Wie der IS von der türkischen Invasion in Nordsyrien profitiert

Wie eine Studie des Rojava Information Center belegt, profitiert der IS von der türkischen Invasion in Nordsyrien. Wenn die internationale Gemeinschaft das Wiederaufleben des IS verhindern will, muss der türkische Angriffskrieg gestoppt werden.

Wie das Rojava Information Center mitteilt, gab es in der Woche vor der türkischen Invasion am 9. Oktober etwas mehr als einen IS-Schläferzellenangriff pro Tag (1,1/Tag), während in den drei Wochen bis zum Ende des Monats nach der Invasion 38 Angriffe in 21 Tagen oder 1,8 Angriffe pro Tag stattfanden - eine sofortige Steigerung von 48 Prozent.

Die Invasion der Türkei hat frühere Erfolge der Demokratische Kräfte Syriens (QSD) gegen den IS zunichte gemacht, wobei der Monat vor der türkischen Invasion einen Rückgang der gesamten Schläferzellenangriffe um 46 Prozent verzeichnete: von 95 im August auf 51 im September.

Da sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert, weil die QSD-Einheiten von der Antiterrorarbeit zur Bekämpfung der anhaltenden türkischen Invasion abgezogen werden, dürften sich diese Trends in den kommenden Monaten fortsetzen. Ein wahrscheinlicher Schwerpunkt ist das Camp Hol, wo zwei Drittel der Sicherheitskräfte von ihrer Arbeit abgezogen wurden. In diesem Monat kam es bereits zu mehreren Sicherheitsvorfällen.

Die Rate der Angriffe wird durch die von den QSD unterstützte Operation, bei der Abu Bakr al-Baghdadi getötet wurde, weiter erhöht. IS-Anhänger diskutieren bereits Rachepläne und einen „Monat der Wut" in Pro-IS-Netzwerken. Die türkisch unterstützte Schläferzellgruppe Haraket-al-Qiyam, bekannt für ihre brutalen Hinrichtungsvideos, kündigte ebenfalls ihr Wiederauftreten an, das mit der türkischen Invasion zusammenfällt.

Eine sehr erfolgreiche Partnerschaft zwischen den QSD und der Internationalen Koalition gegen den IS wurde durch die türkische Invasion unterbrochen. Wie frühere Untersuchungen des Rojava Information Center gezeigt haben, gab es in den drei Monaten vor der türkischen Invasion durchschnittlich etwa zwei Operationen pro Tag, während der Oktoberdurchschnitt nur alle zwei Tage eine Operation war - ein Rückgang um 75 Prozent.

Die QSD und die Koalition haben im Jahr 2019 347 Operationen gegen den IS und 476 Verhaftungen durchgeführt. Vor der türkischen Invasion im Oktober stiegen die Anzahl und Produktivität der Operationen stetig an. Ab September fanden gemeinsame Operationen der QSD und der Koalition laut al-Monitor „fast täglich" statt.

Mit der sinkenden Anzahl an Operationen war der IS in der Lage, Angriffe von Qamişlo bis Hesekê durchzuführen. Im Oktober gab es elf Schläferzellenangriffe und fünf Todesfälle in Raqqa - plus 23 Angriffe in Deir ez-Zor.

Der IS behauptet, 51 Menschen bei Angriffen in der gesamten Region getötet zu haben, hauptsächlich in Deir ez-Zor. Während das Rojava Information Center diese Zahl nicht überprüfen kann, ist sicher, dass der IS weiterhin Dorfälteste („Mukhtars"), die mit der Autonomieverwaltung und den QSD zusammenarbeiten, ins Visier nimmt, wobei Mahmoud al-Mazyouz und Abdul Latif Abdul Rahman al-Huwaidi lokal als zivile Opfer von Attentaten genannt werden.

RIC-Researcher Robin Fleming erklärt dazu:

„Diese Statistiken veranschaulichen die unmittelbaren Vorteile, die der IS aus der Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien gezogen hat. Wenn die internationale Gemeinschaft dieses Wiederaufleben des IS stoppen will, gibt es nur eine Lösung: die türkische Invasion in Nord- und Ostsyrien zu stoppen."