Assyrische Dörfer in Til Temir unter Beschuss

Die Stadt Til Temir im nordostsyrischen Chabur-Tal steht wieder unter Beschuss durch türkisch-dschihadistische Besatzungstruppen. Die Artillerie schlägt in den assyrischen Dörfern Tawila und Til Tawil ein.

Die türkische Armee und verbündete Dschihadistenmilizen bombardieren die im christlich besiedelten Chabur-Tal gelegene Kleinstadt Til Temir. Der Beschuss richtet sich gegen die wenige Kilometer im Westen des Ortskerns gelegenen Dörfer Tawila und Til Tawil. Beide Ortschaften werden von der assyrischen Minderheit bewohnt.

Quelle der Angriffe ist die seit 2019 von der Türkei und islamistischen Milizen besetzte Stadt Serêkaniyê (Ras al-Ain) nordwestlich von Til Temir. Ob Menschen durch die Bombardements zu Schaden gekommen sind, ist bislang unklar. Ein Reporter der Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA), der die Frontlinie in der Gegend zwischen der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien und der türkisch-dschihadistischen Besatzungszone beobachtet, meldete, dass die Angriffe am späten Sonntagnachmittag begannen und sporadisch fortgesetzt werden.

Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit Jahren kommt es dort immer wieder zu Angriffen, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. Die Bombardements richten sich vornehmlich gegen zivile Siedlungen, die christlich besiedelten Ortschaften Til Temirs befinden sich besonders im Fokus der Aggressoren.

Zuletzt war Til Temir Anfang der Woche angegriffen worden. Eine türkische Drohne hatte das im Südwesten der Stadt gelegene Dorf Al-Awja (kurdischer Name: Uca) bombardiert, es entstand Sachschaden. Doch offenbar war dieser Treffer ein Missgeschick gewesen und hatte das eigentliche Ziel verfehlt. In direkter Umgebung von Al-Awja befindet sich eine Basis der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die unentbehrlich im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) ist.

Nur einen Tag nach dem Luftschlag auf Til Temir tötete eine türkische Drohne im nahegelegenen Hesekê zwei Kämpfer der Kurdistan-Front der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP). Bei den Gefallenen handelt es sich um Zeki Gürbüz (Ahmet Şoreş), Repräsentant der MLKP in Rojava, sowie um Özgür Namoğlu (Fırat Neval), ihre Partei und das Bündnis HDBD haben „Rache“ angekündigt. 2022 führte die Türkei 120 solcher völkerrechtswidrigen Drohnenangriffe in Nord- und Ostsyrien durch.