Solibündnis Kurdistan-Magdeburg lädt zum Feiern ein

Das Solibündnis Kurdistan-Magdeburg lädt anlässlich des Beginns des bewaffneten Befreiungskampfes in Kurdistan zu einem Grillfest mit Vorträgen, Spielen und kulturellen Beiträgen ein.

Am 15. August 1984 begann der bewaffnete Befreiungskampf der PKK in Kurdistan. Das Solibündnis Kurdistan-Magdeburg lädt zu diesem Anlass zu einem Grillfest mit Vorträgen, Spielen und kulturellen Beiträgen im Glacis-Park ein.

Mit der ersten Kugel gegen die Besatzung Kurdistans durch den türkischen Staat sei ein „Guerillakrieg für Freiheit und die Selbstbestimmung des kurdischen Volkes“ gestartet worden, schreibt das Solibündnis in seiner Einladung: Die Revolution in Rojava und das Projekt der demokratischen Föderation Nordsyrien sind ein Resultat dieser historischen Aktion und der Anstrengungen tausender Märtyrer, die in diesem Kampf gefallen sind. Damals sagte die türkische Regierung, dass es nur Stunden bräuchte, um mit dieser kleinen Gruppe von ‚Terroristen‘ fertig zu werden. Es hat sich zu einem 36 Jahren währenden Teil einer Revolution entwickelt, der sich Millionen Menschen auf der ganzen Welt angeschlossen haben. Wir laden euch ein, den 36. Jahrestag des Guerillakampfes in Kurdistan mit uns zu feiern und gemeinsam die Luft der Freiheit zu atmen, die uns die kurdische Befreiungsbewegung von ihren Bergen bringt, um gemeinsam für Gleichheit, Freiheit und Selbstbestimmung aller Völker und Geschlechter zu kämpfen.“

Die Veranstaltung beginnt um 13 Uhr auf der Grillwiese im Glacis-Park.

Hintergrund: Der Beginn des bewaffneten Kampfes in Kurdistan

Als 1980 zu Beginn der Militärdiktatur in der Türkei andere kurdische Organisationen und die türkische Linke ihre Strukturen verloren und ihre Führer ohne politische Perspektive nach Europa flohen, hatte der PKK-Vorsitzende Abdullah Öcalan bereits den taktischen Rückzug innerhalb des Mittleren Ostens angeordnet. Öcalan war ab Juli 1979 im Gebiet Syrien/Libanon und hatte mit Organisationen, die mit der palästinensischen PLO verbunden waren, Beziehungen geknüpft. Um die Möglichkeiten der militärischen Ausbildung zu bewerten, kam im September 1979 die erste PKK-Gruppe in den Libanon. Im Winter 1980/1981 trafen dann rund 300 weitere PKK-Kader und Sympathisanten in dem Camp in der Bekaa-Ebene ein. Als der israelische Staat am 2. Juni 1982 den Libanon besetzte, hielten sich die PKK-Kader bereits seit drei Jahren dort auf und kämpften auf der Seite der Palästinenser. Insgesamt elf von ihnen fielen innerhalb des palästinensischen Widerstands.

Öcalan und die PKK gingen davon aus, dass sich die türkische Militärjunta trotz der Einsetzung einer bürgerlichen Marionettenregierung langfristig an der Macht halten werde und eine Demokratisierung der Türkei ohne Lösung der kurdischen Frage nicht möglich sei. Ab Sommer 1982 kehrten Guerillakämpfer, die im Libanon vorbereitet wurden, aus der Bekaa-Ebene nach Kurdistan zurück, um eine bewaffnete Bewegung aufzubauen. Bis „der erste Schuss“ der PKK fiel, dauerte es dann nicht mehr lange. Eine 36 Personen starke Guerillaeinheit, angeführt von dem legendären Kommandanten Mahsum Korkmaz – auch bekannt unter seinem Nom de Guerre Egîd („der Mutige“) – führte am 15. August 1984 im nordkurdischen Dih (Eruh) den ersten Angriff gegen die türkische Besatzungsmacht durch. Für den Beginn des bewaffneten Befreiungskampfes war eine Kaserne der Militärpolizei ausgewählt worden. Ein Wachsoldat und ein Offizier kamen ums Leben, Verluste der Guerilla gab es nicht.

Über den Lautsprecher einer Moschee wurde anschließend die Gründungserklärung der HRK (Hêzên Rizgarîya Kurdistan) verlesen. In dem Flugblatt der „Befreiungseinheiten Kurdistans”, wie sich die Guerilla in den ersten Jahren des bewaffneten Kampfes in Anlehnung an die zu Beginn des vietnamesischen Freiheitskampfes gebildete „Einheit zur Befreiung Vietnams“ nannte, hieß es: „Die HRK verfolgt das Ziel, den Kampf unseres Volkes um nationale Unabhängigkeit, eine demokratische Gesellschaft, Freiheit und Einheit unter Führung der PKK gegen den Imperialismus, den türkischen Kolonialfaschismus und ihre einheimischen Lakaien bewaffnet zu führen.” Gleichzeitig appellierte die Guerilla an „alle Revolutionäre und Demokraten aus der Türkei, das werktätige türkische Volk”, sich mit dem kurdischen Befreiungskampf zu vereinen, denn „jeder Schlag, den die HRK dem Kolonialfaschismus versetzt, ist gleichzeitig ein Schlag gegen den Faschismus in der Türkei.” Nach der Verlesung des Flugblattes ertönte das Widerstandslied „Xortê Kurda” (Junger Kurde).

Die ewige Mär von der „Vernichtung der PKK noch diesen Frühling“

„Aus der Sicht der Kurden ist es eine Art Neugeburt, eine Zeit der Auferstehung”, bewertete Duran Kalkan, eine der Schlüsselfiguren der PKK, im Rückblick diesen ersten kurdischen Aufstand in der Türkei nach der Niederschlagung des Dersim-Aufstands von 1938. Ankündigungen der Militärjunta unter General Kenan Evren, die „Banditen” innerhalb von 72 Stunden zu zerschlagen, erfüllten sich nicht. Und auch die ewige Mär von der „Vernichtung der PKK noch in diesem Frühling“ klingt seit über vier Jahrzehnten in der Türkei wie eine Platte mit Sprung.