Allen Verboten zum Trotz: Wir werden Newroz feiern!
In den vergangenen Tagen wurde über das Verbot einer Großdemonstration in Hannover am 17. März anlässlich des kurdischen Newrozfestes berichtet.
In den vergangenen Tagen wurde über das Verbot einer Großdemonstration in Hannover am 17. März anlässlich des kurdischen Newrozfestes berichtet.
Die Anmelder der verbotenen Demonstration von NAV-DEM melden sich mit einer schriftlichen Erklärung zu dem Verbot zu Wort und erklären, in jedem Fall gemeinsam mit der Bevölkerung zum Newrozfest auf den Straßen zu sein.
„Newroz ist ein Fest des Widerstandes. In Zeiten, in denen die Türkei gemeinsam mit islamistischen Gruppierungen, mit der Duldung der internationalen Mächte und ausgestattet u.a. mit deutscher Waffentechnik einen brutalen und blutigen Angriffskrieg gegen unsere Menschen in Efrîn führt, werden wir uns dieses Recht auf Widerstand nicht nehmen lassen! Wir werden in jedem Fall Newroz auf den Straßen feiern. Weder in Deutschland noch an einem anderen Ort der Welt lassen wir uns das Newrozfest verbieten" – mit diesen Worten nimmt Ayten Kaplan, Ko-Vorsitzende des größten kurdischen Dachverbands in Deutschland NAV-DEM, Stellung zu den Medienberichten, unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, über ein Verbot der diesjährigen Newroz-Demonstration in Hannover.
Kaplan bewertet das Verbot des Newrozfestes in Hannover als direkten Angriff gegen die kurdische Identität. Die Verbote des Newrozfestes in Nordkurdistan (Türkei) hätten durch den Widerstand der Bevölkerung durchbrochen werden können, so Kaplan: „In der Türkei wurden die Kurdinnen und Kurden über lange Jahrzehnte verleugnet und unterdrückt. Folglich wurde auch ihre Sprache und Kultur nicht anerkannt und bekämpft. Dennoch sind die Menschen insbesondere mit dem Aufflammen des Widerstandes in Kurdistan ab Ende der 1980er Jahre selbstbewusst am 21. März jeden Jahres auf die Straßen gegangen, um ihr Newrozfest zu feiern. Der türkische Staat hatte große Angst vor diesem neuerlangten kurdischen Selbstbewusstsein. Anfang der 1990er Jahre kam es bei Angriffen der türkischen Armee auf die Newrozfeste in Städten wie Nisebîn und Cîzre zu großen Massakern, viele Zivilisten wurden brutal ermordet. Doch die kurdische Bevölkerung hat dennoch weiterhin Jahr für Jahr ihr Newrozfest gefeiert und die Verbote durchbrochen. Heute erkennt die ganze Welt die Kurdinnen und Kurden an. Und das ist ein Ergebnis dieses Widerstandes."
Weiterhin führt die Ko-Vorsitzende von NAV-DEM aus, dass die AKP-Regierung sich zwar erneut an eine Verbots- und Verleugnungspolitik gegenüber der kurdischen Bevölkerung klammere, sie aber hiermit auf verlorenem Posten stehe: „Die AKP versucht mit Verboten, Festnahmen und zivilen Massakern die kurdische Bevölkerung wieder einzuschüchtern. Doch auch in diesem Jahr werden in Nordkurdistan und dem Westen der Türkei Hunderttausende, wenn nicht Millionen Menschen auf die Straßen gehen, das Newrozfest feiern und ihre Solidarität mit den Menschen in Efrîn zum Ausdruck bringen. Dass die Bundesregierung diese schmutzige Politik der Türkei allerdings auch auf Deutschland überträgt und auch hier meint, mit Repression und Verboten die kurdische Bevölkerung und ihre Freundinnen und Freunde einzuschüchtern, ist brandgefährlich. Auf diese Weise beteiligt sich die Bundesregierung an der Verleugnungs- und Unterdrückungspolitik der Kurdinnen und Kurden. Wir wissen, dass hinter dieser Politik die schmutzigen Deals zwischen Sigmar Gabriel und seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Çavuşoğlu stecken. Wir rufen die Bundesregierung dringend dazu auf, diesen falschen Kurs umgehend zu korrigieren."
Zum Schluss bedankt sich Kaplan bei allen Menschen, die nach Bekanntwerden des Verbotes des Newrozfestes in Hannover ihrem Verband Unterstützung angeboten haben. „Lasst uns gemeinsam ein großes, buntes und friedliches Newroz feiern! Von unrechtmäßigen Verboten lassen wir uns nicht von unserem Weg abbringen! Das diesjährige Newrozfest wird eine eindrucksvolle Solidaritätsbekundung mit dem Widerstand von Efrîn sein", so Kaplan abschließend.