Befreiung besetzter Gebiete ist der einzige Weg zu Sicherheit

Sozda Efrîn gehört zur Kommandantur der Frauenverteidigungseinheiten YPJ. Sie sagt, dass die Sicherheit von Nord- und Ostsyrien nur garantiert werden kann, wenn alle besetzten Gebiete befreit werden.

Sozda Efrîn, eine der Kommandantinnen der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ), hat sich gegenüber ANF zu den Aktivitäten der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) in Nord- und Ostsyrien sowie zur aktuellen Lage in den besetzten Gebieten geäußert. Mit Blick auf die Situation im Internierungs- und Flüchtlingslager Hol bei Hesekê sagt Sozda Efrîn, dass ein Wiedererstarken der Terrororganisation weitreichende Folgen für die Autonomiegebiete und Auswirkungen auf die Sicherheit in der gesamten Region hätte. „Das, was wir im Camp Hol derzeit beobachten, ist ein Versuch, den IS wieder aufleben zu lassen. In dem Lager werden Frauen, die das Leben nach IS-Regeln nicht akzeptieren und ein neues Leben zu organisieren versuchen, von IS-Dschihadistinnen ermordet und heimlich unter den Zelten vergraben. In dem Camp gab es Dutzende solcher und ähnlicher Verbrechen. Diese Tatsache zeigt, dass es mit dem IS nicht vorbei ist. Auch die Kinder dort werden nach der IS-Mentalität erzogen.“

Die Morde im Camp Hol

Das Camp Hol ist ein mit rund 60.000 Menschen belegtes Lager, in dem zehntausende Familienangehörige von IS-Mitgliedern untergebracht sind. Regelmäßig kommt es zu Morden, Anschlägen oder Propagandaaktionen. Oftmals handelt es sich bei den Täter*innen um IS-Frauen. Die Dschihadistinnen haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Menschen für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen die IS-Anhängerinnen, ihre tyrannische Herrschaft im Lager aufrechtzuerhalten. Dabei schrecken sie auch nicht vor Konfrontationen mit den Sicherheitskräften zurück.

Die Bedrohung für die Menschheit besteht weiter

„Die Reaktivierung des IS kann verhindert werden. Wir arbeiten mit Menschenrechtsorganisationen zusammen, um die IS-Mitglieder gerecht abzuurteilen“, sagt Sozda Efrîn. Im Camp Hol befinden sich etliche ausländische IS-Frauen. „Wir wollen, dass ihre Herkunftsländer sie zurücknehmen, erhalten auf internationaler Ebene aber keine Antwort auf unsere Ersuchen. Trotz unserer beschränkten Möglichkeiten versuchen wir, im Hol-Camp für Sicherheit zu sorgen. Wir möchten besonders auf die Kinder aufmerksam machen, die in Hol aufwachsen. Diese Kinder werden nach IS-Muster erzogen. Das zeigt, dass die Gefahr einer neuen IS-Generation besteht.“

Ein Wiedererstarken des IS bedrohe aber nicht nur die Autonomiegebiete, sondern die gesamte Weltgemeinschaft. Solange die inhaftierten IS-Mitglieder nicht vor Gericht gestellt werden, wird sich die Lage nicht stabilisieren, unterstreicht die YPJ-Kommandantin mit Blick auf die Existenz von Schläferzellen der Miliz.

„Reaktivierung des IS hängt mit Drohungen der Türkei zusammen“

Sozda Efrîn erinnert zudem an die zunehmenden Drohungen der Türkei gegenüber Nordostsyrien. Die Reaktivierung des IS und seiner Zellen sei nicht unabhängig von diesen Drohungen zu betrachten. Und auch die Besatzung und Unterdrückung durch die türkische Armee und ihre Milizen in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî stünden in direktem Zusammenhang zu der zunehmenden Eskalation im Camp Hol, so die YPJ-Kommandantin: „Es ist davon auszugehen, dass der türkische Staat versucht, den IS wieder aufleben zu lassen.“

„Wir werden die besetzten Städte befreien“

Sozda Efrîn betont, die YPJ werden alles unternehmen, um die Sicherheit der Bevölkerung von Nordostsyrien zu garantieren. An die Jugend appelliert die Kommandantin, für die Stabilität der Region einzutreten. „Als YPJ ist unsere Bereitschaft, die besetzten Gebiete zu befreien, ungebrochen. Denn die Befreiung von Efrîn, Girê Spî und Serêkaniyê wird eine Schlüsselrolle für die Sicherheit der Region spielen. Im Vertrauen auf unsere eigene Kraft werden wir siegreich sein. Als YPJ sind wir bereit, unser Leben für unser Land und unsere Bevölkerung zu opfern.“