Murat Karayilan: Die Guerilla der demokratischen Moderne

„Dieses Jahr muss das Jahr der Guerilla der demokratischen Moderne werden. Das ist die Aufgabe, die vor uns liegt“, erklärt der HPG-Kommandant Murat Karayilan in einem Beitrag bei Gerîla TV.

Murat Karayilan, Kommandant des zentralen Hauptquartiers der Volksverteidigung, hat sich im Onlineportal Gerîla TV zu der seit zwei Monaten andauernden Guerillaoffensive geäußert. Die Neustrukturierung der Guerilla sei zur Hälfte abgeschlossen und habe zu wichtigen Ergebnissen geführt, so der HPG-Kommandant.

Karayilan erinnerte zunächst an die „Mai-Gefallenen“ der kurdischen Befreiungsbewegung und schloss daran eine Analyse der neuen Kampfweise der Guerilla an. Im Zentrum des Krieges des türkischen Staates stehe die Ermittlung nachrichtendienstlicher Informationen, parallel dazu werde modernste Technologie eingesetzt. Die Guerilla habe entsprechend vor drei Jahren eine neue Phase eingeleitet, in der sie sich darauf konzentriere, die türkische Kriegstaktik zu unterlaufen.

„Unser Projekt der Neustrukturierung ist zur Hälfte abgeschlossen. In diesem Jahr wollen wir es vollenden. Durch den Einsatz der Gefallenen und von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] haben wir ein hohes Niveau erreicht. Dieses Niveau bezeichnen wir als ‚Guerilla der demokratischen Moderne‘. Die Zeit der klassischen Guerilla ist vorbei. Die Guerilla geht nicht mehr offen in Dörfer und lässt sich überall blicken. Heute bewegt sich die Guerilla wie ein Geist. Sie ist nirgendwo zu sehen, aber sie ist überall. Sie lässt sich nicht blicken, aber sie beobachtet den Feind. Sie lässt sich nicht kontrollieren, sondern überwacht den Feind. Das ist die Art und Weise der heutigen Guerilla.“

Diese Taktik sei inzwischen erprobt und habe zu wichtigen Ergebnissen geführt, erklärte Karayilan. Jetzt gehe es darum, diese Methode „auf der Linie von Rêber Apo und den Gefallenen“ zu vertiefen. Das erfordere Ernsthaftigkeit, Disziplin und konspiratives Verhalten, um den Feind ins Leere laufen zu lassen. Dabei seien greifbare Fortschritte erzielt worden.

„Seit April sind nunmehr fast zwei Monate vergangen. Die Situation in allen Guerillagebieten ist von uns ausgewertet worden. Ganz allgemein lässt sich festhalten, dass überall ein bestimmtes Niveau erreicht ist. In allen Gebieten finden Aktionen statt. Einige davon waren äußerst effektiv“, so Karayilan. Von Dersim über Serhat, Botan, Amed bis Garzan seien überall Bemühungen zu erkennen. Diese müssten fortgesetzt und vertieft werden. „Dieses Jahr muss zum Jahr eines großen Widerstands gemacht werden. Es muss das Jahr der Guerilla der demokratischen Moderne werden. Das ist die Aufgabe, die vor uns liegt.“

Die Guerilla des 21. Jahrhunderts müsse die Informations- und Waffentechnologie des Feindes unterlaufen, führte Karayilan weiter aus: „Diese Aufgabe haben uns Rêber Apo und die Gefallenen gegeben. Wenn wir uns auf diesen Aspekt konzentrieren, kommen wir dem Sieg näher. Damit können wir die Gefallenen weiterleben lassen und ihrem Gedenken gerecht werden. Auf diese Weise können wir Rache üben. Auf diese Weise werden wir die Träume unseres Volkes, der Mütter und Kinder dieses Landes, Wirklichkeit werden lassen.“