Kommunales Dorfleben in Qamişlo

In den Dörfern der Region Şêxo bei Qamişlo in Rojava organisieren und versorgen die Menschen sich selbst.

„Löse deine Probleme selbst und warte nicht darauf, dass andere es tun“ – unter diesem Wahlspruch organisiert sich die Dorfbevölkerung in der Region Şêxo im Kanton Qamişlo in Kommunen auf der Grundlage eines gleichberechtigten Zusammenlebens.

Die Anwohner decken ihren Bedarf an Gemüse, Obst, Brot und Milchprodukten durch eigene Produktion und sind in dieser Hinsicht vollkommen unabhängig von den Märkten der Stadt. Im Dorf gibt es eine gemeinsame Kasse, von der alle bei Anlässen wie Krankheits- und Todesfällen oder Hochzeiten profitieren können. Diesen Fonds nutzen vor allem wirtschaftlich schlecht gestellte Anwohner in Notfällen.

Wie der 80-jährige Mihemed Elî Kûtê gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA erklärte, zahlen alle Dorfbewohner monatlich entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten in den Fonds ein. „Unser Dorf ist vor ungefähr 100 Jahren gegründet worden und seitdem werden die gesellschaftliche Ethik und die Traditionen bewahrt“, so Kûtê. Auch die Menschen aus den umliegenden Dörfern hätten sich diese Lebensweise abgeguckt und seien dabei, ein ähnliches kommunales Leben aufzubauen.

Die Lebensweise in der Region Şêxo stellt für das sich entwickelnde demokratisch-partizipative System in Nordsyrien ein vorbildliches Modell dar. Es wird angestrebt, in allen Dörfern und Stadtvierteln Kommunen und Räte zu gründen, in denen das Zusammenleben organisiert wird. Auf diese Weise soll die gesamte Bevölkerung direkt an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen mitwirken.