Ein kurzer Moment der Freiheit

Ciwana und Evrim kämpfen gegen die türkischen Invasionstruppen in Heftanîn. Und vielleicht ist das Freiheit, dieser kurze Moment, das Lachen dieser beiden Guerillakämpferinnen, und ihr Glauben an den Sieg.

Wenn du auf die Guerilla triffst, denkst du darüber nach, was wohl Freiheit bedeutet. Heißt es Freiheit, ohne Angst auf einer Straße in unserem Land spielen zu können? Bedeutet es, bis zum Schluss Widerstand zu leisten und Parolen rufend in die Unsterblichkeit einzugehen? Oder ist Freiheit einfach nur, ein Stück des Weges zu laufen? Vielleicht steht Freiheit auch dafür, dem Unterdrücker ins Gesicht zu spucken. Auf jeden Fall liegt die Freiheit in sehr kurzen Momenten verborgen. Manchmal bezeichnet Freiheit ein Lied und die Überzeugung der Guerilla. Manchmal ist es nur ein Lächeln oder ein Schrei inmitten der Berge. Vielleicht bedeutet Freiheit, ohne Angst, Zweifel und Berechnung zu lieben. Die Definition von Freiheit ist so groß und endlos wie das Universum. Millionen Menschen sind dafür gestorben und zwischen vier Wänden eingekerkert worden. Ohne Freiheit ist nichts möglich, weder das Land noch die Liebe.

Diese Gedanken und Gefühle habe ich, als ich den Guerillakämpferinnen Ciwana und Evrim zuhöre. Sie sind zwei von vielen Kämpferinnen und Kämpfern, die im Widerstand von Heftanîn für die Befreiung eines Volkes kämpfen und an den Sieg glauben. Ciwana singt ein Lied und fängt dann an, über Heftanîn zu sprechen. Immer wieder fällt der bezeichnende Satz „Ev der Heftanîn e” – Hier ist Heftanîn. Ihre Worte beschreiben einen Widerstand, der in die Geschichte eingehen wird. Ciwana kann sich kaum halten, sie möchte der ganzen Welt lauthals verkünden, dass die Guerilla diesen Kampf gewinnen wird.

„Es ist dieser Geist, der siegen wird“, sagt Ciwana, „Das steht außer Zweifel. Am wichtigsten ist die Haltung der Freundinnen und Freunde, ihre Überzeugung und ihre Moral. Wir haben erklärt, dass der Feind keinen Schritt auf den Xantûr setzen wird, und mit dieser Überzeugung und Entschlossenheit handeln wir. Wir werden den Feind von dort vertreiben und immer am Xantûr bleiben. Wir werden dem Feind überall Schläge versetzen und für seinen Abzug sorgen. Das ist das Ziel, auf das wir uns konzentrieren. Die Antwort der Frauen auf den Feind ist heldenhaft. Hier ist Heftanîn, hier ist ein Ort des Widerstands. Es ist die Gegend von Rûbar, Rustem, Amara, Berfîn, Bêrîtan und Viyan. Das wird immer so bleiben. Hier lebt der Geist von Frauen wie Besê und Viyan weiter. Frauen und Männer kämpfen auf professionellem Niveau. Auf die feindliche Waffentechnologie und die brutalen Angriffe antworten die Freundinnen und Freunde mit ihrer Willensstärke“, sagt Ciwana.

Und dann stimmen die beiden Kämpferinnen ein Lied an – so laut, als ob ihnen gegenüber nicht nur eine kleine Kamera wäre, sondern alle Guerillaarmeen der Welt. Beide wissen, dass ihre Stimmen über diese kleine Kamera in die ganze Welt getragen werden. „Das Lied widmen wir der Guerilla, die überall in Kurdistan kämpft. Insbesondere singen wir es für die Kämpferinnen und Kämpfer aus allen vier Teilen Kurdistans, die in Heftanîn kämpfen. Ev der Heftanîn e!“

Und vielleicht ist das Freiheit, dieser kurze Moment, das Lachen der beiden Guerillakämpferinnen, und ihr Glauben an den Sieg.