Kurdische Arbeitgeber vermissen klare Haltung zu Rechtsterror

Der Verband der kurdischen Arbeitgeber in Europa appelliert nach dem rechtsextremistischen Anschlag von Hanau an die deutsche Politik und Justiz, entschieden gegen rechte Netzwerke und Rechtsterrorismus vorzugehen.

Nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Hanau mit zehn Todesopfern, darunter vier Menschen mit kurdischen Wurzeln, hat sich der Verband der kurdischen Arbeitgeber in Europa e.V. (Yekitiya Kardarên Kurd li Ewropa) zu Wort gemeldet und die deutsche Politik und Justiz aufgefordert, entschieden gegen rechte Netzwerke und Rechtsterrorismus vorzugehen. In einer Stellungnahme mahnt die in der Mainmetropole Frankfurt ansässige Organisation, dass Antisemitismus und Fremdenhass keinen Platz in der Gesellschaft haben dürfen.

„In einer Zeit, in der wir uns sicher fühlen sollten, sterben wieder Menschen. Und wieder ist dies ein rechtsextremer Mordanschlag. Dieser Angriff ist ein Angriff auf Menschen anderer Herkunft; Menschen, die aus bestimmten Gründen ihre Heimat verlassen haben und nach Deutschland ausgewandert oder geflüchtet sind. Es sind Menschen, die einen wichtigen Grund haben in Deutschland zu leben. Unter anderem Menschen, die hier integriert sind und für diese Deutschland genauso Heimat ist, wie das Herkunftsland. Menschen, welche sich eine Existenz in Deutschland aufgebaut haben.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, den Familien der Opfer und allen Verletzten.

Unsere Gedanken sind bei jedem einzelnen Menschen mit Migrationsherkunft und unsere Sorge ist nun, wer das nächste Opfer sein wird.

Als Unternehmerverband mit Sitz in Frankfurt vertreten wir die Interessen von kurdischen Unternehmern in Europa. Unsere Mitglieder sind ein Teil Deutschlands und gehören zum Alltag. Sie sind auch diejenigen, die ein Teil dieser Gesellschaft sind. Aber unsere Sorge wird nun sein, wessen Betrieb oder wer als nächstes angegriffen werden könnte, oder wie sicher sich unsere Unternehmer hier fühlen können.

Wir appellieren an die Politik und Justiz

Vereinigt müssen wir uns den rechten Netzwerken und dem Rechtsterrorismus in diesem Land entschieden entgegenstellen. Die NSU, der Anschlag von Halle, der Mord an Walter Lübcke und nun der Terroranschlag in Hanau sind das Ergebnis von Unentschlossenheit. Die Politik der AfD und ihre Verharmlosung bereiten den Nährboden für den rechten Terror in Deutschland.

Das Ziel von Rechtsextremismus ist die Destabilisierung unserer Demokratie. Jetzt ist es von besonderer Wichtigkeit, dass es keinen Rassismus, keine Diskriminierung und keine rassistische Gewalt gibt und geben wird. Vor allem aber müssen die Menschen das Gefühl haben, dass dieses Land und die Verfassung Schutz bietet.

Antisemitismus und Fremdenhass dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, deren Angehörigen und allen Verletzten. Den Verletzten wünschen wir schnelle Genesung.“

Gedenken an die Opfer

Während kurz nach dem rassistischen Anschlag von Hanau der Name, Fotos und Zitate aus dem sogenannten „Manifest“ des Täters sofort in der deutschen Medienlandschaft zu finden waren, tauchten die Opfer des Massakers in der hiesigen Berichterstattung kaum auf. Damit das Gedenken an die Toten nicht in den Hintergrund gerät, hat Belltower.News (Netz für digitale Zivilgesellschaft) Informationen über die Todesopfer zusammengetragen. „Denn ihre Namen sind die, die im Gedächtnis bleiben sollten.“

Ferhat Ünvar

Er hatte erst kürzlich eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker in einem Sanitärbetrieb abgeschlossen. Seine kurdische Familie war aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Ferhat war der Sohn einer ehrenamtlichen Unterstützerin der kurdischen Zeitung Yeni Özgür Politika. Er wurde nur 22 Jahre alt.

Gökhan Gültekin

Er war Maurer und arbeitete nebenbei als Kellner in einer der Shishabars. Seine kurdische Familie kam nach Deutschland, bevor er geboren wurde. Er wollte sich in Kürze verloben und wurde nur 37 Jahre alt.

Hamza Kurtović

Er wohnte in der Nähe des Täters und seine Familie soll während des Bosnienkriegs vor antimuslimischer Verfolgung nach Deutschland geflohen sein. Hamza wurde nur 21 Jahre alt.

Mercedes Kierpacz

Sie arbeitete in einem Kiosk neben einer der beiden Shishabars und war Mutter von zwei Kindern. Sie kommt aus einer deutsch-polnischen Roma-Familie und wurde nur 35 Jahre alt.

Sedat Gürbüz

Er lebte in Dietzenbach. Sein guter Freund Navid sagt: „Sedat war ein geliebter Bruder. Er hat immer gelacht, konnte keiner Fliege etwas zuleide tun“. Sedat wurde nur 30 Jahre alt.

Kalojan Welkow

Er kam aus Bulgarien nach Deutschland. Zum Zeitpunkt seiner Ermordung war Kalojan erst 32 Jahre alt.

Fatih Saraçoğlu

Said Nessar El Hashemi