„Ji bo Azadiyê” kommt nach Deutschland

Der von der Filmkommune Rojava produzierte Film „Ji bo Azadiyê” des Regisseurs Ersin Çelik läuft im März in einigen ausgewählten Kinos in Deutschland.

Der deutsche Kinostart für „Ji bo Azadiyê” (Für die Freiheit, englischer Titel: The end will be spectacular) steht fest. Im März läuft der Film des Regisseurs Ersin Çelik in ausgewählten Kinos in einer Reihe von Großstädten in der Bundesrepublik.

„Ji bo Azadiyê”, produziert von der Filmkommune Rojava und der katalanischen Dokumentarfilmerin Alba Sotorra, thematisiert den vom Dezember 2015 bis März 2016 andauernden Widerstand der zivilen Verteidigungseinheiten YPS gegen die Belagerung des türkischen Militärs im Stadtteil Sur von Amed (Diyarbakir). Es ist die wahre Geschichte einer Gruppe junger Menschen, die Sur nach Ausrufung der Ausgangssperre nicht verließen und ihr Viertel 100 Tage lang gegen die zweitgrößte NATO-Armee verteidigten. Das Drehbuch für den Film enstand auf der Grundlage von Tagebüchern der Toten und Zeugenaussagen der Überlebenden, von denen einige sogar im Film mitspielen.

Gedreht wurde „Ji bo Azadiyê” in Kobanê, inmitten eines anderen Krieges. Seine Premiere feierte der Film auf dem 25. Internationalen Filmfestival im indischen Kalkutta. Für Aufregung hingegen hatte die Entscheidung der südkurdischen Sicherheitsbehörden gesorgt, die Vorführung des Films in Silêmanî zu unterbinden.

Der HPG-Kämpfer Rûbar Şervan (Cihan Sever) spielt in „Ji bo Azadiyê”die Rolle des Kommandanten Çiyager Hêvî (Cihat Türkan), der den Widerstand gegen die türkische Belagerung von Sur anführte. Am 25. Oktober ist er in Heftanin bei der Verteidigung Südkurdistans gegen die türkische Besatzung ums Leben gekommen. Kurz zuvor konnte er noch eine erste Version des Films im Rohschnitt sehen.

Eine Übersicht der Kinos, in denen „Ji bo Azadiyê” laufen wird, und die Vorstellungstermine lauten:

Berlin (Deutschlandpremiere):

13. März, Babylon Kino (Kino 1, 2 und 3), 19.00 Uhr

Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin

Köln:

14. März, Filmforum NRW (im Museum Ludwig), 17.00 Uhr und 19.00 Uhr

Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln

Hamburg:

15. März, Zeise Kinos (Kino 1, 2 und 3), 17.00 Uhr

29. März, Zeise Kinos (Kino 1), 17.00 Uhr

Friedensallee 7-9, 22765 Hamburg

Attendorn:

22. März, Jac Attendorn (Kino 1 und 2), 17.30 Uhr

Am Zollstock 8, 57439 Attendorn

Kiel:

27. März, Kommunales Kino in der Pumpe, 18.30 Uhr

Haßstraße 22, 24103 Kiel

Stuttgart:

27. März, EM - innenstadt.kinos (Gloria), 20.00 Uhr

29. März, EM - innenstadt.kinos (Gloria), 17.00 Uhr

Königstr. 20 (Passage), 70173 Stuttgart

Türkische Militärbelagerung kurdischer Städte

Nachdem die Demokratische Partei der Völker (HDP) bei den Parlamentswahlen im Juni 2015 mehr als dreizehn Prozent der Stimmen bekam und damit das Streben Erdoğans nach einem Präsidialsystem abbremste, verkündete der türkische Staatspräsident das Ende des Friedensprozesses mit der PKK. Dies hatte zur Folge, dass der schmutzige Krieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung wieder ausgeweitet wurde. Wenige Wochen später drangen am 7. August 2015 türkische Sicherheitskräfte in Silopiya (Provinz Şirnex/Şırnak) unter dem Deckmantel „Operation“ in die Viertel Zap und Barbaros ein. Im Grunde handelte es sich dabei um einen Kleinkrieg, den drei Zivilisten nicht überlebten. 15 weitere Menschen gerieten ebenfalls ins Visier der vermeintlichen Sicherheitskräfte. Sie überlebten die Verletzungen, die ihnen Scharfschützen zugefügt hatten, nur knapp.

Als Reaktion auf die systematische Unterdrückung und Repressionspolitik Erdoğans und seiner AKP wurde wenige Tage später in einer Reihe kurdischer Städte und Gemeinden die Selbstverwaltung proklamiert, die den demokratischen Gegenentwurf zu dem von der AKP vorgeschlagenen totalitären „Präsidialsystem“ darstellte. Nordkurdistan diskutierte damals schon länger die autonome Organisation im Stil von Kantonen, deren Verständnis die Antithese zur offiziellen Ideologie des türkischen Staates und seinem strikt zentralistischen und bürokratischen Verständnis bildet. Ankara reagierte mit voller Härte gegen die selbstverwalteten Orte. Der über mehrere Monate andauernden Militärbelagerung in Städten wie SûrŞirnex, Cizîr und Nisêbîn fielen Hunderte Menschen zum Opfer, die genaue Zahl ist noch immer nicht bekannt. Nach Angaben der HDP kamen allein in Cizîr mindestens 280 Menschen ums Leben, viele von ihnen in den berüchtigten Todeskellern. In 262 Fällen konnte die Identität der Opfer festgestellt werden, weitere 18 Menschen sind noch immer auf dem Friedhof der Namenlosen begraben. Die Städte existieren teilweise nicht mehr und sind vom Staat regelrecht dem Erdboden gleichgemacht worden. So wurden beispielsweise in Nisêbîn sechs der fünfzehn Stadtteile im Zentrum der Stadt vollständig zerstört und rund 6.000 Gebäude abgerissen oder schwer beschädigt. Mindestens 30.000 Menschen verloren ihr zu Hause.