Türkischer Staatsterror gegen Rojava
Die auf eine Ausweitung der Besatzungszone abzielenden Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Proxytruppen gegen die Autonomiegebiete Nord- und Ostsyriens dauern unvermindert an. Besonders im Fokus steht hierbei die Stadt Minbic (Manbidsch), die seit Wochen nahezu jeden Tag wieder unter Artilleriefeuer genommen wird. Auch am Dienstag wurde der Beschuss der Region fortgesetzt.
Nach Angaben des örtlichen Militärrats konzentrieren sich die Bombardierungen nach wie vor auf Dörfer an der nördlichen sowie nordwestlichen Seite der Stadt, die sich in der Nähe der Kontaktlinie zwischen Autonomieregion und Besatzungszone befinden. Aktuell seien fünf Ortschaften betroffen, hauptsächlich jedoch Qawukli (Al-Kavakli), Qart Wiran und Korhyuk.
Mehr als 75 Geschosse seien in den drei Dörfern seit dem frühen Morgen eingeschlagen, allesamt abgefeuert in der türkischen Militärbasis im besetzten Ort Sheikh Nasser (ku. Şêx Nasir) nordwestlich von Minbic. Besonders heftig bombardiert wurde Qawukli, dort zählte der Militärrat rund fünfzig eingeschlagene Granaten und Mörser. In Korhyuk brach ein Flächenbrand aus, da die Geschosse gezielt auf Anbauflächen gelenkt wurden. Der Zivilschutz von Minbic sei im Einsatz und versuche, die Flammen zu löschen.
Rauch steigt über Feldern in Korhyuk auf | Video: Militärrat Minbic via ANHA
In der Umgebung von Minbic kommt es seit der Besetzung von Serêkaniyê (Ras al-Ain) und Girê Spî (Tall Abyad) im Herbst 2019 im Rahmen eines „Krieges niedriger Intensität“ regelmäßig zu Angriffen, vor allem durch Söldner des von der Türkei aufgebauten Milizverbandes „Syrische Nationalarmee” (SNA). Seit Minbic vom türkischen Regimechef Erdoğan als primäres Angriffsziel für eine neuerliche Invasion in Nord- und Ostsyrien benannt wurde, dauern die Phasen der Angriffe mit hoher Intensität immer länger.
Minbic liegt 30 Kilometer südlich der türkischen Grenze und nimmt eine strategische Schlüsselposition in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Syrien ein. Die von der DAANES administrierte Stadt liegt an der wichtigen Autobahn M4, die den Norden Syriens wie eine Lebensader durchzieht und bereits für die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) eine strategische Versorgungsroute darstellte. Im August 2016 wurde Minbic vom IS-Terror befreit. Für die Verteidigung der Region sorgt seitdem der Militärrat Minbic (MMC), der eine Komponente der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ist und dem auch die Enîya Kurdan (ar. Jabhat al-Akrad, dt. Kurdische Front) und die Revolutionäre Brigade Idlib angehören.
Foto: Der Grenzfluss Sajur bildet in Minbic die De-Facto-Grenze zwischen Autonomieregion und Besatzungszone