Dschihadisten entführen Rückkehrer in Nordsyrien

Ein aktueller Entführungsfall im besetzten Nordsyrien macht deutlich: Eine Rückkehr bleibt lebensgefährlich.

Hunderttausende Menschen haben aufgrund der Besatzungsangriffe der Türkei in Nordsyrien ihre Heimat verlassen. Türkische Medien versuchen den Eindruck zu erwecken, als könnten die Geflüchteten ohne Befürchtungen zurückkehren. Dem schenkte ein älteres Ehepaar, das aus dem Dorf Lêlan in der Nähe von Serêkaniyê geflüchtet war, Glauben und trat die Rückreise aus dem Camp Waşokanî an. Die Folgen der Entscheidung waren allerdings fatal.

Der Sohn des Ehepaars, Casim al-Mihemed, erklärte, dass nach der Rückkehr seiner Eltern in ihr Dorf der Vater durch dschihadistische Milizionäre entführt wurde. Die Entführer verlangten vom Sohn ein Lösegeld, andernfalls würden sie ihr Opfer töten. „Wir mussten fünf Millionen Syrische Lira (umgerechnet rund 10.000 Euro) zahlen, um meinen Vater freizubekommen. Nun sind meine Eltern wieder zurück im Camp und in Sicherheit“, so al-Mihemed.

Bei der Rückkehr in ihr Dorf bemerkten die Eltern von al-Mihemed zunächst, dass ihr Hab und Gut geplündert worden war. Die Mutter habe nur einen Bruchteil der Gerste- und Weizenvorräte wiedergefunden, welche die Familie zu Hause deponiert hatte. „Als sie dann diese Vorräte aus dem Haus bringen wollte, haben die Milizionäre sie daran gehindert. Sie müsse zunächst eine Erlaubnis vom Emir der Sultan Murad Brigaden einholen. Dieser verwehrte meiner Mutter allerdings die Erlaubnis. Als dann mein Vater dann das Dorf verlassen wollte, wurde er von den Milizionären entführt. Nur durch die Zahlung des Lösegelds konnten wir meinen Vater retten. Um die geforderte Summe zusammenzubekommen, haben wir den Traktor unserer Familie verkauft“, so der Sohn der Familie.