Eine Geschichte aus Efrîn: Xebat Kobanê

Warum der Widerstand in Efrîn so erfolgreich ist, zeigen die Geschichten der Kämpferinnen und Kämpfer, die den nordsyrischen Kanton gegen die türkischen Angriffe verteidigen. Einer von ihnen ist Xebat Kobanê.

Seit einem Monat versucht der türkische Staat mit Unterstützung dschihadistischer Banden den nordsyrischen Kanton Efrîn zu besetzen. Warum die Militärinvasion der zweitgrößten NATO-Armee am Widerstand der Verteidigungseinheiten scheitert, lässt sich an den Geschichten der Kämpferinnen und Kämpfer ablesen. Wir berichten weiter von den Gesprächen, die wir an den Fronten in Efrîn führen.

Der Bezirk Cindirês ist eine der Gegenden in Efrîn, die am stärksten von den Luft- und Bodenangriffen des türkischen Staates betroffen ist. Wir unterhalten uns mit einer Gruppe YPG/YPJ-Kämpfer*innen und lernen dabei Xebat Kobanê kennen. Als die Angriffe auf Efrîn begannen, ist er von seiner in Kobanê stationierten Einheit weggelaufen, um sich hier am Widerstand zu beteiligen. Und er ist nicht der Einzige. Wie wir erfahren, wimmelt es an der Front in Cindirês von „Fahnenflüchtigen“.

Von Kobanê nach Efrîn

Zunächst will Xebat sich nicht interviewen lassen. „Es gibt so viele andere hier, die viel mehr zu dem Widerstand beitragen als ich“, sagt er. Erst nach längerem Drängen erklärt er sich bereit, in der Stellung mit uns zu sprechen. Xebat stammt aus Kobanê. Beim Kampf um Kobanê wurde er verletzt. Nach dem dortigen Sieg gegen den IS setzte er seinen revolutionären Weg fort und nahm nacheinander an den Offensiven in Girê Spî, Minbic, Tabka und Raqqa teil. Insgesamt wurde er dreimal verletzt. Und jetzt ist er in Efrîn.

Zweieinhalb Stunden im Kofferraum

Nach Efrîn zu kommen, war allerdings nicht leicht. Wie er erzählt, verweigerte ihm sein Kommandant in Kobanê die Erlaubnis, weil bereits seine Schwester in Efrîn kämpfte und nach Möglichkeit nicht zwei Menschen aus einer Familie an die Front geschickt werden. Das habe er nicht akzeptieren können, meint Xebat: „All mein Drängen hat nichts genützt. Schließlich habe ich selbst einen Weg gefunden. Ich habe mich in einem Kofferraum versteckt und war nach zweieinhalb Stunden in Efrîn.“

In Efrîn wird Kurdistan verteidigt

Jetzt sei er an der Front in Cinderês und seine Schwester in Raco, wo die Gefechte nicht weniger heftig verlaufen, sagt Xebat: „Meine Schwester kämpft mit den YPJ in Raco gegen die Besatzer. In diesem Kampf geht es um Sein oder Nichtsein, das sollte allen bewusst sein. In Efrîn wird nicht nur Efrîn verteidigt, sondern ganz Kurdistan.“