Minbic: Hinter früheren Angriffen steckten protürkische Milizen

Abu Adel, Generalkommandant des Militärrats von Minbic, erklärt zum Selbstmordanschlag auf US-Militärs und Zivilisten in der Stadt: „Hinter allen vorherigen Angriffen haben protürkische Milizen gesteckt.“

Das Echo des Anschlags vor einem Lokal in der nordsyrischen Stadt Minbic (Manbidsch) am 16. Januar ist noch nicht verhallt. Bei dem Angriff sind zwei US-amerikanische Soldaten, ein Sicherheitsmitarbeiter, ein Übersetzer, zwei Kämpfer des Militärrats von Minbic und neun Zivilisten getötet worden.

Gerade in der Phase, als der Rückzug der US-Streitkräfte aus Syrien die öffentliche Tagesordnung prägt, wurden zum ersten Mal in Syrien US-Soldaten zum Ziel eines Anschlags. Die Terrormiliz IS hat sich zu der Tat bekannt, die Spuren vorheriger ähnlicher Angriffe in Minbic verweisen jedoch ausnahmslos auf protürkische Milizen. Während sich der US-Generalstabschef Joseph Dunford in Brüssel zu Gesprächen im NATO-Hauptquartier aufhielt, explodierte am 16. Januar die Bombe in Minbic. Wir haben mit Abu Adel (Muhammad Mustafa Ali), dem Generalkommandanten des Militärrats von Minbic, über den Anschlag gesprochen.

Die Untersuchung läuft

Abu Adel wies darauf hin, dass es sich bei dem Angriff um die erste Aktion gegen US-amerikanische Soldaten handelte: „Bei vorherigen Angriffen sind Bomben gezündet und Minen gelegt worden. Diese Angriffe richteten sich gegen die lokalen militärischen Einheiten und die Zivilbevölkerung. Es handelt sich nun um den ersten Anschlag auf Koalitionskräfte.“

Der Generalkommandant sprach den Familien der Getöteten sein Beileid aus und sagte: „Dieser Angriff, der auf die Stabilität und Sicherheit unserer Stadt zielt, wird noch untersucht. Die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt wurden auf das höchste Niveau gebracht.“

Hinter allen Angriffen steckten „Schutzschild Euphrat“-Milizen

„Zu diesem Angriff hat sich der IS bekannt. Der IS hat sich schon zu manchen Angriffen in unserer Stadt bekannt, aber später haben dann festgenommene Mitglieder der protürkischen ‚Schutzschild Euphrat‘-Milizen ihre Beteiligung zugegeben. Es sind einige Personen festgenommen worden, bei denen es sich um Schläferzellen handelt. Das wurde bereits bekanntgegeben. Die Mehrheit von ihnen gehört den vom MIT kontrollierten Milizen an“, so Abu Adel.

„Unser Kampf wird weitergehen“

Er fährt fort: „Die Ergebnisse der Ermittlungen hierzu sind dokumentiert. Wir werden unseren Kampf gegen den IS und diese Gruppen fortsetzen. Minbic ist eine friedliche Stadt. Aber die Versuche der protürkischen Milizen, in der Stadt Chaos zu stiften, dauern an. Wir werden unseren Kampf auf außerordentliche Weise fortsetzen.“

Auffälliger Zeitpunkt des Anschlags

Der Angriff fand statt, während sich der türkische Generalstabschef Yaşar Güler mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen Joseph Dunford auf einem Treffen im NATO-Hauptquartier in Brüssel befand. Der türkische Generalstabschef Güler war bereits 2014 auf hochrangigen Treffen zugegen, auf denen der Einsatz von provokativen Angriffen diskutiert wurde. Güler teilte damals die Auffassung des türkischen Geheimdienstchefs Hakan Fidan, einen türkischen Einmarsch durch eine verdeckte Operation zu legitimieren.

Seit einer Weile besteht eine Struktur aus ehemaligen IS-Mitgliedern und MIT-Agenten unter dem Namen „Kiyam“, die in Nordsyrien Attentate und Sabotageaktionen durchführt. Es wurden mehrere Zellen der „Kiyam-Bewegung“ in Minbic, Kobanê, Raqqa und Girê Spî ausgehoben und ihre Mitglieder haben Aussagen gemacht. Dabei kam heraus, dass der türkische Staat eine weitere neue Struktur unter dem Namen „Çukur“ aufgebaut hat. Einige Mitglieder gaben bei Vernehmungen ihre Verbindungen zum türkischen Staat zu.