Jack-Wolfskin-Rucksäcke in Wan verboten

Auf Weisung des türkischen Innenministers Soylu klappert die Polizei in Wan die Läden ab und sammelt Rucksäcke ein.

In den vergangenen Jahren sind in Geschäften in Nordkurdistan Schuhe der Marke Mekap von der Polizei beschlagnahmt worden. In Wan klappern Polizisten jetzt die Läden ab und spüren Rucksäcke von Jack Wolfskin auf.

Fast alle in Frage kommenden Geschäfte haben schon Besuch von der Polizei bekommen. Der Verkauf der Rucksäcke dieser Marke ist ab sofort verboten. Die Produkte des Outdoor-Anbieters Jack Wolfskin werden vor allem von Bergsteigern, Wanderern und Touristen gern genutzt.

In den ländlichen Gebieten in der Provinz Wan wird auch der Handel mit Lebensmittel kontrolliert. Die Lebensmittelkontrollen und die Beschlagnahmung der Rucksäcke gehen auf eine Weisung des türkischen Innenministers Süleyman Soylu vom 6. September 2018 zurück. Die Polizei wird mit dieser Weisung angehalten, den Verkauf „auffälliger Kleidungsstücke und Lebensmittel“ zu beobachten und bei Straßenkontrollen „verdächtige Fahrzeuge“ gründlich zu durchsuchen. Die Personen in Fahrzeugen, mit denen Lebensmittel und Alltagsprodukte transportiert werden, die eventuell von der „Terrororganisation“ genutzt werden könnten, sollen zu Wohnort, Fahrtroute und Produktmengen befragt werden.

HDP: Die Gesellschaft wird kriminalisiert

Muazzez Orhan, eine der in Wan gewählten Abgeordneten der Demokratischen Partei der Völker (HDP), kennt diesen staatlichen Versuch, die Guerilla „auszuhungern“ bereits aus den neunziger Jahren. „Der Staat entscheidet, welche Tasche wie benutzt werden darf“, sagt sie. „Die Marke Jack Wolfskin ist vermutlich aufgrund ihrer Beliebtheit verdächtig. Das Innenministerium will das Alltagsleben der Bevölkerung kontrollieren. Die ganze Gesellschaft wird auf diese Weise kriminalisiert. Die Menschen sollen in einen engen Rahmen gepresst werden. Diese Weisung muss sofort zurückgenommen werden. Soll jetzt die Jandarma darüber entscheiden, was die Menschen essen? Die Gesellschaft soll damit unter Druck gesetzt werden, aber auch diese Maßnahmen werden nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen.“