Heftige Kämpfe in Arzach

In der Nacht ist es zu weiteren heftigen Gefechten in Arzach (Bergkarabach) gekommen. Armenien wirft Aserbaidschan massive Angriffe vor.

Das armenische Verteidigungsministerium berichtet von schweren aserbaidschanisch-türkischen Angriffen im Süden und Nordosten von Arzach (Bergkarabach). Der Armee der international nicht anerkannten Republik im Südkaukasus sei es gelungen, die Attacken abzuwehren, sagte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums Arzun Owannissjan. Dabei wurde offenbar ein aserbaidschanisches Militärflugzeug abgeschossen, was die Regierung in Baku jedoch dementierte.

Krieg des türkisch-aserbaidschanischem Tandems, nicht des aserbaidschanischen Volkes“

In Arzachs Hauptstadt Stepanakert warnte Parlamentschef Artur Towmassjan, die „Verteidigungskämpfe auf aserbaidschanisches Gebiet auszudehnen“. Gemeinsam mit der Türkei habe sich das Nachbarland für die Sprache der Gewalt entschieden, und nicht für den Verhandlungsweg, kritisierte er. „Dieser Krieg, den das aserbaidschanisch-türkische Tandem vom Zaun gebrochen hat, ist kein Krieg des aserbaidschanischen Volkes, sondern ein Krieg für den persönlichen Machterhalt von Ilham Aliyew“, so Towmassjan.

Bisher soll es mit Stand von Montagabend 89 Tote gegeben haben. Aserbaidschan räumte neun Todesfälle ein, darunter Zivilist*innen.

Stellvertreterkrieg zwischen russischen und türkischen Interessen

Armenien versucht sich in dem Krieg auf seine traditionelle Schutzmacht Russland zu verlassen. Der armenische Botschafter in Moskau Wardan Toganjan gab an, der russische Militärstützpunkt in Gjumri sei „der wichtigste Sicherheitsfaktor in der Region“. In der Basis und in Eriwan sind etwa 3500 russische Soldaten stationiert. Allerdings spielt auch Russland ein doppeltes Spiel und beliefert gleichzeitig Aserbaidschan mit Waffen. Aserbaidschan gilt als türkischer Brückenkopf im Kaukasus und ist für seinen Öl- und Gasreichtum von strategischer Bedeutung, während Armenien weitgehend verarmt ist.

Es droht sich eine ähnliche Konfliktsituation wie in Libyen und Syrien anzubahnen. Deutschland Frankreich, Belgien, Großbritannien und Estland haben unterdessen beantragt, das Thema Arzach auf die Agenda des UN-Sicherheitsrats zu setzen.