MIT-Killer Heysem Topalca angeblich gestorben

Heysem Topalca, MIT-Killer und Verbindungsmann des türkischen Geheimdienstes zu al-Qaida und dem IS, kam angeblich bei einem Autounfall in der Nähe von Konya ums Leben.

Heysem Topalca (Haitham Qassap) gilt als eine der berüchtigtsten Personen im Netzwerk, das der türkische Geheimdienst MIT mit der Al-Qaida-Abspaltung Jabhat al-Nusra und dem „Islamischen Staat” (IS) gesponnen hat. Er wird unter anderem für das Massaker von Reyhanli, bei dem in der Kleinstadt an der syrischen Grenze im Mai 2013 nach offiziellen Angaben nach 52 Menschen getötet wurden, verantwortlich gemacht. Es gibt deutlich Hinweise darauf, dass der Anschlag vom MIT inszeniert wurde.

Unfall“ am 10. Februar 2021

Am 10. Februar 2021 kollidierte das Fahrzeug, in dem sich Topalca zusammen mit mehreren anderen Personen befand, gegen 21.00 Uhr auf der Straße zwischen Konya und Karapınar in der Nähe des Dorfes Merdivenli mit einem LKW. Von den Fahrzeuginsassen wurden Topalca, Macit al-Haci Ali (33) und Bilal al-Muhammed (21) getötet, während Döne Abdullah (55), Nureddin El Hac Ali (19), Abdullah El Hac, İbrahim El Muhammed (30) und Halil Bargut (15) verletzt wurden. Der Fahrer des Lastwagens, Mustafa Usta, wurde nach der Befragung durch die Polizei freigelassen. Topalca war wegen des Massakers von Reyhanli 2013 und einem Anschlag in Niğde, bei dem 2014 mehrere Mitglieder der Sicherheitskräfte und Zivilisten getötet wurden, zur Festnahme ausgeschrieben.

Reyhanlı-Verfahren

Zwei Angeklagte, die im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen wurden, Yusuf Nazik und Mehmet Gezer, sagten, dass sie diejenigen waren, die Fahrzeuge, die später als Autobomben genutzt wurden, für Topalca beschafft hätten. Sie hätten dies aber getan, ohne zu wissen, dass die Fahrzeuge mit Sprengstoff beladen werden sollten.

Im Sarin-Gas-Prozess zu zwölf Jahren hinter Gittern verurteilt

Kurz nach dem Reyhanli-Bombenanschlag führte die Polizei von Adana Razzien an einer Reihe von Orten durch, an denen nach eingegangenen Hinweisen Material für chemische Waffen für Al-Qaida-Mitglieder und die Al-Nusra-Front in Syrien beschafft wurde. Topalca war eine von fünf Personen, die bei der Operation festgenommen wurden. Dabei sollen zwei Kilogramm Sarin-Gas beschlagnahmt worden sein. Das Büro des Gouverneurs von Adana gab Topalca Schützenhilfe und behauptete, es habe sich um Frostschutzmittel und nicht um Sarin-Gas gehandelt. Alle Festgenommenen einschließlich Topalca wurden daraufhin im Juli 2013 nach ihrer ersten Anhörung vor Gericht freigelassen. Anschließend wurde ein Laborbericht über das beschlagnahmte Material vorgelegt, der bestätigte, dass das Material tatsächlich für die Herstellung von chemischen Waffen verwendet wurde. Auf der Grundlage des Berichts ordnete die Staatsanwaltschaft die Festnahme von Topalca an, der zu diesem Zeitpunkt bereits spurlos verschwunden war.

In der Anklageschrift hieß es, die Angeklagten hätten die Materialien von der in Ankara ansässigen Mechanical and Chemical Industry Corp. (MKE) gekauft und die Zahlungen von einem saudi-arabischen Konto getätigt. Die Verdächtigen hätten Chromrohre bestellt, um Mörser herzustellen.

Der Fall wurde am 29. Dezember 2015 mit der Verurteilung von Topalca zu zwölf Jahren Gefängnis wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung abgeschlossen. Topalca blieb jedoch unantastbar.

Beschlagnahmte Waffenlieferung

Am 7. November 2013 wurde ein mit 953 Mörsergranaten sowie zehn Mörsern beladener Lastwagen, der für al-Nusra bestimmt war, bei Adana gestoppt. Der Fahrer des Lastwagens gab bei seiner ersten Vernehmung an, er habe Anweisungen von einem Mann namens Heysem erhalten, was zur Festnahme von Topalca führte. Topalca wurde jedoch nach seiner Vernehmung wieder freigelassen. Immer wieder war von einer Intervention des MIT in diesem Zusammenhang die Rede. Eine solche Intervention ist nicht unwahrscheinlich, da der türkische Geheimdienst selbst ähnliche Waffentransporte an Jabhat al-Nusra, den IS und andere Dschihadisten nach Syrien organisierte.

Geisterkommandant“ und Ansprechpartner zum IS

Topalca war auch in die Entführung des Journalisten Bünyamin Aygün verwickelt, einem Korrespondenten der Zeitung Milliyet, der sich im Dezember 2013 mit Topalca in Syrien traf. Während einer gemeinsamen Autofahrt wurde ihr Fahrzeug angehalten und sie wurden von einem Ableger des IS entführt. Als die Entführung des Milliyet-Reporters in der Türkei bekannt wurde, nahm der MIT Verhandlungen mit der Gruppe auf. Zunächst wurde Topalca 17 Tage nach seiner Gefangennahme freigelassen. Nach Aygüns Darstellung kam Topalca am 6. Januar 2014 zurück zum gefangenen Journalisten und erklärte ihm: „Die Verhandlungen sind noch im Gange. Du wirst freigelassen werden.“ Damit war klar, dass Topalca, obwohl er zu diesem Zeitpunkt bereits gesucht wurde, für den türkischen Staat Verhandlungen führte.

Militärpolizeidossiers legt Topalci weitere Verbrechen zur Last

In einem Dossier der Militärpolizei aus dem Jahr 2014 werden ihm folgende Handlungen zur Last gelegt:

- IS-Schmuggel von Antiquitäten aus Syrien in die Türkei und ihren Verkauf.

- Diebstahl von Arbeitsmaschinen aus Aleppo und deren Verkauf in der Türkei

- Lieferung von Waffen und Munition über die Türkei an al-Qaida und Jabhat al-Nusra.

- Entsendung der Autobomben nach Reyhanli

- Besitz der 931 in Adana sichergestellten Mörsergranaten

- Beziehungen zur Gruppe Junud al-Sham

Unter dem Schutz des MIT

Ein Untersuchungsbericht der Polizei ergab, dass Topalca in der Türkei zweimal festgenommen und wieder freigelassen wurde, auch in der Zeit, als er von den Behörden gesucht wurde. Laut einem Bericht der türkischen Generaldirektion für Sicherheit (EGM) machte Topalca zwischen 2011 und 2014 insgesamt 873 Grenzübertritte zwischen Syrien und der Türkei. In dem Bericht heißt es außerdem, dass Topalca an Treffen der sogenannten Freien Syrische Armee teilgenommen habe.

Die Aussage eines der gefassten IS-Attentäter in Niğde deutet ebenfalls auf die Verwicklung des MIT hin. Mehmet Aşkar erklärte: „Ich und Heysem Topalca, der sagte, er arbeite für den MIT, wurden von Soldaten geschnappt, als wir in Yayladağı Waffen über die Grenze brachten. Nach ein paar Anrufen wurden wir jedoch freigelassen, und wir fuhren mit der Lieferung weiter."