Türkei: Sesamkringel werden zum Luxus

Mit dem kontinuierlichen Zusammenbruch der türkischen Lira klagen auch die Simit-Händler über eine 50-prozentige Preisersteigerung für Sesamringe. Die Zutaten müssen importiert werden und sind daher direkt von der Krise betroffen.

Durch die Erhöhung des Dollarpreises steigen in der Türkei die Preise von Importwaren. Dies betrifft auch Zutaten wie Mehl, Butter und Sesam für Gebäck und macht den Einkauf von Simit, den beliebten Sesamringen, zu einem Luxus. In Mersin stieg der Preis für diese Zutaten um 100 Prozent, was sich in einer 50-prozentigen Erhöhung des Preises der Sesamringe niederschlägt.

Zur Verteuerung gezwungen

Mehmet Demir lebt seit zehn Jahren vom Simit-Verkauf. Er spricht von einem gravierenden Geschäftseinbruch aufgrund der Verteuerung: „Die Preise der Zutaten, die wir benutzen, haben sich verdoppelt. Aber wir schlagen nur 50 Prozent auf die Sesamringe. Schauen Sie, während wir noch vor zwei Monaten für einen 25-Kilo-Sack Sesam 200 TL bezahlt haben, kostet er mittlerweile 400 TL. Ein 50-Kilo-Sack Mehl kostete 68 TL, mittlerweile sind es 110 TL. Für Butter haben wir zwischen 65 und 70 TL bezahlt, jetzt sind es 120 TL. Und auch die Papiertaschen, in denen wir die Simits verkaufen, haben sich um einhundert Prozent verteuert.“

„Wir mussten drei Mitarbeiter entlassen“

Der Umsatz sei um 60 Prozent eingebrochen und die Käufer*innen reagierten ärgerlich auf die Verteuerung, kritisiert Demir. Er erwarte auch eine baldige Verteuerung des Brots. „Wir waren gezwungen, drei der Mitarbeiter dieser Bäckerei zu entlassen. Normalerweise haben wir hier pausenlos Simits hergestellt. Aber heute sitzen wir stundenlang rum, ohne etwas zu tun.“

„Medien verbreiten Unwahrheiten“

Zur Berichtserstattung türkischer Medien hinsichtlich der Krise sagt Demir: „Es gibt Medien, die verbreiten Unwahrheiten. Sie schreiben das, was man ihnen von Oben vorgibt. Es gibt eine ernste Krise bei der Bevölkerung. Die Kaufkraft ist am Ende aber die Medienanstalten tun so, als ginge es allen Gut und es gäbe keine Krise. Aber die Wahrheit ist offensichtlich. Diejenigen, die behaupten es gäbe keine Krise sollen hierherkommen und sich die Situation anschauen. Die Zahl der in Mersin geschlossenen Läden ist ebenfalls offensichtlich. Wir sind am Ende. Warum gibt es die Krise? Weil weder eine nationale noch eine regionale Produktion übriggelassen wurde. Alles wird importiert. Sogar die Dinge, die wir selbst produzieren müssten, holen wir uns von außen. Das ist der Grund für die ganze Verteuerung.“

„Das nimmt kein gutes Ende“

Vor der Krise lief das Geschäft sehr gut, berichtete auch Cumali Serin. Täglich seien 3.000 Sesamringe produziert worden. Jetzt sei die Situation sehr schlecht. „Sowohl die Simitverkäufer, die Kunden und auch die Produzenten wurden von der Verteuerung hart getroffen. Die Straßenverkäufer sagen allesamt, dass sie der Arbeit nicht mehr nachgehen können. Das nimmt kein gutes Ende.“