Assad-Regime verschärft Embargo gegen Şehba

Das Regime in Damaskus hat mittlerweile alle Wege in die selbstverwaltete nordsyrische Region Şehba geschlossen und lässt keine Lebensmittel mehr in das unfruchtbare Gebiet.

Trotz Konkurrenz und vielen weiteren Konflikten haben das AKP/MHP-Regime in Ankara und das Baath-Regime in Damaskus ein gemeinsames Ziel: Die selbstverwalteten Regionen in Nordsyrien zu vernichten. Diese Regionen stellen eine demokratische Alternative zu ihren diktatorischen Systemen dar, daher greifen beide Seiten auf Dschihadisten und Söldner, aber auch auf ein umfassendes Embargo zurück. Während die Türkei die Wasser- und Stromversorgung sabotiert, geht das syrische Regime von Süden her gegen die Lebensmittelversorgung vor.

Das Regime hat sämtliche Zufahrtsstraßen in die selbstverwaltete Region Şehba geschlossen und lässt keine Lebensmitteltransporte mehr durch. Während Ostsyrien über eine ausreichende Nahrungsmitteleigenproduktion verfügt, steht die isolierte Şehba-Region vor großen Schwierigkeiten. Şehba ist vor allem Wüste. Vor dem Angriff auf Efrîn lebten dort 90.000 Menschen. Nach der Besetzung von Efrîn durch die Türkei stieg die Zahl der Einwohner*innen auf über 200.000 an. Die Binnenflüchtlinge leben in Hausruinen und fünf großen Flüchtlingslagern. Damit entstehen große Versorgungsprobleme, die bisher durch Handel mit Orten wie Şêx Meqsûd in Aleppo und den anderen selbstverwalteten Gebieten sowie dem Süden Syriens gedeckt werden konnten. Durch das Embargo ist dies jetzt nicht mehr möglich.

Es gibt zwei Zufahrtsstraßen aus Aleppo nach Şehba. Eine führt durch Efrîn-Şerawa, die andere durch Ehdas in Şehba. Auf der Strecke zwischen Aleppo und Şehba befinden sich Dutzende Kontrollpunkte des Regimes. Mit der türkischen Invasion in Efrîn wurde über die Region Şêrawa ein schweres Embargo verhängt. Der Westen ist von der Türkei besetzt, der Osten steht unter der Kontrolle des Regimes. Besonders betroffen sind die Dörfer Meyase, Zirnaatê, Birc Qas, Kilûte, Mezin und Başemra. Aber auch Şehba steht mittlerweile unter diesem Druck. Weder Brennstoff noch Lebensmittel dürfen die Kontrollposten passieren. Alles wird vom Regime beschlagnahmt.

Totalsperre seit Montag

Seit Montag sind die Straßen nach Şehba komplett gesperrt. Jeglicher Verkehr und jede Form von Hilfe darf nicht mehr passieren. Immer wieder werden an den Kontrollpunkten Menschen aus Efrîn unter dem Vorwurf festgenommen, sie hätten Verbindungen zur Selbstverwaltung.

Die Selbstverwaltung versucht, den Schutzsuchenden nach Möglichkeit zu helfen und die Einschränkungen durch das Embargo zu minimieren. Die Kommunalverwaltungen sorgen für den Tagesbedarf und für kostenfreie Stromversorgung. Der Zeitraum, in dem Strom geliefert werden kann, musste allerdings aufgrund des Embargos ebenfalls eingeschränkt werden.

Pandemie und Angriffe

Gleichzeitig wächst die Furcht vor der Pandemie. Es mangelt an medizinischer Versorgung und aufgrund des Embargos auch an Medikamenten. Hilfsorganisationen engagieren sich praktisch nicht in Şehba, sie beobachten lediglich die Lage. Dazu kommen täglich neue Angriffe von Seiten der Türkei und ihrer Söldner.