige Zeit. Warum übersieht die Welt uns einfach?“

Cemil Ehmed will seine Heimat auf keinen Fall verlassen. Wir fragen ihn nach seiner Meinung zu dem Schweigen der UN und der in Syrien vertretenen internationalen Kräfte. „Sie sind alle blind, taub und stumm“, sagt er.

Elî Cimo fragt die internationalen Kräfte: „Als wir gegen den Terror gekämpft haben, wart ihr da, aber wo seid ihr jetzt? Für uns gibt es auf dieser Welt keinen Platz. Wir hatten den IS schon fast besiegt, aber jetzt bombardiert uns die Türkei, die bisher die Terroristen unterstützt hat. Die, die unseren Kampf gegen den Terror unterstützt haben, schauen jetzt weg, während uns ein Staat angreift, der den Terror unterstützt.“

Arîfe Mihemed Horo erzählt, wie ihr Haus und ihre Heimat geplündert wurden. Eine andere Frau, Firyan Hec Henan, berichtet, dass sie wegen des Krieges aus Aleppo nach Efrîn gezogen und hier von der Militärinvasion des türkischen Staates überrascht worden sei.