Was passiert in Heftanîn?

Die „Widerstandsoffensive Cenga Heftanîn” der Guerilla gegen die türkische Invasion dauert nun bereits drei Wochen an. Lalêş Rêber berichtet aus Heftanîn.

Am 15. Juni begann der türkische Staat mit einer Invasion in der südkurdischen Region Heftanîn. Seit dem 16. Juni versucht die türkische Armee, Truppen in der Region abzusetzen. Die Guerilla hält mit der „Widerstandsoffensive Cenga Heftanîn” dagegen. Um die Pläne der Invasionstruppen zunichtezumachen, ist der entscheidende Faktor der Widerstand der Guerilla. Hier spielt insbesondere die Überzeugung und Entschlossenheit der Kämpferinnen und Kämpfer eine ausschlaggebende Rolle.

Der kurdische Guerilla wurde durch die Überwindung von Widerständen groß, auch wenn es hieß ‚alles ist vorbei‘, gaben Volksaufstände und Änderungen der Taktik der Guerilla neues Leben. Heute steht Heftanîn im Zentrum der Entwicklungen.

Die Guerilla vermittelt uns täglich Bilanzen über die Verluste der türkischen Armee. Sie belegt ihre Aktionen durch Videoaufnahmen, aber die türkische Regierung räumt nur den Tod von vier Soldaten ein. Doch in diesem Krieg geht es nicht allein um die Guerilla. Die Vertreibung der Menschen aus den Bergdörfern, die Zerstörung und das Niederbrennen von Häusern in diesen Dörfern, die Bombardierung von Tieren und landwirtschaftlichen Flächen, die tödlichen Angriffe, bei denen kein Unterschied zwischen Guerillakämpfer*innen und kleinen Kindern gemacht wird, und die Hochtechnologie, die eingesetzt wird, machen diese Tatsache deutlich.

Guerilla soll von der Bevölkerung isoliert werden

Die Verbindung zwischen Volk und Guerilla soll unterbrochen werden, daher greift der türkische Staat nicht nur die Berge, sondern vor allem auch Siedlungen an und versucht, die Region unter seine Herrschaft zu zwingen. Der Berggipfel Xantûr liegt in Sichtweite von drei Teilen Kurdistans. Deswegen soll dieser Gipfel, der über Zaxo, Botan und Karacox ragt, unter Kontrolle kommen. Dann soll in den Süden, in das Gebiet Zendura vorgerückt und schließlich über Metîna eine Verbindung zum Lêlîkan hergestellt werden. Die Invasion betrifft also den gesamten Süden. Das türkische Militär war bereits 1992 an einer solchen Operation gescheitert.

Die Menschen im Süden Kurdistans sind sich der Lage nur teilweise bewusst. Die bewussten Teile der Bevölkerung sind auf die Straße gegangen und haben klargestellt, dass sie die türkische Besatzungsarmee in ihrem Land nicht haben wollen. Die Tatsache, dass die Regierung von Südkurdistan die Situation nicht erkennt und die Augen verschließt und die Peschmerga ohne Initiative gelassen wird, zeigt, dass sie unfähig ist, ihre Bevölkerung zu schützen. Dies macht den Menschen, die bereit sind, ihre Augen zu öffnen, mehr als deutlich, dass es keine Alternative zur gegenseitigen Unterstützung von Guerilla und Volk gibt. Nichts ist stärker als eine Bevölkerung, die hinter ihrer Guerilla steht.

Der Widerstand mag lange dauern, wird aber siegreich sein

Es finden schwere Kämpfe zwischen der Armee und der Guerilla am Xantûr, in Şeşdara und Dûpişk statt. Viele Soldaten wurden getötet. Es finden weiterhin permanent Aktionen statt. Bei den Kämpfen sind auch elf Guerillakämpfer*innen gefallen. Sie haben ihr Leben geopfert, um die Menschen im Süden zu schützen. Es sieht so aus, als würde der Krieg lange dauern. Die Guerilla hat nicht die Absicht sich zurückzuziehen und die Besatzungstruppen haben nicht den Mut, von den besetzten Gipfeln herunterzukommen. Die Guerilla setzt ihren Widerstand fort. Der Widerstand mag lange dauern, wird aber siegreich sein.