Was macht die PDK mit den Waffen der internationalen Koalition?

Während die Angriffe des IS in Südkurdistan zunehmen, werden von Deutschland gelieferte Waffen zur Unterstützung der türkischen Truppen in den Medya-Verteidigungsgebieten eingesetzt.

Die Territorialherrschaft des sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) ist in Südkurdistan noch nicht beendet. Seit Oktober 2017 herrscht der IS in einem mehrere hundert Kilometer breiten Streifen vom Berg Qereçox bis Neftxanê in Xaneqîn an der Grenze nach Ostkurdistan (Iran). Er ist in dieser „Sicherheitslücke“ äußerst aktiv, und es existiert dort keine andere Macht außer ihm. Von diesen Gebieten aus organisiert er seine Angriffe, und die Situation in der Region wird immer gefährlicher.

Über 100 Dörfer wegen IS verlassen

Nicht nur die Peschmerga, sondern vor allem die Zivilbevölkerung ist vom IS bedroht. Allein in Xaneqîn und Germiyan wurden mehr als 100 Dörfer aufgrund der Angriffe und Drohungen verlassen.

Durchschnittlich finden zwei IS-Angriffe wöchentlich statt. Diese Woche schlug der IS im Dorf Kuleco und in der Gemeinde Kifri zu. Dabei wurden sechs Peschmerga getötet und sieben verletzt. Die Peschmerga-Kommandanten in der Region warnen vor der Bedrohung durch den IS und sehen insbesondere bei der südkurdischen Regierung die Verantwortung für die drastische Verschlechterung der Sicherheitslage. Ihrer Ansicht zufolge werden die Peschmerga in der Region mit der Situation allein gelassen und stehen auf verlorenem Posten.

IS-Angriffe sind nur durch Verantwortungslosigkeit von PDK-Regierung möglich“

Emid Dilêr Shikur, Kommandant der 3. Infanteriebrigade der Peschmerga, erklärt gegenüber RojNews: „Die Sicherheitslücke und die Geografie der Region haben das Gebiet zum Zentrum des IS gemacht. Um ihn zu eliminieren, müssten die Peschmerga Operationen mit fortschrittlicheren Waffen und mehr Einheiten starten.“

Aram Nuri, einer der Verantwortlichen für die 5. Peschmerga-Brigade, sagte, die Angriffe des IS seien durch die Verantwortungslosigkeit und Ignoranz der Regierung der Region Kurdistan und des Peschmerga-Ministeriums erst möglich: „Wir fordern seit zwei Jahren Wärmebildkameras und fortschrittliche Waffen, aber unsere Forderungen werden nicht erfüllt. Wir haben nicht die notwendigen Waffen, den Sprengstoff oder militärische Ausrüstung in unserer Basis. Auch ist die Front sehr weit gedehnt. Wir brauchen mehr Kräfte.“

PDK riss Koalitionswaffen an sich

Dies geschieht, während weiterhin Waffen von der internationalen Koalition gegen den IS an die südkurdische PDK-Regierung geliefert werden. Offenbar kommen diese Waffen jedoch nie im Kampf gegen den IS an. Wohin gehen die Waffen also?

Ein verantwortlicher Peschmerga, der am Kampf gegen den IS teilnimmt, aber aus Sicherheitsgründen unerkannt bleiben will, berichtet, dass die PDK die Waffen der Koalition an sich gerissen habe: „Die PDK verfügt über sehr teure und einzigartige Waffen zum Einsatz gegen den IS. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie PDK-Kräfte in das Peschmerga-Ministerium kamen. Sie haben wiederholt große Mengen von Waffen und Ausrüstung aller Art in die Gebiete Barzan und Beroje abtransportiert. Niemand außer ihnen weiß, wofür sie diese verwenden. Die PDK verkauft sie, um sie nicht an die Herkunftsländer zurückgeben zu müssen. Zu diesen Waffen gehörten M4, Voltaire, Milan, intelligente Raketen, Projektile, Panzerfahrzeuge und Panzer.“

Er berichtet aus eigener Anschauung: „Im Jahr 2015 hatten die Koalitionsstreitkräfte 48 Hummer zum Kampf gegen den IS geliefert. Die PDK nahm sie jedoch an sich und versteckte sie. Sie bemalten sie und sagten, sie hätten sie aus Korea und Jordanien bekommen.“

Was ist mit den Waffen passiert?

Nach Angaben des Kommandeurs wusste niemand, was die PDK mit den Waffen machte, bis diese in die Guerillagebiete gebracht wurden. „Die Waffen, die zur Bekämpfung des IS geliefert wurden, werden in Guerillagebiete verlegt und gegen Kurden eingesetzt. Das geschieht auf Ersuchen der Vereinigten Staaten und der Türkei.“

Deutsche Waffen landen offensichtlich vor allem auch bei der von der Türkei ausgebildeten PDK-Söldnereinheit „Roj-Peschmerga“. So waren zum Beispiel moderne Panzerfahrzeuge der Bundeswehr vom Typ Dingo der Bundeswehr nicht im Kampf gegen den IS eingesetzt, sondern an die Roj-Peschmerga übergeben worden, die diese umgehend gegen die Selbstverwaltung der Şengal-Region einsetzten. Die Roj-Peschmerga dienen als Spezialeinheiten der PDK gegen die kurdische Freiheitsbewegung und werden unter anderem in den Medya-Verteidigungsgebieten eingesetzt. Dort sind sie in schwere Kriegsverbrechen verwickelt. So liegen Aufnahmen vor, die belegen, dass PDK-Einheiten unter anderem Dingos aus deutscher Lieferung in die Rückzugsgebiete der PKK-Guerilla verlegt haben. Dies stellt einen von der Bundesregierung geduldeten offenen Vertragsbruch der Endverbleibserklärung dar. Innerhalb der vergangenen anderthalb Jahren schickte Mesrûr Barzanî 21 Transporte mit Koalitionswaffen in die Medya-Verteidigungsgebiete. Dreizehn Guerillakämpfer:innen wurden bei Angriffen und Hinterhalten von PDK-Kräften getötet bzw. extralegal hingerichtet. Damit wird der Krieg der Türkei und der mit ihr Verbündeten PDK mit Waffen der internationalen Anti-IS-Koalition geführt.